Trail-Künstler
Yeti hat in den dreieinhalb Jahrzehnten seiner Firmenhistorie Downhill-Geschichte geschrieben. Doch auch mit effektiven XC-Fahrwerken kennen sich die Bikepioniere aus Colorado aus. Kriegt das SB 115 die gegensätzlichen Anforderungen im Downcountry-Einsatz auf den Trail?
auch das neueste Carbon-Modell der Kult-
schmiede steckt voll Freude am Fahren. Das Yeti SB 115 ist ein kletterfreudiger Allrounder
und Highlight für Downhill-Passagen.
schmiede steckt voll Freude am Fahren. Das Yeti SB 115 ist ein kletterfreudiger Allrounder
und Highlight für Downhill-Passagen.
Geht man das Thema Downcountry von der abfahrtsorientierten Seite her an, ist das Yeti SB 115 ein Volltreffer. Zumindest auf dem Papier passen die Daten wie die Faust aufs Auge: Die Rahmen mit Switch-Infinity-Link-System sind längst legendär für ihr Downhill-Performance, aber auch für ihre Effizienz beim Treten. Mit dem SB 115 vollzieht Yeti einen Schwenk im unteren Federwegsbereich – nicht nach dem Motto «weniger ist mehr», sondern unter dem Slogan «lieber ein bisschen mehr». Das SB 115 kommt, wie die Zahl verrät, mit 115 Millimeter Federweg am Hinterbau und löst das SB 100 ersatzlos ab. Damit bekennt sich Yeti eindeutig zu mehr Fahrspass. Dass im gleichen Zuge das Potenzial für Bestzeiten auf XC-Rennstrecken sinkt, scheint Yeti bewusst in Kauf zu nehmen. So waren wir sehr gespannt, wie der US-Kultmarke der Fahreigenschaften-Spagat «Downcountry» auf dem Trail gelingt.
Mehr Fahrspass
Wie üblich gibt’s das SB 115 in zwei Carbon-Rahmenversionen: der günstigeren C-Variante und der edlen Turq-Serie. Bei der Turq-Serie kommen hochwertigere, leichte und gleichzeitig sehr steife Carbon-Fasern zum Einsatz. Dennoch zählt das SB 115 mit 13 Kilo nicht zu den Leichtgewichten im Testfeld. Das ist auch den auf gröberen Einsatz orientierten Komponenten geschuldet. Wie sich das Bike damit bergauf schlägt? Erstaunlich gut! Es lässt sich prima auf Zug fahren. Klar, mit Uphill-Sprintern wie dem BMC Fourstroke LT oder dem Orbea Oiz M Pro TR kann das Yeti nicht mithalten. Doch es entpuppt sich als guter Klettermaxe, der auch vor technischen Uphill-Trails nicht kapituliert. Der Hinterbau arbeitet so ruhig, unauffällig und verlässlich, dass man den Lockout glatt vergisst – solange man nicht im Race-Modus unterwegs ist. Im Antritt freilich kosten die Laufräder mit DT Swiss M1700 Alufelgen und stark profilierten Maxxis-Reifen Körner.
SAUBERE LÖSUNG
Ein Gummiprotektor schützt die Federelemente des Infinity-Links vor dem gröbsten Schmutz.
Ein Gummiprotektor schützt die Federelemente des Infinity-Links vor dem gröbsten Schmutz.
FETTER GRIP
Yetis XC-Philosophie: Potente Bereifung mit grobem Profil sorgen am Yeti SB 115 für jede Menge Grip. Vorne sitzt ein 2.5 Zoll breiter Maxxis Minion DHF, hinten ein Maxxis Aggressor in 2.3 Zoll Breite.
Yetis XC-Philosophie: Potente Bereifung mit grobem Profil sorgen am Yeti SB 115 für jede Menge Grip. Vorne sitzt ein 2.5 Zoll breiter Maxxis Minion DHF, hinten ein Maxxis Aggressor in 2.3 Zoll Breite.
