Diddie Schneider ist als Trailbuilder ein Pionier der Branche: Vor 40 Jahren realisierte der einstige BMX- und Mountainbike-Profi seinen ersten Trail. Heute ist Dietmar «Diddie» Schneider einer der bekanntesten Trailbuilder, der bereits hunderte Projekte auf der ganzen Welt realisiert hat – Flowtrails und Weltcup-Strecken, Bikeparks, Pumptracks und Event-Parcours. Immer ist er selbst auf der Baustelle zu finden. 2023 wurde Diddie in die Mountain Bike Hall of Fame aufgenommen. Wie er die aktuelle Entwicklung sieht, und was er aus heutiger Sicht anders machen würde, erzählte uns Diddie Schneider im Interview.
Trailbuilding-Guru der ersten Stunden... The Man, The Myth, The Legend Mr. Diddie Schneider
Auch wenn Diddie Schneider lieber selbst mit der Schaufel am Trail werkelt, sitzt er, für sein Gefühl, zu oft im Bagger. Andere würden fürs Baggerfahren vermutlich sogar Geld aus eigener Tasche zahlen.
Diddie, 1983 hast du deine erste BMX-Strecke gebaut. 1998, als du den Bikepark am Geisskopf eröffnet hast, erkannten andere noch lange nicht das Potenzial. Würdest du dich selbst als Visionär bezeichnen – oder hast du einfach immer das gemacht, was dir Spass machte?
Ich hatte von Anfang an Ideen, die andere nicht hatten. Bevor es Mountainbikes gab, habe ich im Wald Strecken gebaut und dort die Klappräder meiner Mutter zu Schrott gefahren. Meine Heimat Aichwald hat eine lange Motocross-Historie. Als kleiner Bub habe ich oft zugeschaut und wollte das auch machen. Weil ich viel zu klein für ein Motorrad war, habe ich halt das Fahrrad genommen ... Später habe ich es auch mit Motocross probiert. Das lief richtig gut, fast besser als BMX. Es kam mir entgegen, dass ich mich nicht so viel bewegen musste (lacht). Aber mir war das zu laut. Der Krach war unerträglich.
War es eine bewusste Entscheidung, als Trailbuilder, professionell MTB-Trails zu bauen?
Als ich Anfang der 1980er eine BMX-Bahn für unseren Verein baute, gab es in ganz Deutschland nur zwei BMX-Bahnen. Also redete ich mit dem Bürgermeister und vielen anderen Leuten – und schlussendlich durfte ich sie tatsächlich bauen. Sie wurde recht schön für die damalige Zeit. Anschliessend fragten mich immer mehr Leute, ob ich ihnen bei weiteren Strecken helfen kann. Irgendwann wurde der Aufwand zu gross, um umsonst zu arbeiten. Und ich habe festgestellt, dass sich damit Geld verdienen lässt.
War das nahtlos an deine Schulzeit angeknüpft?
Nein. Mein Vater hatte eine Messebaufirma. Als ich Anfang 20 war, erlitt er einen Schlaganfall und ich musste plötzlich die Firma leiten. Das war eine stressige Zeit. Irgendwann wurde mir klar, dass das nichts für mich ist. Ich habe auch eine kaufmännische Ausbildung, habe Schreiner gelernt und noch einen Abstecher in die Immobilienbranche gemacht. Aber irgendwann ist mir jemand ins Auto gefahren – das war wie ein Tritt in den Hintern. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass etwas in meinem Leben schiefläuft. Dann habe ich innerhalb von einer Woche aufgehört und bin wieder zurück zum Radfahren. Zusammen mit Wolfgang Renner von Centurion gründeten wir Ende der 1980er ein Freestyle-Showteam. Später baute ich wieder Parcours … im Endeffekt bin ich also bei dem geblieben, was mir Spass macht. Sicher war das die richtige Entscheidung. Mit Immobilien wäre ich wohl reich geworden, aber ich hätte sicher nicht so viel Freude gehabt.
Du hast einmal gesagt, jeder gute Trailbuilder hinterlasse seine Signatur im Gelände, wie in einem Gemälde. Was macht deine Handschrift aus?
