KIDS AUF ENTDECKUNGSTOUR
Flowige Trails, vernünftiges Material und genügend Zeit, um gemeinsam die Natur auf Stollenreifen zu entdecken. Eigentlich scheint die Formel recht einfach, um auch beim Nachwuchs das Bike-Feuer zu entfachen. Was es sonst alles noch braucht? Ein bisschen Geduld vielleicht und ja – manchmal auch gute Nerven. Zwischen Bären und Hörnli Trail haben wir die Kids in Arosa auf Entdeckungstour geschickt.
Unterhalb von uns raschelt es zwischen den Bäumen. «Schau mal, Papa, da läuft er!» Theo ist ganz aufgeregt und fuchtelt wild mit den Armen. Wir stehen auf der hölzernen Hängebrücke des «Abenteuerwegs» über dem weitläufigen Gehege des Arosa Bärenlandes, in dem sich gerade einer der drei Braunbären aus dem Gebüsch trollt. Theo, sein grosser Bruder Emil und auch die anderen Kinder rund um uns herum sind hin und weg. Ein echter Bär – und das in fast freier Natur. Dass wir eigentlich zum Biken hier sind, und Theo noch kurz davor ziemlich unsanft mit seinem kleinen Rad gestürzt war, ist in diesem Moment ganz weit weg.
Kinder sind kleine Entdecker – und alles, was es links und rechts des Trails zu sehen gibt, ist oft viel interessanter als die eigentliche Strecke. Hier ein Eichhörnchen, dort der mächtige Ameisenhaufen, und hat da nicht gerade ein Murmeli gepfiffen? Wer mit seinen Kindern gemeinsam zu einer Biketour startet, sollte diese extra Zeit mit einplanen und die Ziele realistisch stecken. Schafft mein Kind mit seiner Kondition und seinem Fahrkönnen die geplante Strecke – und gibt es alternative Möglichkeiten, falls der Plan nicht aufgeht? Denn Überforderung führt zu Frust und auch zu Wutausbrüchen. Hier heisst es als Eltern: cool bleiben, motivieren – und einen Gang zurückschalten. «Kinder lieben die Abwechslung. Und manchmal sorgt nicht die ‹echte› Tour für Begeisterung, sondern ein Ausflug in den Bikepark oder ein paar Runden auf dem Pumptrack», weiss auch Holger Meyer, Bike-Pro und erfahrener Bike-Daddy von zwei schnellen MTB-Kindern.
Kinder sind kleine Entdecker – und alles, was es links und rechts des Trails zu sehen gibt, ist oft viel interessanter als die eigentliche Strecke. Hier ein Eichhörnchen, dort der mächtige Ameisenhaufen, und hat da nicht gerade ein Murmeli gepfiffen? Wer mit seinen Kindern gemeinsam zu einer Biketour startet, sollte diese extra Zeit mit einplanen und die Ziele realistisch stecken. Schafft mein Kind mit seiner Kondition und seinem Fahrkönnen die geplante Strecke – und gibt es alternative Möglichkeiten, falls der Plan nicht aufgeht? Denn Überforderung führt zu Frust und auch zu Wutausbrüchen. Hier heisst es als Eltern: cool bleiben, motivieren – und einen Gang zurückschalten. «Kinder lieben die Abwechslung. Und manchmal sorgt nicht die ‹echte› Tour für Begeisterung, sondern ein Ausflug in den Bikepark oder ein paar Runden auf dem Pumptrack», weiss auch Holger Meyer, Bike-Pro und erfahrener Bike-Daddy von zwei schnellen MTB-Kindern.
Nina Hardegger-Mattli
Fahrt voraus auf der Wellenbahn! Sich selbst in einem sicheren Umfeld auszuprobieren ist für Kinder eine tolle Möglichkeit.
Nina Hardegger-Mattli
Ich schaff das! Biken gibt Selbstvertrauen und auch Stürze sind erlaubt.
