Wochenende für schnelle jungs
Abwechslungsreich, technisch, schnell: Die Trails rund um den Reschenpass sind das perfekte Terrain für ein Wochenende mit den schnellen Jungs. Doch funktioniert so ein «Männerausflug» auch mit dem achtjährigen Sohn? Mit mehr als 100 anderen Vätern und Söhnen haben wir ein Wochenende lang die Probe aufs Exempel gemacht. Unser Ergebnis: definitiv!
Tag 1
Zugegeben, wir sind beide gespannt, was uns die nächsten drei Tage erwarten wird. Als Mountainbike-Redakteur kenne ich die Trails im Dreiländereck zwischen Nauders und dem Reschensee seit Jahren und in all ihren Facetten: trocken sind sie anspruchsvoll, im Renn-Modus hart und bei Nässe – uiuiui. Ob hier auch ein Kind glücklich wird? Neben mir im Kindersitz sitzt Emil, acht Jahre alt und gespannt wie ein Flitzebogen. «Papa, kennst du die Trails? Kann ich die fahren? Weisst du in welcher Gruppe wir sind?», sprudelt es nur so aus ihm heraus, als wir den Reschenpass in Richtung Nauders kurven. «Ja. Ja, aber wahrscheinlich nicht alle. Keine Ahnung.» Seinem kritischen Blick nach zu urteilen, ist er von meinen Antworten nicht zu 100 Prozent überzeugt. «Keine Sorge, das wird sicher ein cooles Wochenende», versuche ich seine Bedenken zu zerstreuen. Von Freitag bis Sonntag geht es nur um uns – Vater und Sohn. Und um andere Söhne (und ein paar Töchter) und deren Väter. Insgesamt 110 hochmotivierte Kinder und Erwachsene. Nur die Mamas, die haben an diesem Wochenende Trail-frei. «Ohne die Mütter gibt das gleich eine ganz andere Gruppendynamik», sagt Holger Meyer, Vater von Leni und Lois und Organisator der «Father & Son Days». Auf dem Festivalgelände unter Schloss Naudersberg herrscht eine erwartungsvoll-gespannte Aufbruchsstimmung. Wer fährt in welcher Gruppe, was haben die anderen Kids für Bikes? Neugierige und anerkennende Blicke bei den Jungs, erste Fachsimpeleien unter den Vätern – es kann losgehen.
Chris Riefenberg
Volle Sendung mit Schlossblick – der Nachwuchs zeigt den Daddys, was ordentlich Airtime bedeutet.
Chris Riefenberg
«Iss mehr Gemüse», hatte Mama noch gesagt. Gut, ein Scheibchen Gurke geht immer, das andere auch als Augenklappe.
Chris Riefenberg
Entspannte Atmosphäre – nach einem langen Tag auf dem Bike diskutieren die Väter die besten Tuning-Tipps für Kinderbikes.
Die Jungs katapultieren sich über einen Holzkicker mit spektakulären tricks in den Abendhimmel.
Freitagnachmittag, lockeres Einrollen: Gemeinsam mit unserem Guide Florian starten Marc, Levi, Quirin und Emil samt ihren Vätern Chris, Sven, Patrick und mir an der Bergkastel-Bahn in ihr «Father & Son»-Wochenende. Der neu gebaute Zirmtrail ist wie gemacht für einen entspannten Start. Auf sechs Kilometern schlängelt sich dieser in schier endlosen Anliegerkurven und Wellen flach am Hang entlang, ohne dabei langweilig zu werden. Unser Guide rollt locker voraus, die Jungs hochmotiviert hinterher. Wer fährt schneller, wer noch etwas langsamer? Es braucht noch ein paar Kurven und den ein oder anderen kleinen Sturz, bis die Hackordnung fürs Wochenende steht. Wir Daddys betrachten das Ganze mit etwas Abstand und einem amüsierten Grinsen. Über das wellige und immer ein bisschen sumpfige Hochplateau «Plamort» treten wir auf dem gleichnamigen Trail zu den markanten Panzersperren mit ihren rostigen Stahlspitzen, der Grenze zwischen Österreich und Italien. Hinter der Kuppe hätten wir einen fantastischen Blick über den Reschensee bis zum Ortler. «Machen wir morgen», verspricht Flo. Bevor wir auf die Abfahrt einbiegen, haben die Jungs etwas viel Spannenderes entdeckt: einen echten Bunker aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, der dem Trail hinab nach Reschen seinen Namen gibt. Klar, dass die Jungs da mal reinschauen müssen. Zurück in Nauders ist die Luft noch lange nicht raus: Während sich die Väter bei einem kühlen Bier mit Tipps zu Bremsscheibengrössen, reibungsarmen Schaltzügen, Dämpfer-Setups für Fliegengewichte und anderen Tuning-Tipps überbieten, ist der Nachwuchs voll in seinem Element. Die Jungs katapultieren sich über einen kleinen Holzkicker mit teils spektakulären Tricks in den Abendhimmel. «Suicide No Hander» mit fast eineinhalb Meter Luftstand – man muss ja nicht alles daheim erzählen.
