Ja ich will!
Dreifache U-23-Weltmeisterin, dreifache Weltcup-Gesamtsiegerin, Weltmeisterin, vierfache Europameisterin: «Die Freude am Sport verhilft mir zum Erfolg», sagt Jolanda Neff. Umgekehrt beeinflusst der Erfolg auch ihre Freude. Weil sie weiss, wie es sich anfühlt, zu gewinnen. Im Interview verrät die Trek Factory Racing-Pilotin, was sie motiviert, warum sie eine eigene Zeitschrift herausgegeben hat und was sie von ihrem Freund, US-Downhiller Luca Shaw,
lernen kann.
lernen kann.
Jolanda, du hast einen beeindruckenden Palmarès, fehlt nur noch olympisches Gold. Wie wichtig ist dir die Erfüllung dieses Traums?
Es ist nicht das Einzige, was zählt, es gibt noch ganz viele andere Sachen, wie die Weltmeisterschaften und Weltcups und all das, was jedes Jahr wieder ist. Das Spezielle ist eben, dass die Olympischen Spiele nur alle vier Jahre stattfinden. Dadurch bekommen sie automatisch eine Wichtigkeit verliehen, die andere Wettkämpfe so nicht geniessen. Natürlich ist es auch das ganze Prozedere – es ist halt alles noch mal fünf Nummern grösser. Ich glaube, für jeden Sportler, dessen Sportart an den Olympischen Spielen dabei ist, ist es das Grösste. Es sei denn, seine Sportart ist Tennis oder Strassenrad, wo dann Wimbledon oder die Tour de France die Olympischen Spiele noch überstrahlen. Aber beim Mountainbiken sind es unbestreitbar die Olympischen Spiele, daher ist es für mich schon ein grosses Ziel und ich hoffe ganz fest, dass sie dieses Jahr stattfinden können.
Wie sehr begleitet dich die Sorge, dass es zu einer erneuten Verschiebung der Olympischen Spiele kommt?
Sorge überhaupt nicht, es kommt einfach, wie es kommt. Für mich zählt, dass sie jetzt im Moment geplant sind, und bis zu dem Moment, wo sie hundertprozentig abgesagt werden, ist für mich klar, dass sie stattfinden.
Viele Profisportler leiden unter den Corona-bedingt fehlenden Wettkämpfen. Wie ist das bei dir, brauchst du den Druck des bevorstehenden Wettkampfs – oder kannst du dich auch ohne ihn gut motivieren?
Ich geniesse es, Rad zu fahren, egal, ob jetzt gerade ein grosses Highlight am Horizont steht oder nicht. Ich würde Mountainbike fahren, auch wenn überhaupt keine Wettkämpfe wären. Ich bin gerne draussen in der Natur und es gefällt mir einfach, mich zu bewegen und einen aktiven Lebensstil zu führen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich unglaublich gerne Wettkämpfe fahre und diese Atmosphäre mit allem, was dazugehört, liebe. Und das ist schon etwas, was mir letztes Jahr gefehlt hat.
Es ist nicht das Einzige, was zählt, es gibt noch ganz viele andere Sachen, wie die Weltmeisterschaften und Weltcups und all das, was jedes Jahr wieder ist. Das Spezielle ist eben, dass die Olympischen Spiele nur alle vier Jahre stattfinden. Dadurch bekommen sie automatisch eine Wichtigkeit verliehen, die andere Wettkämpfe so nicht geniessen. Natürlich ist es auch das ganze Prozedere – es ist halt alles noch mal fünf Nummern grösser. Ich glaube, für jeden Sportler, dessen Sportart an den Olympischen Spielen dabei ist, ist es das Grösste. Es sei denn, seine Sportart ist Tennis oder Strassenrad, wo dann Wimbledon oder die Tour de France die Olympischen Spiele noch überstrahlen. Aber beim Mountainbiken sind es unbestreitbar die Olympischen Spiele, daher ist es für mich schon ein grosses Ziel und ich hoffe ganz fest, dass sie dieses Jahr stattfinden können.
Wie sehr begleitet dich die Sorge, dass es zu einer erneuten Verschiebung der Olympischen Spiele kommt?
