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Grip and Ride: So findest du die richtigen MTB-Reifen für den Winter

09.01.2024
Werden jetzt die Ski aus der Garage geholt oder wird das Velo von der Wandhalterung gehoben? Während die einen ihr MTB im Spätherbst in den Winterschlaf schicken, kennen andere den Begriff Off-Season lediglich aus dem Internet. Diejenigen unter uns, die sich bei Schneefall die Bremsfinger in freudiger Erwartung reiben, werden jedes Jahr mit der Frage konfrontiert, welche MTB-Reifen sie für den Winter aufziehen sollen, um so viel Spass wie möglich aus ihrem Powder-Velo herauszuholen.

Eine Frage des Profils: Welche MTB-Reifen im Winter?

Egal welche Fahrradreifen aufgezogen werden. Das Ziel bleibt Winter wie Sommer das Gleiche und lässt sich als ein Kompromiss aus den folgenden drei Punkten zusammenfassen:
  • Pannensicherheit
  • Grip
  • Rollwiderstand
In einem Meer aus Herstellern kann der Blick in die Regale voller Reifen jedoch für Verwirrung sorgen. Welche Gewichtung die einzelnen Faktoren bei der Wahl deiner Reifen haben, entscheidest du.
Hinzu kommt die Frage: Welches Profil – also welche Stollen – die richtigen sind, um über die schneebedeckten Trails zu schweben. Im Winter haben wir es beim Biken vor allem mit Feuchtigkeit und Nässe bzw. Schnee in Kombination mit Laub und Geröll zu tun. Böden weichen auf oder lassen nur erahnen, was sich unter der weissen Pracht verbirgt.  
Bei der Wahl der Reifen solltest du beim Profil grundsätzlich auf folgendes achten:
  • Reifen mit einer breiten Lauffläche
  • weit auseinanderstehende Rillen
  • grobe Stollen
Ziel mit dem Profil ist es, durch die Schneedecke oder feuchten Untergrund zu stechen, um genügend Grip zu generieren. Hinzukommt, dass aufgrund der weit auseinanderliegenden Rillen die selbstreinigenden Eigenschaften der Reifen erhalten bleiben und diese sich nicht schon nach ein paar Metern wie Slicks fahren lassen.
Wie viel Luftdruck fährst du im Winter?
Grip and Ride: So findest du die richtigen MTB-Reifen für den Winter
Wie viel Luftdruck fährst du im Winter?

Weiches oder hartes Gummi?

Nicht nur uns ist kalt im Winter. Auch die Gummimischung ist den Widrigkeiten ausgesetzt. Und da sich bei Kälte, wie wir alle wissen, Dinge zusammenziehen, wird auch die sonst so weiche Gummimischung des Fahrradreifens im Winter härter und somit poröser. Während wir uns im Herbst bereits um die passenden Winterreifen für Autos Gedanken machen müssen, stellt sich dich Frage bei den Velos scheinbar nicht – sollte sie aber.
Reifenentwickler werden bei der Konzeption von Auto(Reifen) mit zwei Dingen konfrontiert: der Verglasungstemperatur sowie der Glasübergangstemperatur. Beide Begriffe beschreiben die sich verändernden Eigenschaften einer Gummimischung bei Temperaturveränderungen:

  • Glasübergangstemeperatur: Die Glasübergangstemperatur beschreibt den Temperaturbereich, in dem der Reifen den meisten Grip hat. Genauer geht es hier um die Verformbarkeit der Gummimischung. Laut Pirelli wird die Gummimischung bei Sommer(Auto)Reifen so konzipiert, dass sie bei rund 20 Grad das Grip-Optimum erreichen. In diesem Temperaturbereich weist der Kautschuk für Sommerreifen das ideale Verhältnis von Verformbarkeit und der Fähigkeit auf, wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren (Hysterese). Das Verhältnis dessen beschreiben wir umgangssprachlich als Grip.
  • Verglasungstemperatur: Sinken die Temperaturen, verändert sich das Verhältnis von Verformbarkeit und Hysterese. Ein Sommerreifen verliert mit fallender Temperatur seine Elastizität und die Hysterese dauert länger, der Grip nimmt rapide ab. Von der Glastemperatur/Verglasungstemperatur spricht man, sobald die Umgebungstemperatur so gering ist, dass die Gummimischung verhärtet. Sich also nicht mehr verformen lässt, wodurch sich der Reifen nicht mehr an den Untergrund anpassen kann. Ziel von Reifen-Entwicklern ist es deshalb, Gummimischungen zu konstruieren, die unterschiedliche Glasübergangstemperaturen haben, um in der jeweiligen Jahreszeit das Höchstmass an Grip zu generieren.

