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Auf ein Wort mit Dario Lillo

Text: Ole Kliem | Foto: J.H. / media91 GmbH
07.05.2024
Einige von euch werden den Namen Dario Lillo bereits gehört haben. Mit seinen 22 Jahren gilt das aus Eschenbach St. Gallen stammende Bike-Talent als Zukunftshoffnung für die nächsten Jahr(zehnte), wenn Nino Schurter und Mathis Flückiger sich irgendwann dazu entscheiden sollten, in den Rad-Ruhestand zu gehen.

Seit rund einem Jahr lebt Dario das Leben eines Vollzeitprofis. Während dieser Zeit – aber auch schon in den Jahren zuvor – konnte er einige Erfolge einfahren. In unserem interview unterhalten wir uns mit ihm darüber, was sich seit seinem Schritt ins Profi-Dasein geändert hat und wie er es schafft, so viele unterschiedliche Disziplinen auf einem so hohen Niveau zu fahren.
Egal ob Fully oder Strassenvelo, Dario fühlt sich in mehreren Disziplinen pudelwohl.
Foto: J.H. / media91 GmbH
Ein Mountainbiker vor einem Sonnenaufgang mit einem See im Hintergrund
Egal ob Fully oder Strassenvelo, Dario fühlt sich in mehreren Disziplinen pudelwohl.
Hey Dario, für alle, die dich (noch) nicht kennen, wer bist du und was machst du?
Ich bin Dario Lillo, komme aus Eschenbach St. Gallen und bin 22 Jahre alt. Ich fahre professionell Mountainbike fürs Giant Factory Offroad-Racing Team.

Deine Heimat Eschenbach scheint ja eine Geburtsstätte für Velo-Athleten zu sein. Wie bist zum Bike-Sport und letzten Endes in den Rennsport gekommen?
Als ich jünger war, probierte ich mich in vielen verschiedenen Sportarten aus. Jedoch gefiel mir der Radsport zu Beginn gar nicht. Ich war nicht in der Lage, mein Fahrrad ohne Stützräder zu fahren. Ich schaute jedoch sehr gerne im Fernsehen die Rennen der Tour de Suisse oder Tour de France. Eines Tages sagte meine Mutter, dass ich zuerst selbst aus Fahrrad muss, bevor ich die Rennen am Fernseher schauen kann. Dies war der Start wie ich zum Radsport gefunden habe.

Erzähl uns mal ein wenig davon, wie die unterschiedlichen Stufen ausschauen, die durchlaufen bist? Vom Jugend- bis zum Leistungssport? Gerade in Hinblick auf Trainingsfokus und Umfang.
Während meiner ersten Jahre im Radsport ging es vor allem darum, Spass am Fahrradfahren zu haben und Zeit mit Freunden zu verbringen. Ich habe mit dem VC Eschenbach einen guten Club mit vielen gleichaltrigen gehabt. Dies gab mir die Möglichkeit, mich mit anderen Fahrern zu messen, wodurch ich mich stetig verbessern konnte. Auch die Resultate haben gestimmt und waren von Beginn an recht gut. Zuerst auf regionaler Ebene und dann auch im nationalen Wettbewerb. Es machte mir Spass zu trainieren, aber auch die Rennen zu fahren. Seriöser wurde das Training dann ab der U19 Kategorie. Dort bestritt ich auch meine ersten internationalen Wettkämpfe. Bezüglich des Trainingsvolumens habe ich probiert, mich von Jahr zu Jahr kontinuierlich zu steigern. Für mich hat das bedeutet, dass ich nie mit einem Sprunghaften Anstieg des Trainingsumfang konfrontiert wurde, wodurch ich jedes Jahr immer noch Potential hatte, mich im darauffolgenden Jahr zu verbessern.