Für mich ist das Bauen definitiv eine Kunstform, vergleichbar mit Musik oder Malerei. Es lässt sich auch schwer erklären, warum manche Lieder ein Hit werden und andere nicht. Man kann es nur daran festmachen, wie viele Menschen sich ein Lied anhören und gut finden. Das ist der Massstab. Es gibt Trails, die sind schwierig zu fahren, aber haben ebenso ihren Reiz, sie sind weder schlechter noch besser als ein flowiger Trail – diejenigen, die einen Trail fahren, entscheiden, ob sie ihn gut finden.
Deine Trails sind also daran erkennbar, dass sie sehr vielen Leuten Spass machen?
Genau. Ich habe ein gutes Gefühl dafür, was der durchschnittliche Fahrer mag. Da ähnele ich dem Dieter Bohlen. Er hat zahlreiche Platin-Platten. Seine Musik ist vielleicht nicht weltbewegend, aber sie spricht viele Menschen an und wird von vielen gekauft. Darüber zu diskutieren, ob sie gut oder schlecht ist, ist müssig. Ich baue so, dass es für viele Leute passt. Ich habe mit vielen Projekten bewiesen, dass ich auch anders kann. Aber dann ist es auch wirklich anders und gefällt nicht mehr der breiten Masse.
Ich hatte von Anfang an Ideen, die andere nicht hatten. Bevor es Mountainbikes gab, habe ich im Wald Strecken gebaut und dort die Klappräder meiner Mutter zu Schrott gefahren. Meine Heimat Aichwald hat eine lange Motocross-Historie. Als kleiner Bub habe ich oft zugeschaut und wollte das auch machen. Weil ich viel zu klein für ein Motorrad war, habe ich halt das Fahrrad genommen ... Später habe ich es auch mit Motocross probiert. Das lief richtig gut, fast besser als BMX. Es kam mir entgegen, dass ich mich nicht so viel bewegen musste (lacht). Aber mir war das zu laut. Der Krach war unerträglich.
War es eine bewusste Entscheidung, als Trailbuilder, professionell MTB-Trails zu bauen?
Als ich Anfang der 1980er eine BMX-Bahn für unseren Verein baute, gab es in ganz Deutschland nur zwei BMX-Bahnen. Also redete ich mit dem Bürgermeister und vielen anderen Leuten – und schlussendlich durfte ich sie tatsächlich bauen. Sie wurde recht schön für die damalige Zeit. Anschliessend fragten mich immer mehr Leute, ob ich ihnen bei weiteren Strecken helfen kann. Irgendwann wurde der Aufwand zu gross, um umsonst zu arbeiten. Und ich habe festgestellt, dass sich damit Geld verdienen lässt.
War das nahtlos an deine Schulzeit angeknüpft?
Nein. Mein Vater hatte eine Messebaufirma. Als ich Anfang 20 war, erlitt er einen Schlaganfall und ich musste plötzlich die Firma leiten. Das war eine stressige Zeit. Irgendwann wurde mir klar, dass das nichts für mich ist. Ich habe auch eine kaufmännische Ausbildung, habe Schreiner gelernt und noch einen Abstecher in die Immobilienbranche gemacht. Aber irgendwann ist mir jemand ins Auto gefahren – das war wie ein Tritt in den Hintern. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass etwas in meinem Leben schiefläuft. Dann habe ich innerhalb von einer Woche aufgehört und bin wieder zurück zum Radfahren. Zusammen mit Wolfgang Renner von Centurion gründeten wir Ende der 1980er ein Freestyle-Showteam. Später baute ich wieder Parcours … im Endeffekt bin ich also bei dem geblieben, was mir Spass macht. Sicher war das die richtige Entscheidung. Mit Immobilien wäre ich wohl reich geworden, aber ich hätte sicher nicht so viel Freude gehabt.
Du hast einmal gesagt, jeder gute Trailbuilder hinterlasse seine Signatur im Gelände, wie in einem Gemälde. Was macht deine Handschrift aus?
Für mich ist das Bauen definitiv eine Kunstform, vergleichbar mit Musik oder Malerei. Es lässt sich auch schwer erklären, warum manche Lieder ein Hit werden und andere nicht. Man kann es nur daran festmachen, wie viele Menschen sich ein Lied anhören und gut finden. Das ist der Massstab. Es gibt Trails, die sind schwierig zu fahren, aber haben ebenso ihren Reiz, sie sind weder schlechter noch besser als ein flowiger Trail – diejenigen, die einen Trail fahren, entscheiden, ob sie ihn gut finden.