Sorge überhaupt nicht, es kommt einfach, wie es kommt. Für mich zählt, dass sie jetzt im Moment geplant sind, und bis zu dem Moment, wo sie hundertprozentig abgesagt werden, ist für mich klar, dass sie stattfinden.
Viele Profisportler leiden unter den Corona-bedingt fehlenden Wettkämpfen. Wie ist das bei dir, brauchst du den Druck des bevorstehenden Wettkampfs – oder kannst du dich auch ohne ihn gut motivieren?
Ich geniesse es, Rad zu fahren, egal, ob jetzt gerade ein grosses Highlight am Horizont steht oder nicht. Ich würde Mountainbike fahren, auch wenn überhaupt keine Wettkämpfe wären. Ich bin gerne draussen in der Natur und es gefällt mir einfach, mich zu bewegen und einen aktiven Lebensstil zu führen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich unglaublich gerne Wettkämpfe fahre und diese Atmosphäre mit allem, was dazugehört, liebe. Und das ist schon etwas, was mir letztes Jahr gefehlt hat.
Jolanda Neff - In Short
Lieblingsort
Im Wald mit Vogelgezwitscher überall auf der Welt!
Lieblingstrail
Im Singletrail Paradies «Nove Mesto Pod Smrkem» an der tschechisch-polnischen Grenze
Wenn nicht auf dem Bike, dann …
...beim Kaffeetrinken auf dem Sofa
Liebster Energielieferant
Roland Crunchy Crackers!
Liebste kulinarische Sünde
Schokolade
Beste Art, abzuschalten
...mit meiner Familie zusammen sein
Lebensmotto
It’s kind of fun to do the impossible
Erfolg bedeutet für mich ...
...jeden Tag dankbar zu sein, für das, was ich machen darf
Auf dem Bike seit...
...ich denken kann.
Im Wald mit Vogelgezwitscher überall auf der Welt!
Lieblingstrail
Im Singletrail Paradies «Nove Mesto Pod Smrkem» an der tschechisch-polnischen Grenze
Wenn nicht auf dem Bike, dann …
...beim Kaffeetrinken auf dem Sofa
Liebster Energielieferant
Roland Crunchy Crackers!
Liebste kulinarische Sünde
Schokolade
Beste Art, abzuschalten
...mit meiner Familie zusammen sein
Lebensmotto
It’s kind of fun to do the impossible
Erfolg bedeutet für mich ...
...jeden Tag dankbar zu sein, für das, was ich machen darf
Auf dem Bike seit...
...ich denken kann.
Trek Bikes
Jolanda Neff weiss, was sie will: gewinnen. Denn letztendlich sind es auch die wiederkehrenden Siege, die der ehrgeizigen Cross-Country-Pilotin Spass machen. Trotzdem geniesst sie das Biken auch abseits der Rennen.
Du bist über sehr viele Jahre sehr erfolgreich – was war und ist deiner Meinung nach entscheidend für deine Konstanz?
Das Wichtigste ist, dass ich es wirklich mit Herzblut mache. Manchmal sagen andere Profisportlerinnen, mit denen ich trainiere: «Heute muss ich noch zwei Stunden trainieren.» Für mich ist das nie so. Ich gehe aufs Rad, weil ich das möchte, und ich fahre so lange, wie ich möchte und wie ich mich gut fühle. Das war schon früher so, da haben meine Kolleginnen in der Schule gesagt: «Ah, heute Nachmittag musst du noch trainieren!» Und ich habe gesagt: «Nein, ich muss nicht, ich will.» Ich mache das, weil es mir gefällt und nehme mir auch die Freiheit, aufzuhören, wenn mir das irgendwann nicht mehr gefällt. Für mich ist es jeden Tag eine Entscheidung aufs Neue: Ja, ich will! Und ich denke, das hat mir zu dieser Konstanz verholfen: Auch wenn ich nicht immer ganz vorne war, so war ich doch jedes Jahr irgendwo vorne mit dabei. Dass ich es mit Freude mache, hilft mir, die Beste zu werden.
Was müsste passieren, damit du keine Freude mehr am Mountainbiken hättest?
