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Jan Koba – seit 40 Jahren ein fester Bestandteil der Schweizer Radsportszene

Text: Fridolin Engler
07.10.2022

Der Gründer und Chef der gleichnamigen Bikemanufaktur spricht über die ereignisreiche Geschichte seines Brands und schaut vor allem nach vorne. Dank langjähriger Branchenkontakte und einem eingespielten Team am Firmensitz blickt er gut gestimmt in die Zukunft.

Im Showroom in Buchs (SG) ist es an diesem Montagvormittag ruhig. Die kleine aber feine Palette der «KOBA-Bikes» steht sauber geputzt und schön präsentiert Spalier. Links ist die Werkstatt in welcher vorwiegend Testfahrzeuge und wenige Kundenbikes bereitgestellt werden. Rechts, etwas erhöht, eine Sitzecke und die fast schon obligate, italienische Kaffeemaschine.
Jan Koba, der Firmengründer sitzt mit einem breiten Grinsen im schwarzen Fauteuil und blättert auf seinem Smartphone durch die letzten Designvorschläge für ein neues Bike welches schon bald seinen Namen tragen wird. Er sei schon früh mit den ersten Mountainbikes in Kontakt bekommen. Damals am Ende der 1980er-Jahre habe er bei schlechtem Wetter lieber eine kurze, intensive Einheit auf Stollenreifen eingelegt als sich stundenlang durchnässen zulassen. Nach seinem Rücktritt vom Profisport sei deshalb schnell klar gewesen, dass er den breiten Reifen und geraden Lenkern treu bleiben werde.
Seither sind unzählige Entwicklungsschritte passiert, Jan Koba war aber immer wieder an vorderster Front dieser Evolution dabei. So setzte er schon immer konsequent auf die Individualisierbarkeit seiner Bikes und er war auch einer der weltweit ersten der die Kabel bereits beim Lenker in den Rahmen integriert hat. Besonders bemerkenswert ist, dass er das alles mit einem kleinen Team von rund zehn Mitarbeitern schafft. «Wir sind alles Enthusiasten und sehen unseren Job nicht als Arbeit, sondern Passion», sagt er. Man glaubt es ihm, denn in seinen Augen funkelt es, wenn er auf die Anpassungen an den neuen Modelljahrgängen eingeht. «Für uns war der Schritt von den Alu-Rahmen zu den Carbon Bikes ein grosser. Da mussten wir unser Know-how komplett neu aufbauen und unseren Lieferanten in Fernost blind vertrauen. Gestartet sind wir mit «open molds». Das sind Rahmenformen für welche wir die Länderlizenz gekauft hatten und lediglich die Materialien (Anmerkung der Redaktion: Qualität der Carbonfasern) bestimmen konnten. Seit etwa fünf Jahren produzieren wir unsere Räder mit sogenannten «private molds». Sprich, wir konstruieren alles selber und liefern die Baupläne an den Produzenten. Dieser stellt dann komplett nach unseren Vorgaben die Rahmen her. Gerade heute kommt ein Transporter mit 150 Hardtails aus Taiwan. Das ist jedes Mal ein aufregender Moment.»
Auf die Frage ob man während und seit der Corona-Pandemie immer habe liefern können, sagt Koba: «Die vergangenen beiden Jahre sind auch für uns als kleinen Hersteller herausforderungsreich gewesen und wir spüren aktuell eine leichte Depression am Markt. Aber dank den langjährigen Kontakten in die Branche und unseren flexiblen Kunden konnten wir eigentlich in allen Fällen eine Lösung finden.»