Thomas Werz
Nicht zu bremsen: Sprünge trainieren im Skillcenter
Arosa, im «Bike Kingdom» passenderweise als «Bear Mountains» geführt, setzt im Sommer voll auf Eltern samt Bike-Nachwuchs. Ob auf dem grossen Pumptrack im Dorfzentrum, im Skill Center an der Talstation des Hörnli-Express oder auf dem flowigen Hörnli Trail – je nach Können und Alter findet man hier für die gesamte Familie ein abwechslungsreiches und spassiges Angebot. Während die Kids ab vier Jahren mit der «Bären Bikebande» ihre ersten Bike-Erfahrungen auf der Wellenbahn sammeln, haben die Grösseren im Skill Center schon die Strecken mit Anliegern, Sprüngen und einem kleinen Steinfeld entdeckt. Emil, Loris und Noela sind nicht mehr zu bremsen. Zu dritt testen sie die Strecken, schiessen durch die Anlieger und über die Sprünge. «Man muss Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen», sagt Bike-Guide Fabio Riso von der Bike School Arosa. «Und ihnen die Freiheit geben, sich auszuprobieren. Da gehört der ein oder andere Sturz auch einfach mit dazu.»
Nach zig Runden im Skill Center gibt es für die drei Grösseren kein Halten mehr. Zusammen mit Guide Fabio geht’s für sie endlich mit der Bergbahn hinauf zum Start des Hörnli Trails. 153 Kurven, gespickt mit Anliegern, kleinen Sprüngen und der ein oder anderen technischen Stelle. Für die drei Rookies ist die knapp sieben Kilometer lange Abfahrt das Highlight des Tages. Ähnlich wie bei den Erwachsenen, kommt auch bei den dreien der Flow mit zunehmender Sicherheit und Geschwindigkeit.
Nach zig Runden im Skill Center gibt es für die drei Grösseren kein Halten mehr. Zusammen mit Guide Fabio geht’s für sie endlich mit der Bergbahn hinauf zum Start des Hörnli Trails. 153 Kurven, gespickt mit Anliegern, kleinen Sprüngen und der ein oder anderen technischen Stelle. Für die drei Rookies ist die knapp sieben Kilometer lange Abfahrt das Highlight des Tages. Ähnlich wie bei den Erwachsenen, kommt auch bei den dreien der Flow mit zunehmender Sicherheit und Geschwindigkeit.
Nina Hardegger-Mattli
Endlich geht's los! Nach einigen Runden im Skill Center fahren Emil, Loris und Noela mit dem Guide ins Gelände.
Mini Shredder
Bikes, Kleider, Protektoren oder Parts – hier strahlen nicht nur Kinderaugen. Unsere selektive Auswahl der wichtigsten Produkte für ambitionierte Nachwuchs-Shredder findet ihr hier.
Auch bei Kindern gilt: Ohne das richtige Equipment macht’s halt auch nur halb so viel Spass. Prinzipiell muss es nicht sofort das High-end-Fully sein. Gewicht und Ausstattung des Bikes müssen aber zum Einsatzbereich und zum Körperbau des Kindes passen. Ebenfalls wichtig sind kindgerechte und robuste Parts. So brauchen die Kleinen mit einer hydraulischen Scheibenbremse deutlich weniger Fingerkraft, können ihr Bike besser kontrollieren und gewinnen so schnell an Sicherheit. Bei leichten Kindern unter 20 Kilo hat ein grossvolumiger Reifen einen besseren Dämpfungseffekt als eine billige Federgabel. Doch mit den Fertigkeiten steigt auch bei Kindern die Erwartungshaltung: Sind die Kids vor allem im Bikepark oder auf wurzeligen Singletrails unterwegs, führt irgendwann kein Weg mehr an einem Kinder-Fully vorbei. Keinesfalls sparen sollten Eltern bei Protektoren und Helm. Etliche Hersteller haben mittlerweile Rücken-, Knie- und Ellenbogen-Protektoren speziell für Kinder im Programm. Zudem gibt es leichte Enduro Fullface-Helme in sehr kleinen Grössen. Diese schützen nicht nur vor einem ausgeschlagenen Zahn, ein «Fullface» gibt eine Extraportion Sicherheit und unterstützt alleine so den Lernfortschritt.
«In Arosa haben wir uns auf Familien und Kinder spezialisiert. Ehrlicherweise läuft es immer am besten, wenn die
Eltern nicht im Kurs mit dabei sind. Unsere Erfahrung ist: Man muss Kindern die Freiheit lassen, sich auszuprobieren.
Das klappt bei den Kleinen im Skill Center und bei den Grösseren auf dem Hörnli Trail. Wenn sie schon richtig gut fahren
können, dann geht es auch schon mal rüber nach Lenzerheide in den Bikepark. Und ja, wer was probiert, darf auch
mal stürzen. Das gehört zum Lernprozess mit dazu. Aber neben dem Biken geht es uns auch darum, mit den
Kindern die Natur zu entdecken. Und das Bärenland ist natürlich immer eine Attraktion.»