Deine Trails sind also daran erkennbar, dass sie sehr vielen Leuten Spass machen?
Genau. Ich habe ein gutes Gefühl dafür, was der durchschnittliche Fahrer mag. Da ähnele ich dem Dieter Bohlen. Er hat zahlreiche Platin-Platten. Seine Musik ist vielleicht nicht weltbewegend, aber sie spricht viele Menschen an und wird von vielen gekauft. Darüber zu diskutieren, ob sie gut oder schlecht ist, ist müssig. Ich baue so, dass es für viele Leute passt. Ich habe mit vielen Projekten bewiesen, dass ich auch anders kann. Aber dann ist es auch wirklich anders und gefällt nicht mehr der breiten Masse.
Entspanntes Durchrollen – das Markenzeichen der Flow Country Trails.
Am häufigsten sitzt er im Bagger, aber am meisten Spass macht ihm das Shapen von Hand.
Apropos Auszeichnungen: Dieses Jahr wurdest du in die «Mountainbike Hall of Fame» aufgenommen. Was sind deine Meilensteine in der Geschichte des Sports?
Ich hatte viele Ideen in einer Zeit, in der sie noch niemand sonst hatte. Dafür habe ich viel einstecken müssen – das haben nicht alle direkt gefeiert. Im Nachhinein … Wenn heute bei einer Umfrage herauskommt, das über 70 Prozent der Befragten lieber auf gesandeten Strecken fährt, erscheint das logisch. Aber als ich die erste Strecke gesandet habe – und das kann ich behaupten, dass ich der erste war, der einen Belag auf Strecken gemacht hat wie bei BMX-Bahnen –, da wurde ich schier gelyncht. «Das hat doch nichts mit Mountainbiken zu tun», hiess es da, «wir wollen im Gelände fahren!»
Und so gibt es viele Beispiele für Dinge, die ich gemacht habe, weil ich sie für richtig hielt. Weil ich sah, dass sie für Viele gut waren. Das sind nicht immer die Helden des Mountainbikens, aber viele Leute wollen lieber Endorphin statt Adrenalin.
Mountainbiken hat im letzten Jahrzehnt einen enormen Zulauf erfahren, und sich rasant verändert. Wie lässt sich diese Dynamik bei der Planung und Umsetzung von Strecken berücksichtigen?
Da braucht man gar nicht so viel zu berücksichtigen. Das Können ändert sich, aber nicht die Physik. Eine Kurve bleibt eine Kurve, ein Sprung bleibt ein Sprung und eine Landung eine Landung. Das muss zusammenpassen: Wenn ich einen grösseren Drop baue, muss auch die Landung grösser sein. Und wenn er höher ist, muss die Landung entsprechend steiler sein. Klar, wenn ich heute für Red Bull etwas bauen müsste, dann wäre es ganz anders als das, was ich früher für Red Bull gemacht hätte. Aber ein Flowtrail unterscheidet sich heute nicht grundlegend von dem, den ich vor über zwanzig Jahren am Geisskopf gebaut habe.
Klar, der Nachwuchs wird immer besser. Als ich jung war, gab es kaum eine Möglichkeit zu sehen, was andere machen. Heute schauen sich die Kids auf Youtube an, wie andere Biker 10-Meter-Drops springen. Wenn sie dann im Bikepark an einem 2-Meter-Drop stehen, denken sie: «Der ist mickrig, den kann ich gleich springen».
Wie schaffst du es, am Ball zu bleiben, was die Bedürfnisse der Biker angeht?
Durchs Beobachten. Bevor ich die Weltcupstrecke für Willingen gebaut habe, war ich in Whistler und fuhr viel mit Hans Rey und anderen, die damals im Free Ride einen Namen hatten. Unter anderem auch Mick Hannah. Sein Fahrstil war für mich das nächste Level. Ich habe ihn beobachtet und später, beim Bauen, hatte ich immer vor Augen, wie er fährt. Dadurch habe ich auch die Strecke auf einem neuen Level gebaut. Einzelne behaupteten, die Strecke sei unfahrbar. Wie sich dann herausstellte, war sie sehr gut fahrbar. Und Mick Hannah hat die Qualifikation gewonnen, witzigerweise …
… weil du ihm seine Strecke gebaut hast.