Chris Riefenberg
Auf dem Bergkasteltrail kommen Kinder und Väter voll auf ihre Kosten.
Tag 2
«Papa, wann geht’s los?» Draussen dämmert es gerade erst, doch Emil kann es kaum erwarten. «Krass, hast du gesehen, was die grossen Jungs gestern für Tricks gemacht haben? Der Bunker war voll cool. Glaubst du, wir fahren heute nochmal die gleichen Trails, da gibt es ein paar Stellen, da kann man voll abziehen …» Vor lauter erzählen, vergisst er dabei fast sein Müesli. Mit seinem Enthusiasmus ist Emil nicht allein: Auf dem Festivalgelände scharen sich Väter und Kinder um Testbikes und -produkte. Wohin man schaut, leuchtende Kinderaugen. Übermütig demonstrieren ein paar Jungs ihre Wheelie-Künste.
Die erste Fahrt auf dem Zirmtrail läuft heute um einiges flüssiger. «Schaut mal Jungs, ihr müsst auf den Hügeln tief gehen und ohne zu bremsen die Geschwindigkeit mitnehmen», sagt unser Guide. Flo pumpt durch die Wellen, wir Jungs und Väter pumpen hinterher. Während wir uns dem Flow hingeben, lassen es die Gruppen mit den etwas Älteren ganz schön krachen. Hier ein lässiger Sprung, dort Vollgas durchs Steinfeld und das Hinterrad in den nächsten Anlieger gedrückt. Wir sind beeindruckt – und freuen uns insgeheim schon auf die nächsten Jahre. Levi und Sven kommen eigentlich aus München, sind aber öfters am Reschenpass zum Biken. Normalerweise darf auch Mama Claudia mit. «Das ist unser Gebiet», meint Sven. «Wir sind nicht so die Bikepark-Fahrer, aber die vielen natürlichen Trails hier sind genau unser Ding.»
Die erste Fahrt auf dem Zirmtrail läuft heute um einiges flüssiger. «Schaut mal Jungs, ihr müsst auf den Hügeln tief gehen und ohne zu bremsen die Geschwindigkeit mitnehmen», sagt unser Guide. Flo pumpt durch die Wellen, wir Jungs und Väter pumpen hinterher. Während wir uns dem Flow hingeben, lassen es die Gruppen mit den etwas Älteren ganz schön krachen. Hier ein lässiger Sprung, dort Vollgas durchs Steinfeld und das Hinterrad in den nächsten Anlieger gedrückt. Wir sind beeindruckt – und freuen uns insgeheim schon auf die nächsten Jahre. Levi und Sven kommen eigentlich aus München, sind aber öfters am Reschenpass zum Biken. Normalerweise darf auch Mama Claudia mit. «Das ist unser Gebiet», meint Sven. «Wir sind nicht so die Bikepark-Fahrer, aber die vielen natürlichen Trails hier sind genau unser Ding.»
Chris Riefenberg
Anlieger mit Ausblick – wer darf direkt hinter dem Guide fahren? Da braucht es ein paar Kurven, bis die Reihenfolge steht.
Man merkt schnell: Auf dem trockenen Waldboden ist Levi zu Hause. Auf dem etwas anspruchsvolleren Bergkasteltrail bleibt er dicht am Hinterrad von Guide Flo. Quirin und Emil wollen da nicht zurückstehen und folgen dicht auf dicht. Der trockene Waldboden staubt, die Jungs lassen in den Anliegern das Hinterrad stehen. Nach den ersten sportlichen Tiefenmetern sind wir froh über eine Pause: An der Stieralm treffen sich die Gruppen auf der Sonnenterrasse. Schnitzel und Burger laden die Energiespeicher wieder auf. Die braucht es, denn auf die wilden 110 und ihre Guides warten am Nachmittag noch einige staubig-wurzlige Tiefenmeter zwischen Tirol, Südtirol und der Schweiz.
