Bügelmaschine
Der Rahmen des Turbo Kenevo Expert ähnelt stark dem Specialized Enduro. Der Einsatzbereich des langhubigen E-MTBs ist klar: runter – auf rauen Trails. Ohne auf Lift oder Shuttles angewiesen zu sein, erweitert der Elektromotor des Kenevo das Jagdrevier für Biker, die Downhill-Trails wie Trophäen sammeln, deutlich.
Rauf auf flowigen Trails, runter auf anspruchsvollen Downhill-Strecken – bergab kennt das Turbo Kenevo kaum Grenzen.
Bullig wirkt diese Maschine. Schon auf den ersten Blick sieht man: das Specialized Turbo Kenevo Expert ist ein Untersatz fürs Grobe. Ein Bike, mit dem breite Forstwege noch mehr langweilen, als sie dies ohnehin schon tun. Ein Rad, das selbst den schönsten Flowtrail ein bisschen fad werden lässt. Ein Mountainbike, das gefordert werden will. Fett. Das ist wohl der richtige Ausdruck für dieses Gerät. Fett wie der Stahlfederdämpfer von Motocross-Pionier Öhlins. Fett wie die für ein E-MTB fast schon ordinär üppigen 180 mm Federweg an Heck und Front. Fett wie die breiten, grobstolligen 27,5er-Plus-Reifen. Dieses Bike will vor allem eines: runter. Wozu dann noch ein Motor? Langhubige Enduros, gerade wenn radikal auf Downhill getrimmt, sind von Natur aus keine Kletterkünstler. Und nicht jeder verlockende Trail ist mit einem Lift oder einem Shuttle erreichbar. So steht das Kenevo für neue Möglichkeiten. Rauf mit Unterstützung, runter auf einem Bike, das schon ziemlich grobes Gelände braucht, um ihm die letzten Reserven aus dem Fahrwerk zu kitzeln.
Auf leisen Sohlen zum Trail
Aufsitzen! Sofort wird klar: Auf diesem Hobel sitzt man mit niedrigem Schwerpunkt tief im Rad. Bequem, fast wie auf einer Sänfte. Fast glaubt man ein sonores Knattern wie bei einer Motocross-Maschine mit viel Hubraum zu hören. Doch – man hört fast nichts. Selbst im Vergleich zu anderen E-MTBs. Der neue, in Zusammenarbeit mit Brose entwickelte Motor ist extrem leise. Angenehm! Der Motor ist der Gleiche wie beim kleinen Bruder Turbo Levo. Mit in den Rahmen integriertem Motor und Akku sowie den innenverlegten Kabeln kommt das Kenevo sehr clean daher. Das trifft auch auf das Cockpit zu. Die Schalter sind für den Wechsel der Unterstützungsmodi dezent direkt neben dem linken Lenkergriff platziert. Das Display ... uuups! ... fehlt. Eigentlich eine gute Idee: Ein Teil weniger, das bei einem Sturz kaputt gehen könnte. Wer doch ein Display wünscht, aktiviert die Specialized Mission Control App fürs Smartphone. Wahlweise ist auch eine ANT+/Bluetooth-Kommunikation mit Garmin-Geräten möglich.
CLEVER: Typisch Specialized: Die integrierten Swat-Tools am Vorbau und am Flaschenhalter – einfach clever.
KRÄFTIG: Die massive Sram Code Downhill-Bremse hilft, das Turbo Kenevo auch bei rasanten Tiefflügen bergab unter Kontrolle zu halten. Die Stopper mit 200 mm grossen Bremsscheiben überzeugen mit ordentlich Power.
Downhill: Das Kenevo mag’s rau
Solange der Untergrund nicht zu ruppig ist, geht es mit dem Turbo Kenevo unauffällig bergauf. Doch der Uphill-Flow ist begrenzt, sobald steile Rampen und Absätze zu überwinden sind. Denn dann bleibt das Vorderrad nur auf dem Boden, wenn man den Körperschwerpunkt aktiv über den Lenker verlagert. Jedenfalls beim Testbike in Grösse M mussten sich die gross gewachsenen Tester anstrengen. Jetzt aber nichts wie runter! Die ersten flowigen Passagen nimmt das Kenevo extrem gelassen. Ein paar kleinere Absätze und gröbere Felsbrocken sind kaum zu spüren, sanft gleitet das extrem fein ansprechende und fluffige Fahrwerk bergab und verleitet zum Abheben. Auch für engere Turns ist das Bike wendig genug. Danach wartet eine steile, verblockte Passage. Grober Schotter wechselt mit respekteinflössenden Felsabsätzen. Jetzt ist das Turbo Kenevo in seinem Element. Das Fahrwerk reagiert schnell und bügelt den Berg hinab, als wär’ der Trail faltenfrei. Schon ist man unten und fragt sich: War da was?
SCHRÄG: WU-Post nennt sich die von Specialized konstruierte Sattelstütze für den Downhill-Einsatz. Beim Absenken neigt sich der Sattel automatisch um zwölf Grad nach hinten, die Sattelspitze hebt sich. Für nicht Downhiller eher etwas gewöhnungsbedürftig.
FETT: Der mächtige Stahlfederdämpfer vom schwedischen Suspension-Spezialisten Öhlins deutet klar an, wo es mit dem Turbo Kenevo bevorzugt langgeht: bergab. In der Praxis gewährleistet der Dämpfer ein sehr feines Ansprechverhalten.
Sebastian Maag
Marketing Manager D, A, CH, LUX
Marketing Manager D, A, CH, LUX
«Das Kenevo mag auf den ersten Blick sehr auf Freeride und Downhill abzuzielen. In der Tat bietet es mit 180 mm Federweg ordentlich Reserven. Aber mit der Specialized Mission Control App und der Infinite Tune Funktion lässt sich die Motor-charakteristik individuell auf die Bedürfnisse des Fahrers abstimmen und macht somit, in Verbindung mit der vielseitigen Geometrie, aus dem Bike einen erstaunlich moderaten Tourenpartner.»
Specialized Turbo Kenevo Expert
Spezifikationen
Preis | 6999 CHF |
Grössen | S,M,L,XL |
Material | Aluminium |
Motor | Specialized Turbo 1.3 Rx Trail-tuned, Brose Drive-S, max. Drehmoment 90 Nm |
Akku | Specialized M1-504, 504 Wh |
Federgabel | RockShox Lyrik RCT3, Solo Air |
Dämpfer | Öhlins TTX22M, Coil |
Schaltung | Sram GX 1x11 |
Schalthebel | Sram GX 1x11, one-click |
Kurbel | Specialized Custom |
Bremsen | SRAM Code R (200 / 200 mm) |
Laufräder | Roval Traverse, 38 mm |
Reifen | Specialized Butcher, 27,5 x 2,8 |
Lenker | Specialzed 6061 alloy, 800 mm |
Vorbau | Specialized Trail, 45 mm |
Stütze | Command Post Wu, 150 mm |
Sattel | Specialized Henge Comp |
Website | www.specialized.com |
Geometrie & Daten (Grösse M)
1 Lenkwinkel | 65° |
2 Sitzwinkel | 74.8° |
3 Kettenstrebe | 443 mm |
4 Radstand | 1205 mm |
5 Tretlager Höhe | 350 mm |
6 Sitzstrebe | 435 mm |
7 Oberrohr (horiz.) | 597 mm |
8 Steuerrohr | 110 mm |
9 Reach | 431 mm |
10 Stack | 610 mm |
Federweg vorn | 180 mm |
Federweg hinten | 180 mm |
Gewicht | 23.18 kg |