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Mountainbiken in Davos: Die lange Bucket List

Text: Ralf Glaser | Foto: Martin Bissig
03.04.2024
Es gibt Mountainbike-Destinationen, deren Besuch man nicht länger aufschieben sollte. Und solche, bei denen die Liste der abzuhakenden Trails so lang ist, dass mancher Local noch daran arbeitet. Auf die Region Davos Klosters trifft beides zu. BORN zeigt, wo’s langgeht.
Die gute Nachricht zuerst: Die Klosters List für Davos Klosters für die Mountainbike-Saison 2024 ist wieder um einige Positionen länger geworden. 40 Kilometer und 2400 Tiefenmeter länger, um genau zu sein. Eines unter zahlreichen Highlights: Sobald der Schnee geschmolzen ist, wird der Alps Epic Trail Davos, der sich vom Jakobshorn via Rinerhorn bis hinunter nach Filisur schlängelt, für Mountainbiker wieder frei befahrbar sein. Der Trail ist nicht nur einer der längsten der Schweiz, sondern auch ein absolutes Mountainbike-Highlight im gesamten Alpenraum. Wenig erstaunlich: Die International Mountainbike Association hat den Alps Epic Trail als bisher einzigen Trail in den Alpen in die exklusive Liste der Epic Rides aufgenommen. Wenn man jetzt noch die wenig überraschende Nachricht verdaut, dass die Strecke Jakobshorn-Rinerhorn gleichzeitig ein beliebter Höhenwanderweg ist, kann man sich das Dilemma der lokalen Tourismus-Verantwortlichen wohl recht gut vorstellen. In den Sommermonaten 2019 wurden dort oben rund 21'000 Wanderer und 10'000 Mountainbiker gezählt, die alle auf denselben Wegen unterwegs waren. Wer die Rushhour auf diesem Trail je selber miterlebte, weiss, dass es für eine Co-Existenz von beiden Seiten extrem viel Goodwill brauchte. Eine Entflechtung war kaum mehr zu vermeiden.
Trail-Toleranz wird hier grossgeschrieben. Dank Goodwill funktioniert das Miteinander reibungslos.
Foto: Martin Bissig
Zwei Mountainbiker hinter einem Wegweiser.
Trail-Toleranz wird hier grossgeschrieben. Dank Goodwill funktioniert das Miteinander reibungslos.
Die Kammwege in Davos erlauben ein unvergessliches 360-Grad-Panorama.
Foto: Martin Bissig
Zwei Mountainbiker auf einem Bergkamm.
Die Kammwege in Davos erlauben ein unvergessliches 360-Grad-Panorama.
Immer schön fokussiert bleiben! Die Trails in Davos Klosters sind top in Schuss. Aber von den atemberaubenden Ausblicken sollte man sich trotzdem nicht ablenken lassen.
Foto: Martin Bissig
Zwei Mountainbiker auf einem Singletrail in Davos
Immer schön fokussiert bleiben! Die Trails in Davos Klosters sind top in Schuss. Aber von den atemberaubenden Ausblicken sollte man sich trotzdem nicht ablenken lassen.
Die im Frühjahr 2022 lancierte Nachricht, dass der Epic Trail für die komplette Saison und wohl auch 2023 gesperrt bleiben würde, traf die Fans der Davos Klosters Singletrails trotzdem wie eine kalte Dusche. Immerhin wollten über acht Kilometer neue Trails gebaut werden, um Mountainbiker und Wanderer zu «entflechten», beiden jeweils eigens für sie reservierte Wege zur Verfügung zu stellen, und so freie Fahrt für Mountainbiker zu schaffen. Eine wahre Herkulesaufgabe, zumal ja die komplette Strecke in alpinem Gelände verläuft, und der Wegcharakter erhalten bleiben sollte. Doch da hatten wohl auch die Verantwortlichen selbst nicht mit der grossen Motivation ihrer eigenen Trailbau-Crew gerechnet. Ihnen, aber wohl auch der warmen Witterung im Sommer 2023 war es zu verdanken, dass die Bauarbeiten weit schneller als geplant vorangingen und die Strecke schon ab Spätsommer letzten Jahres wieder befahrbar war – mit mehr Flow denn je! Okay, auf verschiedenen Teilstücken, an denen die Topografie keinen zweiten Trail hergab, ist nach wie vor gegenseitige Trail-Toleranz gefragt. Doch auf dem wichtigsten Teil der Strecke, sprich dem Downhill ab Wiitibärg, haben Mountainbiker nun komplett freie Fahrt. Und auch zuvor schon, etwa auf dem Abschnitt zwischen Jakobshorn und Sertig Dorf, steht Bikern auf gut der Hälfte der Strecke ein eigener Trail zur Verfügung.