Genau, ich habe sie ihm auf den Leib geschneidert (lacht). So ist das – ich sehe, was die Jungs mit ihrem Fahrrad machen, ich kann mich da gut reinversetzen und baue entsprechend.
Es heisst, du planst deine Strecken nicht am Reissbrett, sondern vor Ort, basierend auf deiner Erfahrung. Wenn du ein Gelände zum ersten Mal anschaust – hast du sofort eine Vorstellung vom Ergebnis?
Ja. Ich habe sofort Bilder im Kopf, wie es aussehen könnte. Meistens entsprechen sie auch dem, was am Ende rauskommt. Darin unterscheide ich mich wahrscheinlich von vielen anderen. Ich kann mir keine Namen merken, aber wenn ich eine Strecke gebaut habe, oder im Wald etwas abgelaufen bin, ist bei mir alles abgespeichert.
Ich hatte viele Ideen in einer Zeit, in der sie noch niemand sonst hatte. Dafür habe ich viel einstecken müssen – das haben nicht alle direkt gefeiert. Im Nachhinein … Wenn heute bei einer Umfrage herauskommt, das über 70 Prozent der Befragten lieber auf gesandeten Strecken fährt, erscheint das logisch. Aber als ich die erste Strecke gesandet habe – und das kann ich behaupten, dass ich der erste war, der einen Belag auf Strecken gemacht hat wie bei BMX-Bahnen –, da wurde ich schier gelyncht. «Das hat doch nichts mit Mountainbiken zu tun», hiess es da, «wir wollen im Gelände fahren!»
Und so gibt es viele Beispiele für Dinge, die ich gemacht habe, weil ich sie für richtig hielt. Weil ich sah, dass sie für Viele gut waren. Das sind nicht immer die Helden des Mountainbikens, aber viele Leute wollen lieber Endorphin statt Adrenalin.
Mountainbiken hat im letzten Jahrzehnt einen enormen Zulauf erfahren, und sich rasant verändert. Wie lässt sich diese Dynamik bei der Planung und Umsetzung von Strecken berücksichtigen?
Da braucht man gar nicht so viel zu berücksichtigen. Das Können ändert sich, aber nicht die Physik. Eine Kurve bleibt eine Kurve, ein Sprung bleibt ein Sprung und eine Landung eine Landung. Das muss zusammenpassen: Wenn ich einen grösseren Drop baue, muss auch die Landung grösser sein. Und wenn er höher ist, muss die Landung entsprechend steiler sein. Klar, wenn ich heute für Red Bull etwas bauen müsste, dann wäre es ganz anders als das, was ich früher für Red Bull gemacht hätte. Aber ein Flowtrail unterscheidet sich heute nicht grundlegend von dem, den ich vor über zwanzig Jahren am Geisskopf gebaut habe.
Klar, der Nachwuchs wird immer besser. Als ich jung war, gab es kaum eine Möglichkeit zu sehen, was andere machen. Heute schauen sich die Kids auf Youtube an, wie andere Biker 10-Meter-Drops springen. Wenn sie dann im Bikepark an einem 2-Meter-Drop stehen, denken sie: «Der ist mickrig, den kann ich gleich springen».
Wie schaffst du es, am Ball zu bleiben, was die Bedürfnisse der Biker angeht?
Durchs Beobachten. Bevor ich die Weltcupstrecke für Willingen gebaut habe, war ich in Whistler und fuhr viel mit Hans Rey und anderen, die damals im Free Ride einen Namen hatten. Unter anderem auch Mick Hannah. Sein Fahrstil war für mich das nächste Level. Ich habe ihn beobachtet und später, beim Bauen, hatte ich immer vor Augen, wie er fährt. Dadurch habe ich auch die Strecke auf einem neuen Level gebaut. Einzelne behaupteten, die Strecke sei unfahrbar. Wie sich dann herausstellte, war sie sehr gut fahrbar. Und Mick Hannah hat die Qualifikation gewonnen, witzigerweise …
… weil du ihm seine Strecke gebaut hast.