Für mich müssen schon auch die Resultate stimmen. Weil ich weiss, dass ich die Rennen gewinnen kann und wie sich das anfühlen muss, wenn ich in Form bin, und was für ein gutes Gefühl das ist. Wenn jetzt über Jahre hinweg die Resultate nicht stimmen würden, ich dieses Gefühl nicht mehr bekommen würde, ich glaube, das könnte ein Grund sein, dass ich irgendwann sage, das macht keinen Sinn mehr, das ist ja nicht lustig so. Da habe ich auch den Anspruch an mich selbst, dass ich ein gewisses Level halten will. Das ist auch momentan eine riesige Motivation für mich. Die letzten zwei Jahre habe ich weder die Weltmeisterschaft noch den Worldcup gewonnen und zuvor habe ich eigentlich seit 2014 immer eins von beiden gewonnen. Gut, letztes Jahr war die Saison sehr kurz und ich kam zurück von einer grossen Verletzung, das darf ich nicht vergessen. Aber ich will wieder auf dieses Level kommen, ich will gewinnen und wieder dieses gute Gefühl haben, und ich setze alles daran, um da hinzukommen.
Deine Fahrtechnik ist herausragend. Was unterscheidet dich und dein Training von dem deiner Konkurrentinnen?
Ich bin auf dem Mountainbike, seit ich ein kleines Kind war, und war auch wirklich oft im Gelände. Auch jetzt, wenn ich zu Hause trainiere, bin ich immer auf dem Mountainbike und fahre jedes Mal mindestens einen Trail. Ich kenne auch Mountainbikerinnen, die fahren nur Rennrad im Training. Dann kommen sie zum Rennen und sitzen seit drei Monaten zum ersten Mal wieder auf ihrem vollgefederten Bike. Da wundert es mich nicht, wenn sie sich nicht sicher fühlen im Gelände. Ich will mich sicher fühlen, dann kann ich auch das Maximum rausholen.
Das Wichtigste ist, dass ich es wirklich mit Herzblut mache. Manchmal sagen andere Profisportlerinnen, mit denen ich trainiere: «Heute muss ich noch zwei Stunden trainieren.» Für mich ist das nie so. Ich gehe aufs Rad, weil ich das möchte, und ich fahre so lange, wie ich möchte und wie ich mich gut fühle. Das war schon früher so, da haben meine Kolleginnen in der Schule gesagt: «Ah, heute Nachmittag musst du noch trainieren!» Und ich habe gesagt: «Nein, ich muss nicht, ich will.» Ich mache das, weil es mir gefällt und nehme mir auch die Freiheit, aufzuhören, wenn mir das irgendwann nicht mehr gefällt. Für mich ist es jeden Tag eine Entscheidung aufs Neue: Ja, ich will! Und ich denke, das hat mir zu dieser Konstanz verholfen: Auch wenn ich nicht immer ganz vorne war, so war ich doch jedes Jahr irgendwo vorne mit dabei. Dass ich es mit Freude mache, hilft mir, die Beste zu werden.
Was müsste passieren, damit du keine Freude mehr am Mountainbiken hättest?
Für mich müssen schon auch die Resultate stimmen. Weil ich weiss, dass ich die Rennen gewinnen kann und wie sich das anfühlen muss, wenn ich in Form bin, und was für ein gutes Gefühl das ist. Wenn jetzt über Jahre hinweg die Resultate nicht stimmen würden, ich dieses Gefühl nicht mehr bekommen würde, ich glaube, das könnte ein Grund sein, dass ich irgendwann sage, das macht keinen Sinn mehr, das ist ja nicht lustig so. Da habe ich auch den Anspruch an mich selbst, dass ich ein gewisses Level halten will. Das ist auch momentan eine riesige Motivation für mich. Die letzten zwei Jahre habe ich weder die Weltmeisterschaft noch den Worldcup gewonnen und zuvor habe ich eigentlich seit 2014 immer eins von beiden gewonnen. Gut, letztes Jahr war die Saison sehr kurz und ich kam zurück von einer grossen Verletzung, das darf ich nicht vergessen. Aber ich will wieder auf dieses Level kommen, ich will gewinnen und wieder dieses gute Gefühl haben, und ich setze alles daran, um da hinzukommen.
Deine Fahrtechnik ist herausragend. Was unterscheidet dich und dein Training von dem deiner Konkurrentinnen?