Freie Fahrt für freie Mountainbiker

Aber was wäre Davos Klosters, wenn sich die Erzählung von Superlativen jetzt schon erschöpft hätte. Um es geradeheraus zu sagen: Das Netz aus Seilbahnen und Singletrails ist vor Ort so dicht gesponnen, dass nur die eigene Physis Limits setzen kann. Wer das für reines Marketing-Blabla hält, mag sich mit dem Singletrail-Weltrekord messen, den Christoph Fässler und Ralph van den Berg im Juli 2021 auf dem satte 700 Kilometer umspannenden Trailnetz auf die Beine gestellt haben. Innerhalb von 16 Stunden zimmerten die beiden hartgesottenen Enduro-Piloten mit gütiger Unterstützung der Seilbahnen satte 20'845 Tiefenmeter auf ihre GPS-Uhren. Und fuhren dabei keinen einzigen Trail zwei Mal. Da mag einem im Vergleich die als Bahnentour bekannte Trailschaukel zwischen Davos und Klosters trotz annähernd 10’000 Tiefenmetern wie ein Ruhetag vorkommen. Aber keine Sorge. Wenn du eher auf Klasse denn auf Masse Wert legst, und dich dein Alltag schon genügend ans Limit bringt: Dir kann geholfen werden! Denn Rekorde wie der genannte, oder der E-Bike-Uphill-Weltrekord, bei dem Ralph van den Berg und Max Chapuis im letzten Jahr satte 14'623 Höhenmeter nach oben kurbelten, sollen lediglich die Möglichkeiten vor Ort illustrieren. Wenn es eine Nummer kleiner genauso tut, und man sich gerne im Bereich des auch für Normalsterbliche Machbaren bewegt, dann sind den eigenen Ambitionen rund um Davos und Klosters erst recht kaum Grenzen gesetzt. Ein Beispiel gefällig? Wer sich von der Formel «Seilbahn hoch, Singletrail runter» angesprochen fühlt, sollte sich am «Trail Ticket» orientieren. Unter diesem Begriff sind drei Touren unterschiedlicher Schwierigkeit zusammengefasst, analog zu Skipisten in den Farbcodierungen blau bis schwarz. Während auf der blauen Strecke auch Familien und Trail-Einsteiger voll auf ihre Kosten kommen, ist auf der schwarzen Strecke schon wieder das Messer zwischen den Zähnen gefragt. Denn immerhin geht es hier auf knapp 90 Kilometern Weg beachtliche 6300 Tiefenmeter nach unten – mithin die optimale Vorbereitung auf die legendäre Bahnentour.
Keine Autobahn: Bei aller Trailpflege achtet man vor Ort offenbar darauf, dass der Hochgebirgscharakter der Wege erhalten bleibt.
Foto: Martin Bissig
Zwei Mountainbiker auf einem Trail in Davos
Keine Autobahn: Bei aller Trailpflege achtet man vor Ort offenbar darauf, dass der Hochgebirgscharakter der Wege erhalten bleibt.
Die Trails führen einen immer wieder an aussergewöhnlichen Orten mit unverwechselbarer Fauna und Flora vorbei.
Foto: Martin Bissig
Eine Mountainbikerin auf einem alpinen Singletrail.
Die Trails führen einen immer wieder an aussergewöhnlichen Orten mit unverwechselbarer Fauna und Flora vorbei.
Bergdörfer und Walsersiedlungen wie das Sertig Dörfli tragen zum Charme vieler Touren bei.
Foto: Martin Bissig
Zwei Mountainbiker füllen ihre Trinkflasche an einem Brunnen auf.
Bergdörfer und Walsersiedlungen wie das Sertig Dörfli tragen zum Charme vieler Touren bei.
Ach so, dir geht’s gar nicht so sehr um das Tiefenmeter-Shredden an sich, sondern mehr um das Mountainbike-Erlebnis in der Gruppe? Bestens, denn das Eventprogramm von Davos Klosters ist auch in der Saison 2024 vollgepackt. Eine fette Markierung im Kalender ist zum Beispiel das Bike-Opening Rock the Bock Ende Juni wert. Oder wie wär’s mit dem Grischa Trail Ride im Hochsommer, oder dem Mondraker Enduro Team Race zum Saisonabschluss? Gar nicht so einfach, sich zu entscheiden? Wie gesagt: In diesem Teil Graubündens artet das Abhaken der Bucket List fast schon in Arbeit aus. Aber wo steht geschrieben, dass Arbeit keinen Spass machen darf?