Genau, ich habe sie ihm auf den Leib geschneidert (lacht). So ist das – ich sehe, was die Jungs mit ihrem Fahrrad machen, ich kann mich da gut reinversetzen und baue entsprechend.
Es heisst, du planst deine Strecken nicht am Reissbrett, sondern vor Ort, basierend auf deiner Erfahrung. Wenn du ein Gelände zum ersten Mal anschaust – hast du sofort eine Vorstellung vom Ergebnis?
Ja. Ich habe sofort Bilder im Kopf, wie es aussehen könnte. Meistens entsprechen sie auch dem, was am Ende rauskommt. Darin unterscheide ich mich wahrscheinlich von vielen anderen. Ich kann mir keine Namen merken, aber wenn ich eine Strecke gebaut habe, oder im Wald etwas abgelaufen bin, ist bei mir alles abgespeichert.
Beim Bogenschiessen kann Diddie Schneider abschalten. Mittlerweile besitzt er eine grosse Sammlung unterschiedlicher Bögen.
Schon beim ersten Begang weiss Diddie Schneider, wie die Strecke einmal aussehen soll.
Und wo findet man dich auf der Baustelle, wenn du mal wieder an einem MTB-Trail schaufelst? Wo legst du selbst Hand an?
Überall. Am liebsten mache ich den finalen Shape. Aber meistens sitze ich im Bagger. Da fällt es mir schwer, anderen zu erklären, was ich mir genau vorstelle. Bevor ich also etwas lange erkläre, und dann wird es doch nicht so, wie ich es mir wünsche, mache ich es selbst. Baggerfahren mag ich nicht, das ist für mich wie eine Strafe. Aber es hilft ja nichts.
Beim Bau von Mountainbike Strecken arbeitest du primär mit Maschinen. Das erleichtert die Arbeit, der Eingriff wirkt aber «martialischer», verglichen mit Trails, die von Hand gebaut werden. Wo sind die Vorteile?
Ich komme vom BMX. BMX-Bahnen baut man auch nur mit Maschinen; sie müssen jahrelang halten. Von daher hatte ich schon immer eine andere Herangehensweise. Auch wenn es am Anfang wild aussieht, wenn man mit einer Maschine in den Wald fährt, sind die Strecken langfristig nachhaltiger. Die Erosion ist geringer. Mit der Schaufel lässt sich der Boden nicht so verdichten und auch der schützende Belag nicht einbringen. Also mache ich es lieber einmal richtig und dann steht das Ding. Klar, bei Enduro-Strecken geht das nicht. Da gehören Wurzeln dazu … leider, muss ich sagen, denn für einen Baum ist es nicht so toll, wenn ihm ständig jemand über die Füsse fährt.
Damit ein Trail nachhaltig ist, sollte sie nicht nur einen geringen ökologischen Impact haben, sondern auch wirtschaftlich tragfähig sein und die Bedürfnisse der Nutzer langfristig erfüllen. Stehen Ökologie, Ökonomie und Soziales in Konkurrenz?
Wenn man es richtig angeht, lassen sie sich gut vereinen. Am schlimmsten finde ich es, wenn irgendjemand eine schöne Spur von Hand gebaut hat und dann ist diese Spur ausgefahren, weil das Wasser dort herunterläuft. Sie wird tiefer, die Wurzeln und Steine kommen heraus und plötzlich finden sich auf zwanzig Metern breite Spuren. Eine Katastrophe. Eine Strecke in den Wald zu bauen, ist ein Eingriff in die Natur. Um zu beurteilen, ob er gerechtfertigt ist, wäge ich ab, wie viele Menschen auf dieser Strecke Spass haben. Nicht gerechtfertigt ist ein MTB-Trail, die niemand fährt. Oder die nur von sehr wenigen gefahren werden kann. Wir brauchen eine Balance – der Wald, die Bäume, die Pflanzen sind Lebewesen und verdienen unseren Respekt.
Zusammen mit Hans Rey hast du das Flow Country Konzept entwickelt. Wie kreiert man «Flow» bzw. einen Flowtrail?
