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Joris Ryf mit viel Zuversicht in die E-MTB Saison

Text: Nico Renggli
17.05.2023
Am 20. & 21. Mai steht das erste Rennen der World E-Bike Series im Crosscountry an. Ganz vorne dabei: der Schweizer Joris Ryf. Im Interview erzählt der Überflieger, was E-Bike Rennen mit Formel 1 gemeinsam haben, welche Renntaktik angepeilt wird und wie lange ein Schlauchwechsel bei ihm dauert. 
«[...] dieses oder nächstes Jahr den Weltmeistertitel zu holen, das wäre der Traum»
     - Joris Ryf
Joris, du hast den Weg in den Swiss Bike Park gefunden. Woher kommst du gerade?
 
Aus Amerika, vor zwei Wochen bin ich beim Sea Otter Classic in Monterrey in der E-Bike Kategorie angetreten. Fazit: Das Bike Setup und meine Form stimmen, die Hauptprobe für den ersten Weltcup in Monaco konnte ich für mich entscheiden.
 
Für alle, welche sich im E-Rennzirkus nicht so auskennen. Wie läuft ein Rennen bei euch ab?
 
Eigentlich so, wie es bei einem normalen Crosscountry Rennen läuft. Grosser Unterschied: Du fährst am Morgen eine komplette Runde als Qualifying. Diese entscheidet über die Startposition, ein bisschen wie bei der Formel 1. Für uns ist das speziell, da du am Morgen schon bereit sein musst. Es ist ein wenig ein taktieren, wie viel Risiko eingegangen wird. Ein technischer Defekt oder ein Kettenriss im Qualifying wirft dich ganz nach hinten ins Starterfeld. Bei E-Rennen, wo das Tempo so hoch ist, ist es quasi unmöglich, diese Plätze gut zu machen.
 
In der Pause, welche zwischen 2-3 Stunden lang ist, wird der Akku geladen oder ausgewechselt. Das Rennen dauert ungefähr eine Stunde, es werden zwischen 1000 – 1200 Höhenmeter und 6-7 Runden gefahren. Da die Runden bei uns kleiner sind als im Crosscountry, machen wir mehr.
 
Noch speziell ist, dass bei uns immer Doppelrennen stattfinden. Heisst, dass dasselbe Rennen vom Samstag am Sonntag gleich nochmal stattfindet. Das kann sehr anstrengend sein. Und hier sieht man auch einen Vorteil der E-Bikes: Manchmal wird die Strecke für das zweite Rennen umgedreht. Bei einem Bio-Rennen wäre das in den meisten Fällen unmöglich, bei uns sorgts für mehr Spannung.
Foto: Marc Weiler
Joris Ryf mit viel Zuversicht in die E-MTB Saison
Braucht es eine Taktik, wenn es um das Strommanagement geht, oder reicht der Akku immer bis ins Ziel?
 
In der Gewichtsklasse, in der wir uns als Athleten bewegen, reicht es für durchgehenden Turbomodus. Bei heisseren Temperaturen kann es vorkommen, dass wir mal runterschalten. Grund ist, dass ansonsten die Batterie überhitzt. Wir haben tatsächlich einiges an Experimenten versucht, jedoch stets mit dem gleichen Ergebnis: Grundsätzlich ist das Erfolgsrezept, durchs Band vollgas zu fahren.
 
Du kommst aus dem Rennsport ohne Batterie, bist du dort noch aktiv?
 
Genau. Ich fahre noch solche Rennen, da mir das noch sehr viel Spass macht. Technisch braucht es auf beiden Bikes dieselbe Präzision, da gibt es sehr viele Ähnlichkeiten. Ursprünglich bin ich aber mal Mini-Downhill und Four Cross gefahren. Das ist der Grund, warum mich das E-Bike so gepackt hat. Viel runterfahren, technische Passagen, das pushen und sich zurückkämpfen. Das ist es, was mich reizt.
 
Gibt es etwas, das du aus dem Bio-Rennsport vermisst?
 