Für die Wahl deiner Reifen und der Gummimischung bedeutet das nun Folgendes: Entweder der Hersteller deiner Wahl hat MTB-Reifen für den Winter und die Glasübergangstemperatur wird sogar angegeben oder aber du nimmst einen MTB-Reifen mit einer sehr weichen Gummimischung wie den Pirelli Scorpion mit der Lauffläche S. Dabei handelt es sich um einen Reifen mit einer sehr weichen Gummimischung in Kombination mit einem groben, weit auseinanderstehenden Profil. All das in der Hoffnung, dass die Verglasungstemperatur nicht erreicht wird.

MTB-Trails müssen verdichtet sein: Finde den richtigen Luftdruck

Mit sinkender Temperatur ändert sich auch der Luftdruck im Reifen. Wenn du bei 20 Grad und 1,6 Bar über die Trails bügelst, zieht sich die Luft im Winter zusammen, sodass du bei gleichem Reifenumfang 0,1 bis 0,2 Bar weniger im Reifen hättest. Wenn du im Winter die MTB-Reifen im warmen Keller aufpumpst, kann es durchaus sein, dass sich der Wert nach unten korrigiert hat, sobald du am Trail ankommst. Also: Lieber ein wenig mehr hineinpumpen.
Mit dicken Stollen durch den Winter.
Grip and Ride: So findest du die richtigen MTB-Reifen für den Winter
Mit dicken Stollen durch den Winter.

Wie viel Luftdruck im Winter?

  • Weniger ist mehr: Spätestens seitdem es Tubeless Mäntel gibt, scheint man sich in der Velo-Industrie einig darüber zu sein, dass weniger Luftdruck im MTB-Reifen besser ist. Der geringere Luftdruck führt zu einer grösseren Lauffläche des Reifens und erhöht damit in der Theorie den Grip – egal ob Sommer oder Winter. Da der Untergrund im Winter meist schlammig, nass und somit rutschig ist, ist die Option: weniger Luftdruck = mehr Grip meist die Beste. Je nach Körpergewicht, Fahrstil und Reifenvolumen kannst du von deinem gewohnten Luftdruck 0,1 bis 0,3 Bar für den Wintereinsatz ablassen. Bedenke aber auch hier den oben erwähnten Punkt, dass sich die Luft im Reifen bei kalten Temperaturen bereits zusammenzieht.

  • Viel Luftdruck hilft viel: Es gibt jedoch eine Ausnahme. Das Problem bei Schnee ist, dass es nicht nur Champagne-Powder und Hardpack gibt. Deine MTB-Reifen sollten bei den unterschiedlichsten Schneebedingungen performen. Bei gewissen Schneebedingungen kann sich eine zu grosse Lauffläche allerdings nachteilig auswirken, in dem der Reifen nun beginnt, auf dem Schnee zu schwimmen, ohne dass die Stollen sich in den Boden graben können. In diesem Fall kannst du folgenden Trick ausprobieren: Erhöhe den Luftdruck deiner Reifen oder/und probiere einen Reifen mit einem geringeren Umfang aus! Indem du die Lauffläche verringerst, kann es passieren, dass deine Reifen auf einmal durch die Schneedecke stechen und wieder Grip generieren.
Je kälter es wird, desto wichtiger wird die Frage nach der passenden Bereifung.
Grip and Ride: So findest du die richtigen MTB-Reifen für den Winter
Je kälter es wird, desto wichtiger wird die Frage nach der passenden Bereifung.

Trail-Vertikutierer: Mit Spike-Reifen in den Wald

Immer wieder kommt die Frage auf, ob nicht auch Reifen mit Spikes eine Option sind. Wer auf eisigen Flächen auf der Strasse oder im Wald unterwegs ist, wird mit Spike-Reifen sicher seine Freude haben. Sie versprechen ein Höchstmass an Grip. Allerdings bedienen sie mit ihrem Einsatzbereich eher eine Nische, weshalb das Angebot entsprechend gering ist. Hinzu kommt, dass die Reifen einen höheren Rollwiderstand aufweisen und gerade auf asphaltierten Strassen recht laut sind.

Und die Pflege?

Gerade die Wintermonate gestalten sich als pflegeintensiv. Nässe und Kälte führen dazu, dass Strassen gestreut werden, was zu Beschädigungen an der Karkasse führen kann. Auch verstecken sich unter Laub und Schnee gerne einmal Stöcker, die es auf die Seitenwände deiner Reifen abgesehen haben. Nach jeder Fahrt solltest du deine Reifen daher kurz auf Beschädigungen überprüfen.

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