Fabio Riso
Bike Guide, Arosa Bikeschool
Eltern nicht im Kurs mit dabei sind. Unsere Erfahrung ist: Man muss Kindern die Freiheit lassen, sich auszuprobieren.
Das klappt bei den Kleinen im Skill Center und bei den Grösseren auf dem Hörnli Trail. Wenn sie schon richtig gut fahren
können, dann geht es auch schon mal rüber nach Lenzerheide in den Bikepark. Und ja, wer was probiert, darf auch
mal stürzen. Das gehört zum Lernprozess mit dazu. Aber neben dem Biken geht es uns auch darum, mit den
Kindern die Natur zu entdecken. Und das Bärenland ist natürlich immer eine Attraktion.»
Fabio Riso
Bike Guide, Arosa Bikeschool
Nina Hardegger-Mattli
Erste Versuche auf dem Trail: In Begleitung vom Guide können sich auch die kleinsten Biker ausprobieren.
Thomas Werz
Das Gute an Kinderbetreuung: Die Eltern können eine Runde drehen und geniessen die Abfahrt über den Älpliseetrail von Lenzerheide nach Arosa.
Nina Hardegger-Mattli
Kids auch mal vorfahren lassen: Auf sicheren Strecken spricht nichts dagegen, die Führung abzugeben.
Geht’s ums Lernen, ist es wichtig, dass sich Eltern zurücknehmen. Auch wenn’s schwerfällt: Kinder lernen weder von Papas gut gemeinten Trail-Tipps noch davon, dass sie der Mama den ganzen Tag am Hinterrad kleben müssen. Auf bekannten und sicheren Strecken sollen sie vorausfahren und die Führung übernehmen. Das fördert das Selbstvertrauen und die passende Linienwahl. Die ist bei Kindern oft vollkommen anders als bei Erwachsenen. «Kinder wollen sich selbst herantasten und sie melden sich schon, wenn sie bei der ein oder anderen Passage eine Hilfestellung haben möchten», weiss Holger Meyer aus eigener Erfahrung.
Nicht verpassen: Trails und Events
für die ganze Familie
für die ganze Familie
Flowtrails, Bikepark-Action und coole Events: Hier gibt’s unsere Tipps
– vom Tagesausflug bis zum verlängerten Wochenende für die ganze Familie.
– vom Tagesausflug bis zum verlängerten Wochenende für die ganze Familie.
Urban Engel Perspectiva
«Was gibt es Schöneres, als wenn der eigene Nachwuchs die Leidenschaft fürs Mountainbiken teilt.
Damit die gemeinsamen Touren zu einem Erlebnis und nicht zum Fall für den Familienrat werden, ist es wichtig,
dass Eltern ihre eigenen Ansprüche zurückschrauben – und wissen, was sie ihren Kindern zutrauen können und was nicht.
Denn Druck erzeugt Gegendruck. Und die Kids machen genau das Gegenteil von dem, was Mama oder Papa gerne wollen.
Ein guter Trick: einen Freund oder eine Freundin mit auf Tour nehmen. Das spornt sie untereinander an. Soll der Nachwuchs
Spass am Mountainbiken finden, sollte nicht am Material gespart werden. Ein zu schweres Bike macht ihnen
bergauf genauso wenig Spass wie uns. Touren mit Liftunterstützung sparen nicht nur Energie, sondern auch Nerven.
Und wenn gar nichts mehr geht zieht die Geheimwaffe: Gummibärchen.»
Karen Eller & Holger Meyer
Die Rasenmäher, Bike-Guides, Eltern
Damit die gemeinsamen Touren zu einem Erlebnis und nicht zum Fall für den Familienrat werden, ist es wichtig,
dass Eltern ihre eigenen Ansprüche zurückschrauben – und wissen, was sie ihren Kindern zutrauen können und was nicht.
Denn Druck erzeugt Gegendruck. Und die Kids machen genau das Gegenteil von dem, was Mama oder Papa gerne wollen.
Ein guter Trick: einen Freund oder eine Freundin mit auf Tour nehmen. Das spornt sie untereinander an. Soll der Nachwuchs
Spass am Mountainbiken finden, sollte nicht am Material gespart werden. Ein zu schweres Bike macht ihnen
bergauf genauso wenig Spass wie uns. Touren mit Liftunterstützung sparen nicht nur Energie, sondern auch Nerven.