Auch am Abend schwingen wir uns noch einmal auf unsere Bikes: Frisch geduscht und nach einem kleinen Arschbomben-Contest am Pool treffen wir in einem langen Bike-Korso zu einem kleinen See unterhalb des Mutzkopfs zum gemeinsamen Barbecue ein. Steaks und Würste, eisgekühlte Getränke, Lagerfeuer und dazu ein wilder Dual-Slalom. Wo die Jungs nur die Energie herhaben? Die Väter sind happy, die Kinder k. o. – ein ziemlich perfekter Tag.
Auch am Abend schwingen wir uns noch einmal auf unsere Bikes: Frisch geduscht und nach einem kleinen Arschbomben-Contest am Pool treffen wir in einem langen Bike-Korso zu einem kleinen See unterhalb des Mutzkopfs zum gemeinsamen Barbecue ein. Steaks und Würste, eisgekühlte Getränke, Lagerfeuer und dazu ein wilder Dual-Slalom. Wo die Jungs nur die Energie herhaben? Die Väter sind happy, die Kinder k. o. – ein ziemlich perfekter Tag.
Chris Riefenberg
Hier geht's lang – die Jungs geben die Line vor, der Guide schaut und rollt entspannt hinterher.
Chris Riefenberg
Hoch die Hände – zuerst dieser Ausblick über den Reschensee bis zum Ortler, dann über Singletrails ins Tal.
während wir uns dem Flow hingeben,
lassen es die Gruppen mit den etwas
Älteren ganz schön krachen.
lassen es die Gruppen mit den etwas
Älteren ganz schön krachen.
Chris Riefenberg
110 hochmotivierte Väter und Kinder treffen bei den «Father und Son Days» zusammen: Verbunden durch die Liebe zum Bike
Chris Riefenberg
Für Levi gibt's heute ein Kinder-Fully zum Testen. Das Fahrwerk-Setup läuft professionell wie bei den Grossen.
Tag 3
Am nächsten Morgen wechseln wir die Talseite und schweben mit dem alten Sessellift zwischen hohen Tannen dem Mutzkopf entgegen. Bisher haben sich die Jungs gut geschlagen. Doch die Trails hier sind um einiges technischer. Einige davon sind einmal im Jahr Stages des 3-Länder-Enduro-Rennens. «Keine Sorge, das packen wir schon zusammen», meint unser Guide. Mehr Motivation braucht es nicht, das Selbstbewusstsein dieser achtjährigen Superhelden auf ihren vollgefederten Kisten ist eh grenzenlos. Also rein ins Enduro-Vergnügen! Technisch und mit teils dicken Wurzeln schlängelt sich der Kreuzmoos Trail durch den Wald. Hier sind Fahrtechnik und eine gute Linie gefragt. Gar nicht so leicht, diese mit den kleinen Laufrädern auch zu treffen. Und zack, da ist es passiert. Eine kleine Unachtsamkeit, das Vorderrad bleibt an einer Wurzel hängen und Emil geht Kopf voraus über den Lenker. Ja, das Mountainbike kann einen in den siebten Himmel katapultieren und eine Sekunde später auf den harten Boden der Tatsachen schmettern. Ein paar Tränen kullern, erst einmal durchatmen und hinsetzen, ein paar Gummibärchen. «Geht schon wieder, Papa!», meint er tapfer. Passiert ist nichts, aber das Selbstvertrauen hat ein paar Kratzer bekommen. Wir lassen die Gruppe ziehen und rollen zu zweit ganz entspannt ins Tal. Als bikender Vater leidet man in diesem Moment doppelt. Man sieht den Sturz und kann nicht eingreifen – und gleichzeitig weiss man aus Erfahrung, dass es gleich ordentlich wehtut. Hat man schliesslich selbst schon ein paar Mal erlebt ...
Chris Riefenberg
Staubige Flow-Party: Der Zirmtrail schlängelt sich auf sechs Kilometern schier endlos mit Wellen, Kurven und versteckten Sprüngen über die Alpwiesen. Das macht nicht nur dem Nachwuchs Spass.
«Für die Kids sind das doch paradiesische Verhältnisse: Um Viertel nach acht geht’s mit
Biken los und wir hören erst wieder auf,
wenn die Sonne untergeht.»
Biken los und wir hören erst wieder auf,
wenn die Sonne untergeht.»