Der Vergleich mit einer Murmelbahn trifft es nach wie vor am besten: Eine Murmel rollt durch eine Bahn und lässt geschehen, was passiert. Wenn sich ein Biker einfach durch eine Strecke rollen lassen kann, ohne Stress, nicht überfordert und nicht unterfordert ist, dann kommt er in einen Zustand, den ich als Flow bezeichnen würde. Das ist dann keine sehr sportliche Strecke. Ein paar Ecken, an denen man das Hirn wieder einschalten muss, schaden nicht – aber an diesen Stellen ist der Flow weg. Es kommt darauf an, was man möchte.
Im letzten Jahrzehnt sind Flowtrails wie Pilze aus der Erde gesprossen. Was zeichnet aus deiner Sicht einen guten Flowtrail aus?
Wie der Name schon sagt – er sollte vor allem flowig sein. Da hapert es bei vielen Trails: Man muss ständig bremsen und selbst an der steilsten Stelle kommt noch eine Kurve hin, damit auch wirklich jeder voll in die Bremsen geht. Die Strecken machen keinen Spass, die Erosion ist massiv und die Instandhaltung entsprechend intensiv. Nicht immer lässt sich ein Gelände optimal nutzen, manchmal muss man suboptimal bauen. Aber ich sehe häufig Dinge, die man besser hätte lösen können.
Du bist weltweit aktiv. Welches Mountainbike Projekt hat dich besonders beindruckt und warum?
Da gab es mehrere. Nach Israel bin ich mit gemischten Gefühlen gereist. Auf der einen Seite dachte ich, da geht es immer nur rund. Auf der anderen Seite gab es so viel kulturell Besonderes zu entdecken. Die Menschen kennenzulernen, zu erfahren, was sie denken und festzustellen, dass sich das oft überhaupt nicht mit dem Bild deckt, dass ich aus den Medien aufgebaut hatte – das war für mich sehr spannend. Besonders anstrengend war es in Malaysia. Nach den drei Monaten, die ich dort war, hätte ich ein Jahr Urlaub gebraucht. Die Menschen waren sehr nett, aber sie ticken völlig anders. Die Menschen sehen keinen Grund, Vorräte anzulegen oder vorauszuplanen. Das spiegelt sich in der Art zu Arbeiten wider. Für jemanden wie mich, der schnell etwas erreichen will, war das sehr schwierig.
Überall. Am liebsten mache ich den finalen Shape. Aber meistens sitze ich im Bagger. Da fällt es mir schwer, anderen zu erklären, was ich mir genau vorstelle. Bevor ich also etwas lange erkläre, und dann wird es doch nicht so, wie ich es mir wünsche, mache ich es selbst. Baggerfahren mag ich nicht, das ist für mich wie eine Strafe. Aber es hilft ja nichts.
Beim Bau von Mountainbike Strecken arbeitest du primär mit Maschinen. Das erleichtert die Arbeit, der Eingriff wirkt aber «martialischer», verglichen mit Trails, die von Hand gebaut werden. Wo sind die Vorteile?
Ich komme vom BMX. BMX-Bahnen baut man auch nur mit Maschinen; sie müssen jahrelang halten. Von daher hatte ich schon immer eine andere Herangehensweise. Auch wenn es am Anfang wild aussieht, wenn man mit einer Maschine in den Wald fährt, sind die Strecken langfristig nachhaltiger. Die Erosion ist geringer. Mit der Schaufel lässt sich der Boden nicht so verdichten und auch der schützende Belag nicht einbringen. Also mache ich es lieber einmal richtig und dann steht das Ding. Klar, bei Enduro-Strecken geht das nicht. Da gehören Wurzeln dazu … leider, muss ich sagen, denn für einen Baum ist es nicht so toll, wenn ihm ständig jemand über die Füsse fährt.
Damit ein Trail nachhaltig ist, sollte sie nicht nur einen geringen ökologischen Impact haben, sondern auch wirtschaftlich tragfähig sein und die Bedürfnisse der Nutzer langfristig erfüllen. Stehen Ökologie, Ökonomie und Soziales in Konkurrenz?