Ich bin auf dem Mountainbike, seit ich ein kleines Kind war, und war auch wirklich oft im Gelände. Auch jetzt, wenn ich zu Hause trainiere, bin ich immer auf dem Mountainbike und fahre jedes Mal mindestens einen Trail. Ich kenne auch Mountainbikerinnen, die fahren nur Rennrad im Training. Dann kommen sie zum Rennen und sitzen seit drei Monaten zum ersten Mal wieder auf ihrem vollgefederten Bike. Da wundert es mich nicht, wenn sie sich nicht sicher fühlen im Gelände. Ich will mich sicher fühlen, dann kann ich auch das Maximum rausholen.
Kéno Derelyn
Jolanda Neff ist für ihre herausragende Fahrtechnik bekannt. Dass sie im Training sehr viel auf Trails fährt, gibt ihr Sicherheit im Rennen, sagt sie.
Archiv Jolanda Neff
Seit 2018 ist Jolanda Neff mit US-Downhiller Luca Shaw liiert. Unterschiedliche Bike-Disziplinen, er der Ruhige, sie die Lebhafte – die perfekte Ergänzung?
«Ich will gewinnen und wieder dieses gute Gefühl haben, und ich setze alles daran, um da hinzukommen.»
Du bist Ende 2019 bei einer Trainingsfahrt lebensbedrohlich gestürzt. Deine Lunge kollabierte teilweise, du hast dir eine Rippe gebrochen und deine Milz gerissen. Hattest du Sorge, nie wieder biken zu können?
Ja, am Anfang war da schon eine gewisse Unsicherheit wegen der Milz, ob die sich erholen würde. Ich habe dann herausgefunden, dass Geraint Thomas, der Toursieger, auch keine Milz mehr hat, weil er sie sich auch nach einem Sturz mit dem Rad entfernen lassen musste. Das hat mir Hoffnung gemacht. Aber glücklicherweise ist ja alles gut verlaufen und ich konnte nach eineinhalb Monaten wieder anfangen, auf dem Velo zu fahren, also noch ohne Intensität, aber ich habe mich super erholt. Ich habe mich eher gefragt, ob ich an meine Leistungsfähigkeit anschliessen kann. Ich hatte zwar ein gutes Rennen bei der Schweizer Meisterschaft letztes Jahr, aber das war noch nicht ganz Topniveau. Und ich möchte wieder mein Topniveau erreichen.
Denkst du grundsäztlich manchmal darüber nach, was wäre, wenn du, nicht mehr biken könntest?
Ich bin eher jemand, die dann darüber nachdenkt, wenn es so weit ist. Man könnte sich immer fragen, was wäre, wenn. Aber das bringt nichts. Damit möchte ich nicht meine Energie verschwenden. Ich geniesse den Moment und ich möchte im Moment leben und das tun, was mir Freude macht. Wenn ich morgen aufwache und es macht mir keinen Spass mehr, dann kann ich mir immer noch überlegen, was ich mache. Es gibt so viele offene Türen und Möglichkeiten. Ich lasse das einfach auf mich zukommen.
Körperlich geht es dir wieder gut. Welche Spuren hat der Sturz mental bei dir hinterlassen, bist du vorsichtiger unterwegs als zuvor?
Nein, ich denke nicht. Als ich wieder zurück auf den Trails war, hat sich das augenblicklich perfekt angefühlt. Mountainbiken macht mir nach wie vor extrem viel Freude. Vielleicht noch mehr als vorher, weil ich noch mal mehr realisiere, wie toll es ist, dass ich das immer noch machen kann. Und ich schätze es wirklich sehr, dass ich machen kann, was ich möchte … Also, wenn ich etwas mental mitgenommen habe, ist es eine noch grössere Dankbarkeit und Wertschätzung.
Du bist seit 2018 mit US-Downhiller Luca Shaw liiert. Er ist ein ruhiger und introvertierter Typ, du die Lebhafte, Extrovertierte …
Ja, das ist tatsächlich so. Aber das Lustige ist, ich verstehe mich mit vielen Leuten gut, die ruhiger sind als ich. Vielleicht weil ich dann auch ruhiger werde (lacht). Ich habe sehr viele männliche Kollegen, die so sind wie Luca. Oder mein Vater, der ist auch eher ruhig und gar nicht extrovertiert und mit ihm verstehe ich mich auch supergut. Ich geniesse es total, wenn etwas los ist, aber es tut mir auch gut, mit Menschen zusammen zu sein, die ruhiger sind.