Und wenn gar nichts mehr geht zieht die Geheimwaffe: Gummibärchen.»
Karen Eller & Holger Meyer
Die Rasenmäher, Bike-Guides, Eltern
Nina Hardegger-Mattli
Die Gang: Kids lernen voneinander und miteinander.
Nina Hardegger-Mattli
Erlebnisse abseits der Trails: Neben dem Biken gibt es für Kinder in den Bergen viel zu entdecken.
Bär in Sicht! Das Arosa Bärenland hat es sich zum Ziel gesetzt, Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein gutes Zuhause zu geben.
Auch wenn der ambitionierte Nachwuchs bergab schon ganz schön Gas gibt, und damit Papa beim ein oder anderen Sprung schon ziemlich alt aussehen lässt: Längere Anstiege können sich dennoch zu einer wahren Belastungsprobe entwickeln. Vor allem für den Familienfrieden. Eine Weile lang mag der Motivationsmotor mit Schoggi oder einem Glacé auf der nächsten Hütte am Laufen gehalten werden. Doch ist die Kraft erst einmal dahin, geht’s mit der Laune meist rapide bergab. Schlussendlich ist es sinnvoll, bei längeren Uphills die Kids mit einer Leine oder einem alten Schlauch ins Schlepptau zu nehmen. Für die Eltern ist das ein kleines Extratraining, der Nachwuchs kann dennoch mittreten, benötigt aber weit weniger Energie. Und sind wir ehrlich: Die verbrennen wir als Familie doch viel lieber mit ordentlich Flow bergab.
Im Bärengehege hat sich Meister Petz zurück ins Gebüsch verkrochen. «Können wir morgen nochmal nach den Bären schauen?», fragt Theo, bevor er sich auf sein Bike schwingt. Sein Bruder Emil hat ganz andere Pläne: «Papa, morgen zeig' ich dir den Hörnli Trail. Da musst du aber ganz schön Gas geben.» Offensichtlich steppt dort der Bär.
Im Bärengehege hat sich Meister Petz zurück ins Gebüsch verkrochen. «Können wir morgen nochmal nach den Bären schauen?», fragt Theo, bevor er sich auf sein Bike schwingt. Sein Bruder Emil hat ganz andere Pläne: «Papa, morgen zeig' ich dir den Hörnli Trail. Da musst du aber ganz schön Gas geben.» Offensichtlich steppt dort der Bär.
«Wenn wir mit unseren Kindern unterwegs sind, ist es total wichtig, dass wir ein Ziel haben.
Das kann ein toller Trail sein, aber auch grillen oder ein Picknick am Badesee, ein Kaiserschmarrn auf der Alp oder eine
Wanderung auf einen Gipfel. Dann wird selbst die 20-Kilometer-Tour zum Tagesausflug. Letztes Jahr haben wir von Scuol aus mit einer anderen Familie eine Zweitagestour ins Val Müstair gemacht. Da war die Motivation so hoch, dass die Kids vieles
selbst getreten sind. Wir haben aber immer eine Leine im Rucksack und es ist total in Ordnung, wenn wir sie bergauf ziehen.
Wir wollen ja bergab zusammen Spass haben. Und wenn gar nichts mehr geht: Was Süsses wirkt Wunder!»
Patricia Roth
Bike Agentur, Familien-Bike-Expertin
Das kann ein toller Trail sein, aber auch grillen oder ein Picknick am Badesee, ein Kaiserschmarrn auf der Alp oder eine
Wanderung auf einen Gipfel. Dann wird selbst die 20-Kilometer-Tour zum Tagesausflug. Letztes Jahr haben wir von Scuol aus mit einer anderen Familie eine Zweitagestour ins Val Müstair gemacht. Da war die Motivation so hoch, dass die Kids vieles
selbst getreten sind. Wir haben aber immer eine Leine im Rucksack und es ist total in Ordnung, wenn wir sie bergauf ziehen.
Wir wollen ja bergab zusammen Spass haben. Und wenn gar nichts mehr geht: Was Süsses wirkt Wunder!»
Patricia Roth
Bike Agentur, Familien-Bike-Expertin
Nina Hardegger-Mattli
Volle Kraft voraus: Kinder müssen selbst Erfahrungen sammeln. Für Eltern gilt, zurücknehmen hilft, auch wenn's schwerfällt.