Du selbst trittst dabei sowohl bei Radquer, Strassen und Cross-Country Wettkämpfen. Warum nicht auf eine Sache fokussieren?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Vor einigen Jahren war ich nur auf dem Mountainbike und dem Radquer unterwegs. Diese beiden Sportarten liessen sich gut kombinieren, da die Mountainbikesaison im Sommer und die Radquersaison im Winter stattfinden. Ich hätte es mir nicht vorstellen können, im Winter keine Wettkämpfe zu haben und darum war dies für mich die perfekte Kombination. Die Strasse kam dann erst in der U23 Kategorie dazu. Der grosse Vorteil der Strassen-Wettkämpfe ist deren Intensität und die Dauer der Rennen. Meiner Meinung nach ist es nicht möglich, ein Training so intensiv zu fahren wie ein Strassenrennen. Aus diesem Grund sind Eintagesrennen und vorallem Rundfahrten die perfekten Trainingsmetoden für alle Radsportler. Meine besten Resultate auf dem Mountainbike waren alle nach Wettkämpfen auf der Strasse. Der letzte Grund, warum ich die Kombination aus den Disziplinen mag, ist die Diversität der Sportarten. Die Stimmung eines Radquerrennens ist nicht vergleichbar mit einem anderen Wettkampf. Ich freue mich am Ende des Herbsts, dass die Mountainbikesaison fertig ist und ich wieder aufs Radquer kann. Ebenso am Ende der Radquersaison.
Dario Lillo in voller Montur und bereit, um in der Saison 2024 vorne fürs Giant Factory Offroad-Racing Team um die Podiumsplätze mit zu fahren.
Foto: J.H. / media91 GmbH
EIn Mountainbiker zeigt sein Cross Country Bike.
Dario Lillo in voller Montur und bereit, um in der Saison 2024 vorne fürs Giant Factory Offroad-Racing Team um die Podiumsplätze mit zu fahren.
Mit kleinen Anpassungen hinsichtlich des Traininsvolumens geht´s für Darion die Bike-Saison.
Foto: Giant Factory Offroad-Racing Team
Ein Mountainbiker auf einem Almweg.
Mit kleinen Anpassungen hinsichtlich des Traininsvolumens geht´s für Darion die Bike-Saison.
in den Morgenstunden beginnt Darios Training entweder auf dem MTB oder dem Rennrad, am liebsten in Gesellschaft.
Foto: J.H. / media91 GmbH
Ein Mountainbiker fährt einen steinernen Wall hinunter.
in den Morgenstunden beginnt Darios Training entweder auf dem MTB oder dem Rennrad, am liebsten in Gesellschaft.
Ich habe gelesen, dass du dich seit letztem Jahr zu 100% auf den Profiradsport konzentrierst. Wie ist es dir bisher ergangen und welche Herausforderungen und Risiken gehen damit einher?
Genau, ich habe zuerst eine Ausbildung zum Konstrukteur gemacht und danach die Teilzeit Maturität nachgeholt. Dadurch blieb mir der abrupte Wechsel von einer 40-Stunden-Woche direkt ins Profileben erspart. Seit dem Ende der Maturität konzentriere ich mich ganz auf den Profisport. Einerseits gefällt mir das Leben als Vollzeitsportler sehr. Andererseits bringt es auch zusätzlichen Druck mit sich. Ich weiss jedoch, dass ich eine gute Ausbildung gemacht habe und wenn es mit dem Sport, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr funktionieren würde, dass ich mich in der Arbeitswelt zurechtfinden könnte.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Sponsoren wie die Schweizer Sporthilfe?
Private Sponsoren sind für mich essenziell. Wie oben gesagt, konzentriere ich mich ganz auf den Profisport. Um dies zu ermöglichen, bin ich auf Sponsoren (wie z.B. Sporthilfe, Bike World etc.) angewiesen. Ihre Unterstützung ermöglicht mir, dass ich mich voll auf den Sport konzentrieren kann, wodurch sie auch einen grossen Anteil an den Erfolgen haben.

Welche Möglichkeiten ergeben sich für dich, dadurch, dass Bike World nun Gold Partner der Schweizer Sporthilfe ist und Talente innerhalb des Bike World Team Suisse direkt fördern kann.
Auch Bike World ist seit diesem Jahr einer meiner Hauptsponsoren. Durch Bike World habe ich die Möglichkeit, mich vollumfänglich auf den Profisport zu konzentrieren. Somit muss ich keine Abstriche zum Beispiel bei Trainingslagern, Ernährung, etc. machen. Ich bin sehr dankbar diese Möglichkeit zu haben!

Wie sieht deine Saisonvorbereitung jetzt aus und gab es für diese Saison gewisse Änderungen/Anpassungen?
Ich hatte bis jetzt einen sehr guten Winter. Ich konnte einige Trainingsstunden sammeln. Wir hatten ein Trainingslager in Südafrika, wo wir bei gutem Wetter Intensitäten zu fahren und mich optimal auf die kommende Saison vorzubereiten. Grosse Änderungen gab es nicht. Leidglich das Trainingsvolumen habe ich leicht erhöht.

Wie sieht der typische Tagesablauf des Dario Lillo aus?
Der Tag startet normalerweise um 7.30. Das erste ist ein guter Kaffee und ein ausgewogenes Frühstück. Das erste Training beginnt normalerweise um etwa 9.00. Dieses ist je nach Tag auf dem Strassenvelo oder auf dem Mountainbike. Ich mag es, die längeren Trainings mit anderen Athleten oder/oder Athletinnen zu machen. Somit kann man das Training mit etwas Sozialen verbinden. Wenn ich von diesem Training nach Hause komme, habe ich das Glück, dass das Mittagessen bereits auf mich wartet. An manchen Tagen gibt es dann noch eine zweite Einheit. Diese findet entweder auf dem Fahrrad oder auch im Fitnessstudio statt. Hinzu kommt dann noch viel Administratives, was nebenher erledigt werden muss. Wenn die Arbeit fertig ist, lese ich ein gutes Buch zu oder schaue auch mal eine Serie. Mein Tag endet normalerweise um etwa 10:00 Uhr.


