Lust ohne Last
Dass es schnell ist, hat das Specialized Epic als Siegerbike bei diversen Weltmeisterschaften und Worldcups bewiesen. Aber eignet es sich ebenso für den härteren Trail-Einsatz abseits der Rennkurse? Mit ein paar Ausstattungskniffen wird aus der Cross-Country-Feile ein flinker Trail-Künstler.
Schnell rauf, flott runter: der Federwegminimalist unter den Trailbikes treibt seinen Piloten zu sportlichen Leistungen an – ohne bergab nervös zu werden.
Ein «noch epischeres Epic» nennt Specialized das Epic Expert Evo. Das Epic ist seit Jahren die Cross-Country-Waffe von Specialized. Jaroslav Kulhavy hat mit den Vorgängermodellen eine Gold- und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen und Weltmeistertitel geholt. Kann man mit solch einem Bike auch als Nicht-Racer Spass haben? Man kann! Vorausgesetzt, man hat ein Faible für die Leichtigkeit des Seins, die es als Mountainbiker im Zeitalter langhubiger Enduros tatsächlich noch zu entdecken gibt. Damit auch Freizeitbiker an diesen Erfahrungsschatz herankommen, haben die Specialized-Entwickler das Epic ein bisschen entschärft. Ob das einem Up- oder Downgrade gleichkommt, hängt von der Perspektive ab. Enden der Horizont und die Sehnsüchte nicht an den Absperrbändern des Cross-Country-Rennens, ist es sicher eine Verbesserung. Fakt ist: Specialized verpasst der Expert-Evo-Version im Gegensatz zu den Race-Modellen eine Federgabel mit 20 Millimetern mehr Federweg, eine Vario-Sattelstütze und Reifen mit mehr Profil.
Kräftiger Antritt
Doch auch das Fahrwerk bietet einiges an Neuheiten. Der neue Hinterbau ist einteilig. Zudem wurde das Brain-Dämpfersystem intensiv überarbeitet und direkt an der Hinterradachse positioniert. Es reagiert sensibler auf Hindernisse, setzt aber die Kräfte des Fahrers bei Antritten sehr direkt um – fast wie ein Hardtail. Schlüssel dazu ist ein «cleveres» Trägheitsventil, das erkennt, ob die Kräfte, die auf das Fahrwerk wirken, vom Untergrund kommen oder durch das Pedalieren erzeugt werden. Wie von Specialized gewohnt, lässt sich der Dämpfer bequem und schnell über die AutoSag-Funktion auf das Körpergewicht abstimmen. Schon bei den ersten Antritten wird klar: Dieses Bike geht ab wie Schmidts Katze. Ein Bike, bei dem du als Fahrer versucht bist, immer noch ein bisschen mehr zu pushen, sobald du glaubst, einen flotten Rhythmus gefunden zu haben – bis dir tatsächlich die Zunge aus dem Hals hängt. Die Sitzposition ist dabei für ein Bike mit so viel Race-Genen geradezu bequem. Ein Traum sind flowige Trails, dann schiesst das Epic Expert Evo mit gerade mal 12,0 Kilo wendig durch die Kurven.
BRAIN 2.0 – NOCH INTELLIGENTER: Ein Bike, das mitdenkt – das Brain-System am Hinterbau unterscheidet mithilfe eines Trägheitsventils, ob die aufs Bike wirkenden Kräfte vom Antritt des Fahrers kommen oder durch Hindernisse am Untergrund generiert werden. Beim Treten bleibt der Dämpfer hart, bei Kräften von unten reagiert er sanft. Das neue Brain-System reagiert schneller und effektiver auf kleine und grosse Unebenheiten.
GANZ EASY: Dämpfereinstellung leicht gemacht: Wie alle Specialized Fullys mit Luftdämpfer ist auch das Epic Expert Evo mit der AutoSag-Funktion ausgerüstet.
Gute Kontrolle bergab
Wer schnell nach oben kurbelt, will irgendwann auch wieder runter – und das möglichst ohne Abstriche beim Fahrvergnügen. Hier zahlt sich die gut ansprechende Fox Stepcast 34 Performance Federgabel mit 120 Millimetern Federweg aus. Und auch der neue Brain-Hinterbau spielt auf mässig rauen Strecken sein Potenzial beeindruckend aus. Doch die 29-Zoll-Laufräder bieten Sicherheit und Kontrolle, auch wenn sich der Ritt über hohe Felsstufen etwas wild anfühlt. Die Kombi aus der Specialized-Reifen-Kombination Ground Control und Fast Trak (jeweils 2,3 Zoll) bietet trotz gemässigtem Profil selbst auf feuchtem Untergrund eine gute Traktion, auch wenn andere Bikes im Testfeld weit massiver bestückt sind. Aber: Das Epic Expert Evo wildert auf dem Trail ja auch als XC-Waffe. Und hier muss man sagen: Hut ab vor diesem Geschoss.
VOLLE KONTROLLE: Ordentlich Traktion bietet der 2,3er Specialized Ground Control Reifen am Vorderrad. Der Reifen passt zum Konzept des potenten Marathon-Trail-Racers.
EINTEILER: Ohne den typischen Horst-Link an der Kettenstrebe kommt der neue Hinterbau des Epic aus. In Kombination mit dem verbesserten Brain-System ergibt sich ein feines Ansprechverhalten bei gleichzeitig guter Kraftübertragung.
Sebastian Maag
Marketing Manager D, A, CH, LUX
Marketing Manager D, A, CH, LUX
«Das Epic EVO soll eine breitere Zielgruppe ansprechen als das ‹normale›. Es ist für den Fahrer gedacht, der nicht auf der Jagd nach den besten Rundenzeiten oder den maximalen Höhenmetern, sondern eher nach Komfort, Spass und Adrenalin ist. Bei der Entwicklung stand somit im Vordergrund, dem Bike mit dem breiteren Lenker, dem flacheren Lenkwinkel, den trailigeren Reifen und den zwei Zentimeter mehr Federweg ein hervorgehobenes Abfahrtspotenzial zu verschaffen.»
Specialized Epic Expert Evo
Spezifikationen
Preis | 6199 CHF |
Grössen | S,M,L,XL |
Material | Carbon |
Federgabel | Fox 34 Stepcast Performance GRIP |
Dämpfer | Custom RockShox Micro Brain Shock Autosag |
Schaltung | SRAM GX Eagle 1x12 |
Schalthebel | SRAM GX Eagle |
Kurbel | Truvativ STYLO, DUB |
Bremsen | SRAM Level TL (180 / 180 mm) |
Laufräder | Roval Control Carbon / Specialized |
Reifen | Specialized Ground Control, 29 x 2.3 , Fast Trak 29 x 2.3 |
Lenker | Specialized Alloy Minirise, 10 mm rise, 750 mm |
Vorbau | Specialized XC |
Stütze | X-Fusion manic (S: 100 mm, M – XL: 125 mm) |
Sattel | Body Geometry Phenom Comp |
Website | www.specialized.com |
Geometrie & Daten (Grösse L)
1 Lenkwinkel | 68.5° |
2 Sitzwinkel | 73.8° |
3 Kettenstrebe | 438 mm |
4 Radstand | 1159 mm |
5 Tretlager Höhe | 340 mm |
6 Sitzstrebe | 470 mm |
7 Oberrohr (horiz.) | 626 mm |
8 Steuerrohr | 120 mm |
9 Reach | 446 mm |
10 Stack | 619 mm |
Federweg vorn | 120 mm |
Federweg hinten | 100 mm |
Gewicht | 12 kg |