«Sollen wir lieber aufhören?» Emil schüttelt energisch den Kopf. «Nein Papa, wir sind doch zum Biken hier!» Die grosse Kugel Schokoeis wirkt offensichtlich Wunder. Zu zweit drehen wir eine Runde auf dem Zirmtrail, Anlieger für Anlieger kommt sein Selbstbewusstsein zurück. Nach einer grossen Portion Pommes ist jeder Schmerz verflogen. Der Nachmittag und eine weitere Abfahrt können kommen! Zugegeben, ich bin auch ein kleines bisschen stolz, dass Emil nicht aufgegeben hat. Aber vor allem ist es schön, dass ich mit meinem Sohn gemeinsam etwas erleben kann, was uns beide verbindet. Auf der letzten Abfahrt ins Tal fällt auf, wie easy die Jungs mittlerweile selbst schwierigere Strecken meistern, wie schnell sie voneinander lernen. Und vor allem: wie stark sie sich schon in diesem Alter pushen. «Für die Kids sind das doch paradiesische Verhältnisse», meint Organisator und Papa Holger. «Um Viertel nach acht geht’s mit Biken los und wir hören erst wieder auf, wenn die Sonne untergeht.» Das gibt diesem Wochenende seinen ganz besonderen Vibe. Als wir am Abend im Auto sitzen, schwingt dieser Vibe immer noch mit: Kurz vor dem Wegnicken starrt Emil Löcher in die Luft. «Und, alle Erwartungen erfüllt?» Emil nickt. «Aber nächstes Jahr wird’s noch besser, Papa. Mit einem 24-Zoll-Bike fahr ich dann einfach über die Wurzeln drüber!»
Chris Riefenberg
Emil und Thomas Werz geniessen gemeinsam die Trails in Nauders.
Chris Riefenberg
Voll motiviert starten die Kids in den Tag. Mit einem extra High five läuft's aber noch besser!
Lieber aufhören?
«Nein Papa, wir sind doch zum Biken da!»
«Nein Papa, wir sind doch zum Biken da!»
Biken am Nauders & Reschenpass
Die 3-Länder Enduro Trails zwischen Nauders und St. Valentin auf der Südseite des Reschensees bieten 2500 Höhenmeter und 25 Singletrails mit 52 Kilometer Abfahrtsspass vom Feinsten. Von flowig bis technisch anspruchsvoll und naturbelassen. Egal, an welcher der fünf Bergbahnen man startet: Die Trails sind alle miteinander verbunden und ausgeschildert – die beste Voraussetzung für grenzübergreifenden Enduro-Spass.
Green Days 2021
Mit dem «Green Days» Mountainbike Freeride Testival starten die 3-Länder-Enduro-Trails offiziell am Wochenende vom 21. bis zum 23. Mai in die Saison. Das Festivalgelände ist auf dem Parkplatz der Bergbahn Schöneben.
Weitere Infos: greendays-testival.com
Weitere Infos: greendays-testival.com
Father & Son Days
Tolles Trail-Event für Kinder & Väter. Termin: 6. bis 8. August. Event-Paket ab EUR 230.–.
Weitere Infos: dierasenmaeher.de
Mehr Events für Eltern mit begeistertem Bike Nachwuchs gibt es hier: Trails und Events für die ganze Familie
Weitere Infos: dierasenmaeher.de
Mehr Events für Eltern mit begeistertem Bike Nachwuchs gibt es hier: Trails und Events für die ganze Familie
Tarife & Trails:
Tageskarte Erwachsene: EUR 38.–, Jugend und Kinder EUR 26.–/19.–
3-Länder Bike Card (3 Tage): EUR 85.–
Alle Infos zu Bergbahnen und Trails:
3-laenderendurotrails.com
3-Länder Bike Card (3 Tage): EUR 85.–
Alle Infos zu Bergbahnen und Trails:
3-laenderendurotrails.com
Signature Trail:
Übernachten:
In Nauders ist Harry Ploner ein Biker der ersten Stunde, der sich für den Bike-Tourismus und die Trails stark macht. «Bike friendly» ist in seinem Hotel fast schon eine Untertreibung.
Alpen-Comfort-Hotel Central ****
hotel-central.at
Weitere Bike-Angebote gibt es auf «Mountain Bike Holidays»
bike-holidays.com
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Allgemeine Infos:
Alle Infos zu Touren und Trails, Angeboten und Übernachtungsmöglichkeiten
Nauders Tourismus
nauders.com
Ferienregion Reschenpass
reschenpass.it
Nauders Tourismus
nauders.com
Ferienregion Reschenpass
reschenpass.it
Die Kids haben Bock zu Biken, aber es fehlt noch die passende Ausstattung? Hier gehts zum Kinder Special «Heisse Ware für coole Kids».
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