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IMBA Schweiz
Dave Spielmann im Gespräch

Text: Thomas Werz
21.04.2021

«Wir Biker müssen uns organisieren»

Vom kleinen Ärger mit dem Förster bis zum Pumptrack-Projekt des Bikeclubs: Oft fehlt es Bikern an der nötigen Lobby. «Es ist Zeit, sich besser zu organisieren und zu vernetzen», sagt Dave Spielmann, Geschäftsführer der IMBA Schweiz. Wir haben ihn digital zum Gespräch getroffen.
BORN: Hoi Dave. Seit vergangenem Herbst hältst du bei der IMBA Schweiz die Zügel als Geschäftsführer in der Hand. Für alle, die nicht wissen, was die IMBA macht: Was ist denn die Hauptaufgabe?
Dave Spielmann: Die IMBA Schweiz setzt sich für die Interessen der Mountainbiker in der Schweiz ein. Wir wollen sicherstellen, dass wir auf nationaler Ebene der Ansprechpartner sind und hier als Sprachrohr für die vielen Organisationen sowie die Mountainbiker-Basis agieren.

Wie ist es denn generell um das Mountainbiken in der Schweiz, vielleicht auch im Vergleich zu unseren Nachbarländern, bestellt? 
Mountainbiken ist im touristischen Bereich in fast allen Regionen der Schweiz längst angekommen. Im Naherholungsbereich wird Biken jedes Jahr beliebter. Eine aktuelle Studie zeigt, dass es bei uns mehr Mountainbiker als registrierte Fussballer gibt. Allerdings sind die Bedingungen, welche die Biker in der Schweiz vorfinden, regional sehr unterschiedlich. Da haben wir noch viel Arbeit vor uns.

Mit welchen unterschiedlichen Interessenverbänden hast du in deiner Arbeit vor allem zu tun?
Wir haben mit dem ganzen Spektrum von Interessen zu tun – vom Umweltschutz über die Wanderer bis hin zu den Jägern. Zudem sind wir stark in der Zusammenarbeit mit den Behörden involviert, um hier die Interessen der Mountainbiker zu positionieren und zu vertreten.

Foto: Fuchs Movesa
IMBA Schweiz Dave Spielmann im Gespräch
Dave Spielmann ist in der Schweiz ein wahrer «Tausendsassa» auf dem Bike: Bike-Guide, Experte, Mitglied der Ausbildungsleitung von Swiss Cycling Guide - und seit Herbst 2020 Geschäftsführer der IMBA Schweiz. Ach ja, auf dem Bike sitzt er dann und wann auch noch.

«Als einzelner Biker ist man nicht ansprechbar»

Wenn man den Profisport betrachtet, spielen Schweizer Biker in allen Disziplinen vorne mit. Sorgt das auch für eine grössere Akzeptanz des Sports in der Bevölkerung?
Wir haben in der Schweiz das Glück, dass seit Generationen unsere Biker in der Weltelite vertreten sind. Und natürlich hilft es, dass wir Personen wie Thomas Frischknecht, Jolanda Neff, Nino Schurter, die Gehrig Twins und viele andere tolle Sportler als Vertreter dieses Sports haben. Meiner Meinung nach sorgt das dafür, dass sich viele Leute für den Sport begeistern und Mountainbiken immer wieder eine grosse Aufmerksamkeit generiert. Doch ob das überall die Akzeptanz fördert, bin ich mir nicht sicher. Es hilft aber sicher.

Mountainbiken ist vor allem eine Individualsportart. Man trifft sich mit Kollegen und geht auf Tour. Warum ist es denn wichtig, dass sich die Biker organisieren und verknüpfen?
Es ist sogar immens wichtig, denn ohne eine Organisation können die Bedürfnisse und Interessen nicht transportiert werden. Und ohne die Organisation ist man als einzelner Biker auch nicht ansprechbar für Behörden, andere Interessengruppen, die Industrie und viele mehr. Die bestehende Infrastruktur muss weiterentwickelt werden, um den Bedürfnissen aller Nutzer gerecht zu werden. Wenn wir Biker uns nicht organisieren, dann sorgt dies für nicht ausgeglichene Lösungen und viel Frust. Ein Pendant zu den Bikern sind die Schweizer Wanderwege. Diese Organisation gibt es seit bald 90 Jahren. Wir sind «die Neuen» und deshalb ist es wichtig, dass wir uns besser organisieren.
IMBA Schweiz Dave Spielmann im Gespräch

Zur Person: Dave Spielmann

Wenn es ums Mountainbike geht, trifft der Begriff «Tausendsassa»  die Charakterisierung von Dave Spielmann ziemlich gut. Und das auf Toplevel: Er ist Bike-Guide, Experte, Mitglied der Ausbildungsleitung von Swiss Cycling Guide ... und seit Herbst 2020 auch Geschäftsführer der IMBA Schweiz. Hier kann er seine Bike-Skills perfekt mit seiner Erfahrung als Manager kombinieren. Nach zehn Jahren im Engadin lebt er mit seiner Familie seit 2021 in Chur. Weitere Inofs zu Dave gibt's hier: allaboutmtb