Weitere Infos

Anreise
Mit dem Auto aus dem Rheintal am besten über Landquart und Klosters nach Davos. Die Anreise mit dem ÖV ist problemlos. Die Bahnstrecke von Chur über Filisur nach Davos Platz ist wegen ihrer Viadukte und Tunnels weltberühmt, aber zeitraubend. Wer schneller ankommen will, wählt die Strecke von Landquart über Klosters. sbb.ch

Saison
  • Juni – Oktober 
  • Seilbahnen: Mitte Juni – 20. Oktober
Bike Shops

Davos Dorf:

Davos Platz:
  • Ivans Velosport, Talstrasse 22, Tel. 081 4133909, ivansvelosport.ch
  • 2 Radfachgeschäft Metz, Talstr. 28, Tel. 081 4135132, metzdavos.ch
  • Bikeshop Corona, Talstrasse 29, Tel. 081 4134412
  • Ochsner Sport, Promenade 45, Tel. 081 4131510, ochsner-sport.ch

 Klosters Platz:

Guiding

Bike-Shuttle
Individuelle Shuttlefahrten, buchbar vom 1. Mai bis zum ersten Schneefall im Herbst. Zeiten und Treffpunkte können individuell vereinbart werden. 

Anmeldung
  • Gotschna Taxi, Tel. 081 4202020

Events

Rock the Bock
21.–23. Juni 2024
davos.ch/rock-the-bock

ÖKK Bike Revolution Davos
28.–30. Juni 2024
bike-revolution.ch

MS Sport Family Bike Camp
22.–26. Juli 2024
mssports.ch/bikecamps

Swiss Dirt Series
Juli/August 2024
flyingmetal.ch/swiss-dirt-series

Spar Swiss Epic Graubünden
20.–24. August 2024
swiss-epic.com

Grischa Trail Ride
29. August – 1. September 2024
grischatrailride.ch

Enduro Camp – Ladies only!
30. August – 1. September 2024
hotelgrischa.ch

Mondraker Enduro Team
5.–8. September 2024
enduro-team.ch

Vintage Bike Masters
20.–22. September 2024
vintagebikemasters.com

Pumptrack/Freestyle
Der Bikepark Davos bietet eine Table Line, eine Dirt Line sowie einen asphaltierten Pumptrack. 
davos.ch/adventurepark

Übernachten
In Davos Klosters finden sich Übernachtungsmöglichkeiten aller Kategorien. Zusätzlich gibt es elf Bike-Hotels mit zielgruppengerechtem Angebot. Bei einer Direktbuchung ist die Tageskarte für den Bike-Transport im Preis inbegriffen, zusätzlich gibt es Rabatt auf Mietmaterial der Bike Academy. Ausserdem gibt’s von Ende Juni bis Ende September jeweils freitags und samstags kostenlose geführte Touren mit der Bike-Academy. Infos: davos.ch/bike-hotels

Tourenplanung
Die offizielle Website liefert genaue Routenbeschreibungen, aktuelle Tourinformationen sowie GPS-Tracks zum Download. Sämtliche Infos sind auch auf Plattformen wie Outdooractive und Trailforks abrufbar. Vor Ort gibt es eine kostenlose Bike-Karte, die auch als PDF-Download abgerufen werden kann. Zudem steht die Web-App «Bike-Buddy» zur Verfügung und stellt alle Tourinfos in einer Mobile-optimierten Version bereit. Für die Region Davos Klosters gibt’s auch die bewährte Supertrail Map.


Gästekarte
Die Davos Klosters Premium Card gibt’s bereits ab einer Übernachtung im Hotel, Ferienwohnung oder Gruppenunterkunft. Die Inhaber kommen in den Genuss stark vergünstigter Tickets bei den Bergbahnen Davos Klosters. Zudem kann der ÖV in den Ortsnetzen von Davos und Klosters frei genutzt werden. Die Rhätische Bahn gewährt freie Fahrt zwischen Klosters Dorf und Filisur (exklusive Biketransport). 