Da KOBA-Räder immer im Baukastenstil aufgebaut seien, setze sich der Kunde mit dem Produkt auseinander und er sei keiner der «per Zufall» ein neues Mountainbike kaufe. Klar habe es mal Wartefristen bei einzelnen Komponenten gegeben. «Alle Felgen werden von uns von Hand eingespeicht und wenn beispielsweise einmal die gewünschte Nabe nicht an Lager war boten wir mit einer Alternative Hand. Dasselbe mit Federgabeln und Gruppen. Wir sind uns auch nicht zu schade etwas Spezielles zu montieren was vom Kunden selber angeliefert wird.», gibt Jan zu Protokoll.
BORN will wissen ob es denn bald ein elektrisch betriebenes KOBA-Bike gäbe. Die Antwort ist klar und knapp: «Nein. Das wäre eine Abkehr von unseren Kernwerten und ich bin der Meinung, dass das unsere Ressourcen sprengen würde», stellt der Patron klar. Es werde aber wohl schon bald ein Gravel-Bike im Angebot stehen. Da sei man schon weit fortgeschritten im Prozess. «Wir machen mit Herzblut Velos und das merken unsere Kunden. Ich will unsere Manufaktur weiter stabilisieren und unseren Klienten ein rundes Sortiment an Top-Produkten anbieten zu können.»
Jan Koba – seit 40 Jahren ein fester Bestandteil der Schweizer Radsportszene
Die Rahmen hängen an der Stange, doch sämtliche Koba-Bikes werden nach einem Baukastensystem und nach Kundenwunsch aufgebaut. In enger Absprache findet sich so auch bei Materialengpässen immer ein Workaround.
In den vergangenen Monaten hat Jan Koba einen neuen Geschäftsführer eingestellt. Denkt er an eine Geschäftsübergabe nach? «Ich habe jahrzehntelang alles immer auf meinem Tisch gehabt und alles ist durch mich abgesegnet worden. Das war sicher wichtig in dieser Zeit, ich habe aber auch gemerkt, dass ich das gar nicht mehr will. Mir ist die Zeit welche ich für mich und mit Freunden auf dem Bike verbringen kann ebenso wichtig. Deshalb gibt es nicht bloss einen neuen CEO, sondern ich habe auch je einen projektbezogenen Konstrukteur und einen Grafiker mit ins Boot geholt.», statiert Jan Koba bestimmt. So sei man ein Gremium und jeder könne sich auf seine Stärken konzentrieren. Der Qualität der Palette tut dies keinen Abbruch, denn die Mountainbikes aus Buchs können sich spielend mit den diversen Branchenleadern messen die mit einem viel grösseren Mitarbeiterstäben und multiplen Budgets arbeiten.
Jan Koba – seit 40 Jahren ein fester Bestandteil der Schweizer Radsportszene
Jan Koba ist ehemaliger Strassenprofi. Er fuhr für die legendären Equipen «Peugeot» und «Z». Einer seiner grössten Triumphe war der Sieg an der Meisterschaft von Zürich. Nach seinem Rücktritt gründete er Koba Custom-Made-Bicycles AG. Auf eben diesen Koba-Bikes sind viele Schweizer Rennfahrer erfolgreich gewesen. Ralph Näf und Lukas Flückiger gehören dabei sicher zu den Bekanntesten. 
 
Das Sortiment besteht aus einem Hardtail, mehreren vollgefederten Mountainbikes und einem Rennrad. Ein Gravelrad wird im Jahr 2023 folgen. Für jedes Rad gibt es eine oder mehrere «Standart-Versionen», aber wie es der Name «Custom Bikes» andeutet, lässt sich jedes der Bikes von Grund auf individuell konfigurieren. 
 
Die Schweiz ist der Hauptmarkt für KOBA. Hier generieren mehr als 20 Händler etwa 90 Prozent des Umsatzes. Der Rest wird in Österreich, Polen, Tschechien, Slovakei und in Belgien verkauft.
«Unser Team ist klein aber sehr schlagfertig. Wir sehen die tägliche Arbeit als unsere Passion an. Das merken unsere Kunden auf jeder Ausfahrt. Wir springen nicht auf dem E-Bike-Zug auf. Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen: Custom Bikes aus unserer Manufaktur. Je nach Anwendungszweck unserer Rahmen passen wir die Carbonfasern an. Gegen oben gibt es keine Grenze des Möglichen aber eine Grenze der Vernunft.»

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