Was ich sicherlich vermisse, ist, dass alle Disziplinen an der gleichen Wettkampfstätte ausgetragen werden. Crosscountry, Downhill und seit diesem Jahr auch Endurorennen finden oft an den gleichen Orten statt. Wir haben unseren eigenen Kalender. Obschon die Veranstalter sich sehr ins Zeug legen, ist es noch schwierig, die gleiche Aufmerksamkeit zu generieren. An ein E-Crosscountry Rennen läuft man nicht einfach so hin, das ist immer noch eine Nische. Ein Austragungsort für alle Disziplinen würde dabei sehr helfen. Wir sind aber auf gutem Weg und da wird es in den nächsten Jahren sicher Änderungen geben. Diese Entwicklung mitzuerleben, ist toll.
Foto: Marc Weiler
Joris Ryf mit viel Zuversicht in die E-MTB Saison
Foto: Marc Weiler
Joris Ryf mit viel Zuversicht in die E-MTB Saison
INFOBOX
 
Rennkalender UCI E-MTB World Cup:
 
  • Monaco Alpes-Maritimes, Monaco / 20 - 21.05
  • Bologna Montana, Italien / 10-11.06
  • Spa-Fancorchamps, Belgien / 29-30.08
  • Costa Brava, Spanien / 22-23.09.
  • Charade, Frankreich / 30.09 – 01.10
  • Barcelona, Spanien / 21.10.
 
Alle Infos gibts hier!
 
Twerenbold Technikdays mit Joris Ryf als Markenbotschafter:
 
  • Davos  07. – 09.07.

Mehr Infos bei Twerenbold.
Letztes Jahr konntest du 3 Weltcupsiege nach Hause bringen. Deine Karrierehighlights? Oder gibt es sonstige Momente, welche dir wichtiger waren?
 
Die drei Weltcupsiege letztes Jahr und die zwei im Vorjahr waren sicher sehr wichtig. Der 3. Platz an der WM war dann für mich ein sehr grosses Zwischenziel. Es waren richtig viele Leute da und es gibt mir jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Mit diesen Erfolgen im Hinterkopf dieses oder nächstes Jahr den Weltmeistertitel zu holen, wäre der Traum.
 
Was kommt in dieser Saison auf dich zu? Auf was freust du dich besonders?
 
Die WM in Glasgow wird genial. Alle zusammen an einem Ort, von Crosscountry über Rennrad zu BMX. Das wird sicherlich ein riesengrosses Highlight. Wir befinden uns dort auf einer neuen Strecke, was das Rennen für alle spannend machen wird. Die Vorteile der Routiniers sind da etwas kleiner.
Auch auf Monaco bin ich nun sehr gespannt. Ich weiss, dass mein Setup stimmt, kenne aber die Form meiner Konkurrenz nicht, da mein Hauptkonkurrent in Amerika nicht am Start war.
 
Du bist auch Coach, wie kam es dazu?
 
Als ich das Gymnasium fertig gemacht habe, wollte ich voll auf die Karte Profi setzen. Durch J&S Kurse bin ich zusätzlich noch auf der Trainerschiene gelandet und habe das weiterverfolgt. Dieses oder nächstes Jahr möchte ich den Berufstrainer abschliessen. Motivation war auch meine Freundin, welche ebenfalls diesen Weg gegangen ist und an der ich mich orientieren kann, was den Ablauf der Ausbildung angeht.
 
Und wer darf in den Genuss eines Coachings bei dir kommen?
 
Grundsätzlich alle. Bei Anfragen versuche ich das jeweils einem Paket zuzuordnen, welche ich anbiete. Für mich ist es aber toll, wenn ich mit Nachwuchsathleten zusammenarbeiten darf. Der Crosscountry-Bereich ist meine Kerndisziplin, hier kann ich mein Wissen am besten weitergeben. Bei Hobbysportlern ist der Approach jeweils ein anderer, auch die Ziele werden entsprechend anders gesteckt.
Weiter werde ich in diesem Jahr bei einzelnen Technikdays von Twerenbold in Davos oder im Tessin als Markenbotschafter dabei sein.
 
Du bist oft mit dem Bike auf Reisen unterwegs. Welche Destination würdest du weiterempfehlen?
 
Ein Highlight ist immer wieder die Toscana. «Kurze» Anreise, flowige sowie technische Trails und schöne Landschaft. Elba ist auch cool, ich war dieses Jahr dort, meine Freundin ist davon am Schwärmen und es ist definitiv ein Ort, welcher immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Diese zwei wären meine «Kurzdistanztipps», bei welchen das Wetter auch sehr oft mitspielt.
 
Welche Rolle spielst du für Twerenbold?
 
Oft wird eMTB nicht als ein Sport für junge Leute gesehen. Als Ambassador für das Reiseunternehmen kreiere ich mit ihnen zusammen eMTB Content, um das Gegenteil zu beweisen. Ziel ist es, auch ein jüngeres Publikum anzusprechen.
 
Bonusfrage: Wie schnell bist du im Reifenwechsel?
 
Phu, beim Rennvelo kommt es noch ab und zu vor, dass ich das machen muss. 2-3 Minuten sollten drinliegen. Kommt natürlich aber auch auf die Pumpe an. [lacht]

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