Feuer frei
Erst gut ein Jahrzehnt ist es her, dass Chris Cocalis in Arizona Pivot Cycles gegründet hat. Doch längst gehört die US-Brand zu den Edelmarken. Kein Wunder: Cocalis' erklärtes Ziel ist es, die besten Bikes der Welt zu bauen. Wird die neueste Version des Pivot Firebird mit 29-Zoll-Laufrädern diesem Anspruch gerecht?
Im Downhill bietet das Firebird 29 viel Reserven, ist wendig und gleichzeitig laufruhig – nur Fliegen ist schöner.
Richard Cunningham nennt ihn in einem Porträt auf Pink Bike einen «pathologischen Perfektionisten». Chris Cocalis kann anstrengend sein, wenn es um technische Details geht. Auf der Pivot-Website erklärt er: «Es reicht nicht, einer der Besten zu sein. Wir wollen in jeder Kategorie, in der wir antreten, die besten Bikes bauen.» Wäre Cocalis nicht Cocalis, könnte man das als vollmundigen Marketing-Spruch abtun. Aber dieser Mann meint es ernst. Fast sein ganzes Leben hat er dem Bike gewidmet – zunächst als BMX-Pilot, dann als Gründer von Titus Cycles und seit 2007 nun mit Pivot. Als Verbündete hat Cocalis erfahrene Bike-Experten um sich geschart. Neueste Kreation dieses eingeschworenen Teams: das Pivot Firebird 29 Pro.
Agil und trotzdem laufruhig
Ziel war es, mit dem neuen Firebird 29 scheinbar unvereinbare Gegensätze miteinander zu verschmelzen. Das Bike sollte agil und trotzdem laufruhig sein. Bei der Geometrie entschieden sich die Designer deshalb für kurze Kettenstreben, eine lange Front und einen flachen, leicht variierbaren Lenkwinkel. Darüber hinaus sollte das Bike leicht genug für flinke Uphills sein, aber gleichzeitig mit bombenfestem Rahmen und stabilen Komponenten, die auch in hartem Gelände und bei fetten Sprüngen nicht in die Knie gehen. Die Wahl fiel auf einen 3,2 Kilo leichten Carbon-Rahmen. Die stabile und breite Verbindung von Hauptrahmen und Hinterbau erlaubt eine hohe Steifigkeit. Mithilfe von Flip-Chips lässt sich der Hinterbau von 29-Zoll- auf 27,5-Plus-Laufräder umbauen. Sonst noch Wünsche? Ja. Viel Federweg! Und so arbeitet vorne eine Fox Factory 36 Grip2 Gabel mit 170 mm. Der Hinterbau bietet satte 162 mm Federweg. Wir waren gespannt, wie all das in der Praxis harmonieren würde. Also Feuer frei!
MASSARBEIT: Eine Delle nach Mass macht Platz für den Ausgleichsbehälter des Fox Float X2 Dämpfers.
KRAFTMEIER: Die im Tretlagerbereich breite und massiv abgestützte Rahmen- und Hinterbaukonstruktion erlaubt spritzige Antritte und sorgt für Stabilität bei der Landung nach Sprüngen.
Spielerisch über Felsen und Wurzeln
Nach wenigen Kurven auf dem Trail bergab ist klar: Das Bike will spielen. Locker, flockig und agil jagt es ums Eck. Mit klarem Aufforderungscharakter: mehr Gas! Grössere Stufen nimmt es mit links, als hätte es Schwingen, fliegt es geradezu über die Hindernisse und bleibt trotzdem jederzeit gut kontrollierbar. Dann ein knackiger Zwischenanstieg. In angenehm aufrechter Sitzposition klettert das Bike gut, ist spritzig im Antritt, erfordert an sehr steilen Rampen jedoch eine aktive Gewichtsverlagerung, um das Vorderrad am Boden zu halten. Die Übersetzung der Shimano XTR (1x11) passt für die Anstiege. Doch Zeit für die nächste Abfahrt. David, der Downhiller im Test-Team nutzt ein paar grössere Wellen und Felsen als Absprungrampe, landet kontrolliert und wuselt schon im Slalom durch die nächsten Kurven. Sein Eindruck: «Sehr sattes, potentes Fahrwerk, ideal, um mit Liftunterstützung Trails zu ballern.» Der 800-mm-Lenker bringt souveräne Kontrolle. Ein Bike, an dem selbst Perfektionisten kaum etwas auszusetzen haben dürften. Naja, vielleicht die klappernden Züge im Rahmeninneren. Das hat sich mit wenigen Handgriffen am geschraubten Kabelport erledigt – dann ist wohl auch Chris Cocalis zufrieden.
SCHÖN CLEAN: Der 3,2 Kilo leichte Carbonrahmen im modernen, eckigen Stealth-Design wirkt clean und dank Kabelführung im Rahmeninneren aufgeräumt.
VARIABEL: Der Hinterbau lässt sowohl den Einsatz von 29-Zoll-Laufrädern als auch 27,5-Plus-Pneus zu. Per Flip-Chip lässt sich die Geometrie entsprechend verändern. An der Front lässt sich der Lenkwinkel durch entsprechende Steuersatzschalen um 0,5 Grad variieren.
Simon Ruchti
Geschäftsführer Pivot Import Schweiz
Geschäftsführer Pivot Import Schweiz
«Das Pivot Firebird 29 setzt die Benchmark für Longtravel-29er: Der DW-Link-Hinterbau generiert 162 Millimeter aktiven Federweg für maximale Downhill-Performance und ist dennoch absolut antriebsneutral. Das Ganze verpackt in eine sehr progressive und moderne Geometrie, mit kurzen Kettenstreben und einigen cleveren Detaillösungen.»
Pivot Firebird 29 Pro
Spezifikationen
Preis | 7474 CHF |
Grössen | S,M,L,XL |
Material | Carbon |
Federgabel | Fox Factory 36 Grip2 |
Dämpfer | Fox Performance Float X2 |
Schaltung | Shimano XTR 1x11 GS |
Schalthebel | Shimano XT 1x11 |
Kurbel | Race Face Aff ect (30 T) |
Bremsen | Shimano XT 4-Kolben |
Laufräder | DT Swiss 29 M1700 |
Reifen | Maxxis, vo.: Minion DHRII WT 29 x 2,5 hi.: Minion DHRII WT 29 x 2,4 |
Lenker | Phoenix Team Carbon, 800 mm |
Vorbau | Phoenix Team Enduro, 45 mm |
Stütze | KindShock LEV Integra, 150 mm |
Sattel | Hightail Trail Pro |
Website | www.pivotcycles.com |
Geometrie & Daten (Grösse M)
1 Lenkwinkel | 65 / 65.5° |
2 Sitzwinkel | 74,5 / 75° |
3 Kettenstrebe | 431 / 429 mm |
4 Radstand | 1217 / 1216 mm |
5 Tretlager Höhe | 348 / 354 mm |
6 Sitzstrebe | 425 mm |
7 Oberrohr (horiz.) | 625 / 624 mm |
8 Steuerrohr | 105 mm |
9 Reach | 455 / 460 mm |
10 Stack | 613 / 609 mm |
Federweg vorn | 170 mm |
Federweg hinten | 162 mm |
Gewicht | 14.05 kg |