Infos: davos.ch/premium // klosters.ch/premium

Reiseinfos
Allgemeine Informationen und das Veranstaltungsprogramm stellen die offiziellen Websites von Davos Klosters zur Verfügung.

davos.ch // klosters.ch

Touren

Alps Epic Trail Davos

Wer den Alps Epic Trail nicht gefahren ist, kennt Davos noch nicht. Und wer ihn schon gefahren ist, dem liefert die stattgefundene Entflechtung inklusive Neubau von über acht Kilometern für Biker reservierter Trails einen perfekten Anlass, es noch einmal zu tun. Mit einem Singletrailanteil von 80 Prozent und einer Landschaft, die von kargem Hochgebirge über sattgrüne Alpen, urchige Bergdörfer und schattige Wälder changiert. Alleine schon die Rückfahrt mit der Rhätischen Bahn ist ein Erlebnis für sich. Einziger Wermutstropfen: Leider ist der Abschnitt durch die Zügenschlucht bis auf Weiteres wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Stattdessen ist eine Ausweichroute über die alte Zügenstrasse signalisiert.

Route
Als einzige Tour der Alpen trägt dieser Trail-Kracher die Auszeichnung Epic Ride der IMBA. Seit der erfolgten Entflechtung von Wanderern und Mountainbikern und dem Bau jeweils getrennter Trails für beide Nutzergruppen ist die Strecke nochmals attraktiver geworden.

Details
  • Fahrtechnik: 3/5 
  • Kondition: 4/5
  • Distanz: 40,1 km
  • Höhendifferenz: Uphill 920 m, Downhill 2400 m
GPX-Daten: LINK

Bahnentour

Ein Up and Down vom Feinsten. Dank neun Seilbahnauffahrten sammelt man auf der legendären Bahnentour annähernd 10'000 Tiefenmeter an einem Tag – und das, ohne einen Trail zweimal fahren zu müssen. Unnötig zu sagen, dass die Trails an sich allesamt erster Güte sind. Wer die Herausforderung annimmt, sieht sich allerdings vor eine echte Challenge gestellt. Dass man hier morgens zur ersten Seilbahnfahrt Gewehr bei Fuss stehen sollte, versteht sich von selbst. Auch unterwegs sollte man nicht zu viele Pausen einlegen, denn der Zeitplan ist wegen der Betriebszeiten der Seilbahnen eng getaktet. Nicht umsonst wird empfohlen, sich das Mittagessen per Pizzaservice an die Parsennbahn liefern zu lassen – oder man dehnt die Tour auf zwei Tage aus.

Route
Der legendäre Enduro-Kracher vereint die besten Trails vor Ort zu einer Tagestour der Superlative. Schöner geht’s kaum. Aber Vorsicht: Der konditionelle und fahrtechnische Anspruch ist hoch, und der Zeitplan sehr eng. Wer die Trails ohne Zeitdruck absolvieren will, kann die Tour aber auch problemlos in zwei Tagesetappen aufteilen.

Details
  • Fahrtechnik: 4/5
  • Kondition: 5/5
  • Distanz: 120 km
  • Höhendifferenz: Uphill 650 m, Downhill 9500 m
GPX-Daten: LINK

Pischa

Im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Routen wirkt die Enduro-Runde über die Pischa relativ unspektakulär. Doch wer auf Superlative keinen Wert legt, und stattdessen auf Landschaftsgenuss und Fahrspass abzielt, sollte sich die Pischa in die Agenda schreiben. Kondition ist hier gefragt, denn der Trailanstieg von Tschuggen zur Pischa bleibt selbst mit einem E-Mountainbike bewaffnet noch fordernd. Oben wartet zum Ausgleich ein spassiger Singletrail über einen Grat und ein wunderbar flowiges Finale über Bergwiesen bis zum Davosersee. Als kleine Variante, dann allerdings mit erhöhter technischer Schwierigkeit, kann man sich auch zum Flüelapass shutteln lassen, und dort einen Abschnitt des Swiss Epic Graubünden mitnehmen.

Route 
Eine Kombination aus umwerfender Aussicht und spassigen Trails charakterisiert diese Tour – ohne Zweifel zählt sie zu den heimlichen Highlights im Portfolio von Davos Klosters. Allerdings sind für den Anstieg gute Beine von Vorteil. Die Tour ist zwar für E-Mountainbikes geeignet, der Anspruch bleibt jedoch hoch.

Details
  • Fahrtechnik: 3/5
  • Ausdauer: 3/5
  • Distanz: 29 km
  • Höhendifferenz: Uphill 1120 m, Downhill 1120 m
GPX-Daten: LINK

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