Foto: J.H. / media91 GmbH
Ein Mountainbiker vor einer Bergkulisse.
Welche Ziele und damit verbundene Meilensteine hast du dir in dieser Saison gesetzt?
Die zwei grossen Ziele für dieses Jahr sind der Gesamtweltcup und die Weltmeisterschaften. Ich bin diese Saison in meinem letzten Jahr der U23 Kategorie und habe somit nochmals die Chance, gute Resultate an den wichtigen Rennen herauszuholen. Weitere Saison Highlights sind auch die anderen Meisterschaften (Schweizer/Europa). Die Meilensteine orientieren sich somit vor allem an den Weltcuprennen und einigen Vorbereitungswettkämpfen auf dem Mountainbike und dem Strassenrad.

Was glaubst du, was sich sich Gravity Sportarten wie Enduro und Downhill von Cross-Country und Radquer Disziplinen abschauen können. Und andersherum?
Meiner Meinung nach sind die Cross Country Disziplinen ein bisschen seriöser, wenn es um die Themen Training und Ernährung geht. Wir können uns im Gegenzug  jedoch die Gelassenheit und sicher auch die Fahrtechnik von den Downcountry Disziplinen abschauen.

In deinem Profil erwähnst du, dass dir abwechslungsreiches Training zwischen den Sportarten wichtig sei. Was betreibst du noch, was wir nicht erwarten würden?
Mir ist der Ausgleich zwischen den verschiedenen Trainings auf dem Rad sehr wichtig. Ich bin froh, den grössten Teil meiner Trainings auf diversen Velos machen zu können (Strasse/MTB/Gravel/Quer). Neben den Trainings auf dem Fahrrad  geniesse ich es aber auch, am Morgen Joggen zu gehen oder das Gym zu besuchen. An Ruhetagen mag ich es, eine Runde Tennis zu spielen oder mit einigen Freunden auf den Golfplatz zu gehen.

Cross Country -Strecken werden immer technischer und erfordern mehr Downhill Skills. Wohin glaubst du geht die Entwicklung?
Die Strecken werden definitiv immer technischer und anspruchsvoller. Ich denke auch das der Trend immer mehr in diese Richtung weiter gehen wird. Was man jedoch sagen muss, ist auch das sich das Cross Country Bike in diese Richtung entwickelt. Wir fahren mittlerweile mit mehr Federweg (120mm) oder auch breiteren Reifen (2.4") als dies noch der Fall vor einigen Jahren war.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Hast du noch ein paar abschliessende Worte?
Es freut mich die Möglichkeit gehabt zu haben, dieses Interview zu machen und euch ein bisschen über meinen Sport erzählen zu können.

Quick Ones:

Ritual vor einem Wettkampf?
  • Reis mit Konfitüre etwa 3h vor dem Wettkampf. Musik beim Einfahren und dann bin ich bereit fürs Rennen.

Dein Guilty Pleasure nach einem Rennen?
  • leckeres Abendessen das auch Mal ein paar mehr Kalorien enthalten kann (zum Beispiel Pizza.

Fully oder Hardtail?
  • definitiv Fully!

Staubig oder schlammig?
  • kommt ein bisschen auf die Strecke und die Disziplin an. Radquer lieber schlammig und wenn ich auf dem MTB sitze lieber staubig.

Was du unbedingt noch einmal ausprobieren möchtest?
  • Irgendwann würde ich mich gerne am Cape Epic probieren.

Schönster Moment in Verbindung mit dem Radsport?
  • Zieleinfahrt Lenzerheide 2023

Mehr über Dario:

Instagram: Dario Lillo
Website: Dario Lillo
Fokussiert geht´s für Dario in die Saison 2024. Wir sind gespannt und drücken die Daumen.
Foto: Giant Factory Offroad-Racing Team
Ein Mountainbiker auf einem sonnigen Singeltrail.
Fokussiert geht´s für Dario in die Saison 2024. Wir sind gespannt und drücken die Daumen.
Fokussiert geht´s für Dario in die Saison 2024. Wir sind gespannt und drücken die Daumen.

Hardfacts:

Sponsoren:
  • Giant
  • Sporthilfe
  • BikeWorld
  • Bender Armaturen
  • Schweizer Armee
  • Hustech
  • Plentec/Begetec
  • Raiffeisen
  • Hofstetter Uznach GmbH
  • Fredi Kuster Design
  • Oberholzer Sanitär
Grösste Erfolge:
  • Weltcupsieg U23 XCO/XCC
  • 2. Platz Europameisterschaften U23
  • 3. Platz Weltmeisterschaften U23
  • 2x Weltmeister Team Relay

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