IMBA Schweiz

Die IMBA Schweiz ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die nachhaltige Förderung des Mountainbike-Breitensports auf nationaler Ebene einsetzt. Der Verein wurde 2019 gegründet und sieht sich als übergeordnete Interessenvertretung und als Ansprechpartner zu den Akteuren aus Tourismus, Breitensport, Industrie, Umwelt und Planung sowie der Politik. Priorität hat die Entwicklung und Förderung einer nachhaltigen Mountainbike-Infrastruktur. Weitere Informationen unter imbaschweiz.ch
IMBA Schweiz Dave Spielmann im Gespräch

#getinvolved: Ob Privatperson oder Verein – jeder kann sich engagieren

Die IMBA wirbt in den Social Media mit dem Hashtag #getinvolved. Welche Möglichkeiten habe ich denn als einzelner Biker oder als Bike-Verein, mich zu involvieren?
#getinvolved ist der Anfang. Aktuell kann man die IMBA als Privatperson mit einem Spendenbeitrag unterstützen, ab dem Frühling 2021 kann man auch als Gönner mit dabei sein. Die Vereine und Organisationen sowie die Unternehmen können sich als Kollektiv-Mitglieder in der IMBA einbringen. Alles ist noch in der Aufbauphase und wird laufend optimiert. Spenden können alle und immer.

Wie unterstützt die IMBA regional oder lokal vor Ort? Vermutlich sind hier die Hauptthemen meist die lokale und vor allem die legale Infrastruktur?
Es ist unglaublich, mit wie vielen lokalen Projekten ich in der kurzen Zeit schon zu tun hatte. Wir versuchen, die lokalen Projekte zu beraten, die Vernetzung untereinander zu verbessern, die Interessen an und mit jeweiligen Behörden zu adressieren und vieles mehr. So konnten wir aktuell gerade helfen, den Vorstand der neuen IG Mountainbike Luzern zu komplementieren. Jedoch können wir uns aus Kapazitätsgründen nicht auf jedes einzelne Projekt konzentrieren. Denn die Arbeit auf nationaler Ebene und der Aufbau der ganzen Struktur nehmen derzeit noch sehr viel Zeit und Energie in Anspruch.

Gibt es derzeit grössere Projekte, bei denen sich die IMBA engagiert? 
Das grösste Projekt ist sicher das «Swiss Mountainbike Project», welches in vier Schritten die Themen Umwelt, Trail-Bau, Infoplattform und Tourismus bearbeitet. Dieses Projekt wird vom SECO unterstützt und läuft rund drei Jahre. Die IMBA ist verantwortlich für dieses Projekt, die Ergebnisse sollen dann allen Stakeholdern im Mountainbike-Segment und vor allem den Bikerinnen und Bikern zugutekommen. Ein weiteres grosses Projekt ist natürlich die nationale Vernetzung und die Organisation. Zudem sind wir dabei, uns international zu vernetzen, über den Tellerrand hinauszuschauen und zu lernen und dadurch vorwärts zu kommen. Auf nationaler Ebene läuft der ständige Austausch unter anderem mit SchweizMobil, Bundesamt für Strassen (Astra) oder auch den anderen Veloverbänden. Es passiert sehr viel, doch die Mühlen mahlen auch hier nicht schneller als anderswo.

Corona hat 2020 dem Velo generell einen enormen Boom beschert, mehr Leute auf dem Bike sorgen aber auch für mehr Nutzungskonflikte. Welche Herausforderungen siehst du hier auf uns zukommen?
Mehr Nutzer bedeutet auch mehr Konflikte. Hier sehen wir jetzt schon sehr grosse Herausforderungen. Klar ist es immer einfacher, ein Problem mit einem Verbot zu beseitigen, als eine konstruktive Lösung zu finden. Denn die konstruktive Lösung ist anstrengender und aufwendiger zu erarbeiten. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns als Biker organisieren, um lokal, regional und national an diesen Lösungen mitzuarbeiten. Unsere Arbeit ist auf allen Ebenen enorm wichtig, um Bike-Themen zu platzieren und so vorwärts zu kommen. Genauso wichtig ist es jedoch auch, dass wir Biker unserer Verantwortung bewusst sind, wenn wir draussen unterwegs sind. Damit meine ich, dass wir durch unser Verhalten keine zusätzlichen Probleme schaffen. Wir sollten hier ein Teil der Lösung sein – und nicht des Problems. Das kann jeder in seinem kleinen Umfeld machen. Diesem Thema wird sich die IMBA in Zukunft auch vermehrt annehmen.

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