Wenn man es richtig angeht, lassen sie sich gut vereinen. Am schlimmsten finde ich es, wenn irgendjemand eine schöne Spur von Hand gebaut hat und dann ist diese Spur ausgefahren, weil das Wasser dort herunterläuft. Sie wird tiefer, die Wurzeln und Steine kommen heraus und plötzlich finden sich auf zwanzig Metern breite Spuren. Eine Katastrophe. Eine Strecke in den Wald zu bauen, ist ein Eingriff in die Natur. Um zu beurteilen, ob er gerechtfertigt ist, wäge ich ab, wie viele Menschen auf dieser Strecke Spass haben. Nicht gerechtfertigt ist ein MTB-Trail, die niemand fährt. Oder die nur von sehr wenigen gefahren werden kann. Wir brauchen eine Balance – der Wald, die Bäume, die Pflanzen sind Lebewesen und verdienen unseren Respekt.
Zusammen mit Hans Rey hast du das Flow Country Konzept entwickelt. Wie kreiert man «Flow» bzw. einen Flowtrail?
Der Vergleich mit einer Murmelbahn trifft es nach wie vor am besten: Eine Murmel rollt durch eine Bahn und lässt geschehen, was passiert. Wenn sich ein Biker einfach durch eine Strecke rollen lassen kann, ohne Stress, nicht überfordert und nicht unterfordert ist, dann kommt er in einen Zustand, den ich als Flow bezeichnen würde. Das ist dann keine sehr sportliche Strecke. Ein paar Ecken, an denen man das Hirn wieder einschalten muss, schaden nicht – aber an diesen Stellen ist der Flow weg. Es kommt darauf an, was man möchte.
Im letzten Jahrzehnt sind Flowtrails wie Pilze aus der Erde gesprossen. Was zeichnet aus deiner Sicht einen guten Flowtrail aus?
Wie der Name schon sagt – er sollte vor allem flowig sein. Da hapert es bei vielen Trails: Man muss ständig bremsen und selbst an der steilsten Stelle kommt noch eine Kurve hin, damit auch wirklich jeder voll in die Bremsen geht. Die Strecken machen keinen Spass, die Erosion ist massiv und die Instandhaltung entsprechend intensiv. Nicht immer lässt sich ein Gelände optimal nutzen, manchmal muss man suboptimal bauen. Aber ich sehe häufig Dinge, die man besser hätte lösen können.
Du bist weltweit aktiv. Welches Mountainbike Projekt hat dich besonders beindruckt und warum?
Da gab es mehrere. Nach Israel bin ich mit gemischten Gefühlen gereist. Auf der einen Seite dachte ich, da geht es immer nur rund. Auf der anderen Seite gab es so viel kulturell Besonderes zu entdecken. Die Menschen kennenzulernen, zu erfahren, was sie denken und festzustellen, dass sich das oft überhaupt nicht mit dem Bild deckt, dass ich aus den Medien aufgebaut hatte – das war für mich sehr spannend. Besonders anstrengend war es in Malaysia. Nach den drei Monaten, die ich dort war, hätte ich ein Jahr Urlaub gebraucht. Die Menschen waren sehr nett, aber sie ticken völlig anders. Die Menschen sehen keinen Grund, Vorräte anzulegen oder vorauszuplanen. Das spiegelt sich in der Art zu Arbeiten wider. Für jemanden wie mich, der schnell etwas erreichen will, war das sehr schwierig.
Sein liebstes Arbeitsgerät bleibt das Velo. Früher fuhr er BMX und Mountainbikerennen bis hin zum Worldcup.
Trotz Baggerarbeiten kann man dem Trailbuilder ein Lachen abgewinnnen.
Was würdest du gerne realisieren – gibt es ein «Herzensprojekt»?
Ich hätte schon noch ein Herzensprojekt … Viele denken, ich könnte einfach bauen, was ich will, aber in Wirklichkeit gibt es viele limitierende Faktoren: Finanzen, behördliche Vorgaben, Grundstücksverhältnisse … Mein Traum wäre es, einen Bikepark komplett nach meinen eigenen Vorstellungen zu bauen. Da würden sich viele wundern.
Was würdest du dir für die Zukunft des Mountainbikesports wünschen?