Eine Macht im Downhill
Doch die Reifenwahl zeigt klar: Das SB 115 mag’s gerne rauer. Im Downhill spielt es seine Qualitäten voll aus. Da kann man’s richtig krachen lassen. Dabei fühlt sich das Fahrwerk nach mehr Federweg an, als es die nackten Daten vermuten lassen. Der Hinterbau macht einen straffen Eindruck, arbeitet aber effektiv und ermöglicht ein hohes Tempo. Sprünge, Felsabsätze, Wurzelpassagen oder auch der eine oder andere Abstecher auf eine flowige Bikepark-Strecke – davon kann das SB 115 nicht genug kriegen. Nur die Gabel konnte bei hochfrequenten Schlägen auf Wurzelteppichen nicht ganz mit dem Top-Hinterbau mithalten. Wird der Untergrund richtig grob, ist allerdings – die XC-Geometrie lässt grüssen – auch irgendwann auf dem SB 115 Schluss mit lustig. Sonst noch Wünsche? Achja, die Shimano XT Vierkolbenstopper mit 180er-Bremsscheiben vorne und hinten packen genauso kräftig zu, wie man es sich von einem trail-orientierten Bike wünscht. In der Summe schafft das SB 115 also den Spagat zwischen XC und DH. Zwar kann man sich abschminken, damit ein XC-Rennen zu gewinnen, aber dafür bekommt man ein vielseitiges und voll auf Fahrspass getrimmtes Gerät.
SWITCH-INFINITY-HINTERBAU
Wie funktioniert das Switch-Infinity-Hinterbau-System von Yeti? Am Anfang des Federwegs verschiebt sich der Drehpunkt nach oben, damit der Hinterbau auch groben Hindernissen auf dem Trail ausweichen kann. Der dadurch gewonnene Radstand wirkt den Antriebseinflüssen entgegen und verbessert so den Vortrieb. Befindet sich das Bike jedoch weiter unten im Federweg, senkt sich der Switch-Infinity-Link wieder ab und nutzt so den Federweg voll aus.
Wie funktioniert das Switch-Infinity-Hinterbau-System von Yeti? Am Anfang des Federwegs verschiebt sich der Drehpunkt nach oben, damit der Hinterbau auch groben Hindernissen auf dem Trail ausweichen kann. Der dadurch gewonnene Radstand wirkt den Antriebseinflüssen entgegen und verbessert so den Vortrieb. Befindet sich das Bike jedoch weiter unten im Federweg, senkt sich der Switch-Infinity-Link wieder ab und nutzt so den Federweg voll aus.
Noah Laschewski
Tester und Marathonfahrer
Tester und Marathonfahrer
«Auch wenn Fahrwerk und Komponenten des Yeti SB 115 eindeutig auf hohe Abfahrts-Performance ausgelegt sind, enttäuscht mich das Bike selbst als Marathonfahrer bergauf nicht. Es ist nicht das leichteste, klettert aber gut, wozu der unauffällig und effektiv arbeitende Hinterbau beiträgt. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt, da kannst du bergab richtig Gas geben.»
Yeti SB 115 T1
Spezifikationen
Preis | 7190 CHF |
Grössen | S,M,L,XL |
Material | Carbon |
Federgabel | Fox Factory Fit4 29" 130 mm 44 |
Dämpfer | Fox Factory DPS 190x45 mm |
Schaltung | Shimano XT, 1x12 |
Schalthebel | Shimano XT |
Kurbel | Shimano XT |
Bremsen | Shimano XT (180/180 mm) |
Laufräder | DT Swiss XM 1700 30 mm |
Reifen | v: Maxxis Minion DHF 2.5 Exo h: Maxxis Aggressor 2.3 Exo |
Lenker | Yeti Turq Carbon 35, 780 mm |
Vorbau | Race Face Aeffect R 35, 50 mm |
Stütze | Fox Transfer Performance, 175 mm |
Sattel | WTB Volt Custom |
Website | www.yeticycles.com |
Geometrie & Daten
(Grösse L)
1 Lenkwinkel | 67.6° |
2 Sitzwinkel | 74.1° |
3 Kettenstrebe | 437 mm |
4 Radstand | 1181 mm |
5 Tretlager Höhe | 337 mm |
6 Sitzstrebe | 457 mm |
7 Oberrohr (horiz.) | 631 mm |
8 Steuerrohr | 123 mm |
9 Reach | 451 mm |
10 Stack | 628 mm |
Federweg vorn | 130 mm |
Federweg hinten | 115 mm |
Gewicht | 13.05 kg |