Dass sich im Downhill etwas verändert. Downhill könnte richtig attraktiv sein, auch für die Medien. Aber wenn die Fahrerinnen und Fahrer auf engen Strecken im Wald über Wurzeln eiern und teils noch ewig treten müssen, frage ich mich, ob Downhill eine Endurostrecke für Downhillbikes ist. Aus meiner Sicht geht es im Downhill in erster Linie um Schnelligkeit, um Action und grosse Sprünge. Natürlich auch um Technik, aber in einem hohen Geschwindigkeitsbereich. Das andere ist für mich Enduro. Ich würde mir wünschen, dass der Sport besser definiert wird.
Wenn du mit dem Wissen von heute zurückblickst – was würdest du dem Anfang 20-jährigen Diddie Schneider mit auf den Weg geben?
Schau, dass du etwas findest, bei dem du weniger eingeschränkt bist, wo weniger Leute mitreden. Das würde ich ihm sagen: Versuche irgendwo zu bauen, wo du nicht so viele Kompromisse machen musst, damit deine Strecken noch besser werden.
Welche Eigenschaften machen dich aus? Zielstrebig. Und lärmempfindlich… laut mag ich nicht.
Welches Ritual pflegst du? Ich lege ab und zu etwas für die Tiere in den Wald. Ich möchte der Natur etwas zurückzugeben. Man sollte nicht nur nehmen, sondern auch geben.
Dein liebstes Arbeitsgerät? Das Fahrrad, um die Strecke nachher abzufahren.
Wenn nicht am Arbeiten, dann… beim Bogenschiessen. Dabei bekomme ich den Kopf frei.
Ganz oben auf der To Do Liste: Ich habe keine To Do Liste. Ich entscheide spontan.
Wovon würdest du dich nie trennen? Ich möchte an nichts festhalten. Sicher ist nur, dass sich alles verändert. Je besser man damit umgehen kann, desto einfacher ist es.
Webseite:https://www.diddieschneider.net/
Ich hätte schon noch ein Herzensprojekt … Viele denken, ich könnte einfach bauen, was ich will, aber in Wirklichkeit gibt es viele limitierende Faktoren: Finanzen, behördliche Vorgaben, Grundstücksverhältnisse … Mein Traum wäre es, einen Bikepark komplett nach meinen eigenen Vorstellungen zu bauen. Da würden sich viele wundern.
Was würdest du dir für die Zukunft des Mountainbikesports wünschen?
Dass sich im Downhill etwas verändert. Downhill könnte richtig attraktiv sein, auch für die Medien. Aber wenn die Fahrerinnen und Fahrer auf engen Strecken im Wald über Wurzeln eiern und teils noch ewig treten müssen, frage ich mich, ob Downhill eine Endurostrecke für Downhillbikes ist. Aus meiner Sicht geht es im Downhill in erster Linie um Schnelligkeit, um Action und grosse Sprünge. Natürlich auch um Technik, aber in einem hohen Geschwindigkeitsbereich. Das andere ist für mich Enduro. Ich würde mir wünschen, dass der Sport besser definiert wird.
Wenn du mit dem Wissen von heute zurückblickst – was würdest du dem Anfang 20-jährigen Diddie Schneider mit auf den Weg geben?
Schau, dass du etwas findest, bei dem du weniger eingeschränkt bist, wo weniger Leute mitreden. Das würde ich ihm sagen: Versuche irgendwo zu bauen, wo du nicht so viele Kompromisse machen musst, damit deine Strecken noch besser werden.
Welche Eigenschaften machen dich aus? Zielstrebig. Und lärmempfindlich… laut mag ich nicht.
Welches Ritual pflegst du? Ich lege ab und zu etwas für die Tiere in den Wald. Ich möchte der Natur etwas zurückzugeben. Man sollte nicht nur nehmen, sondern auch geben.
Dein liebstes Arbeitsgerät? Das Fahrrad, um die Strecke nachher abzufahren.
Wenn nicht am Arbeiten, dann… beim Bogenschiessen. Dabei bekomme ich den Kopf frei.
Ganz oben auf der To Do Liste: Ich habe keine To Do Liste. Ich entscheide spontan.
Wovon würdest du dich nie trennen? Ich möchte an nichts festhalten. Sicher ist nur, dass sich alles verändert. Je besser man damit umgehen kann, desto einfacher ist es.
Webseite:https://www.diddieschneider.net/