Welche Erkenntnisse nehmt ihr, Luca und du, aus dem Einblick in die Disziplin des jeweils anderen mit?
Wir sind beide sehr glücklich mit unseren eigenen Disziplinen. Aber es ist natürlich cool, so einen Einblick in die andere Sportart zu erhalten. Wir können uns austauschen, denn am Ende ist es immer noch Mountainbiken, und oftmals sind ja auch die gleichen Leute involviert. Für mein Training ist es super, mit Luca zu fahren – ich kann ihm bei der Abfahrt ungefähr für eine halbe Kurve folgen (Iacht). Wenn ich mit einem Cross-Country-Fahrer fahre, kann ich bei fast jedem am Hinterrad dranbleiben, egal, wie gut er ist. Da hat jeder ungefähr den gleichen Fahrstil. Aber mit einem Downhill-Fahrer zu fahren, selbst wenn der auf einem Cross-Country-Rad unterwegs ist – das ist eine komplett andere Fahrweise! Die fahren die Kurven so rund, mit viel Schwung, und kommen mit mehr Speed raus, als sie reingehen. Die Linien, die sie fahren – nicht unbedingt waghalsig, aber so schön flüssig. Die behalten das Momentum … das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man das noch nie gesehen hat (lacht). Ich habe da wirklich null Chancen, irgendwie mitzuhalten. Da kann ich schon noch unheimlich viel lernen. Wenn ich bei einem Cross-Country-Rennen je so runterfahren würde, könnte ich noch einiges mehr an Zeit rausholen.
Ja, am Anfang war da schon eine gewisse Unsicherheit wegen der Milz, ob die sich erholen würde. Ich habe dann herausgefunden, dass Geraint Thomas, der Toursieger, auch keine Milz mehr hat, weil er sie sich auch nach einem Sturz mit dem Rad entfernen lassen musste. Das hat mir Hoffnung gemacht. Aber glücklicherweise ist ja alles gut verlaufen und ich konnte nach eineinhalb Monaten wieder anfangen, auf dem Velo zu fahren, also noch ohne Intensität, aber ich habe mich super erholt. Ich habe mich eher gefragt, ob ich an meine Leistungsfähigkeit anschliessen kann. Ich hatte zwar ein gutes Rennen bei der Schweizer Meisterschaft letztes Jahr, aber das war noch nicht ganz Topniveau. Und ich möchte wieder mein Topniveau erreichen.
Denkst du grundsäztlich manchmal darüber nach, was wäre, wenn du, nicht mehr biken könntest?
Ich bin eher jemand, die dann darüber nachdenkt, wenn es so weit ist. Man könnte sich immer fragen, was wäre, wenn. Aber das bringt nichts. Damit möchte ich nicht meine Energie verschwenden. Ich geniesse den Moment und ich möchte im Moment leben und das tun, was mir Freude macht. Wenn ich morgen aufwache und es macht mir keinen Spass mehr, dann kann ich mir immer noch überlegen, was ich mache. Es gibt so viele offene Türen und Möglichkeiten. Ich lasse das einfach auf mich zukommen.
Körperlich geht es dir wieder gut. Welche Spuren hat der Sturz mental bei dir hinterlassen, bist du vorsichtiger unterwegs als zuvor?
Nein, ich denke nicht. Als ich wieder zurück auf den Trails war, hat sich das augenblicklich perfekt angefühlt. Mountainbiken macht mir nach wie vor extrem viel Freude. Vielleicht noch mehr als vorher, weil ich noch mal mehr realisiere, wie toll es ist, dass ich das immer noch machen kann. Und ich schätze es wirklich sehr, dass ich machen kann, was ich möchte … Also, wenn ich etwas mental mitgenommen habe, ist es eine noch grössere Dankbarkeit und Wertschätzung.
Du bist seit 2018 mit US-Downhiller Luca Shaw liiert. Er ist ein ruhiger und introvertierter Typ, du die Lebhafte, Extrovertierte …
Ja, das ist tatsächlich so. Aber das Lustige ist, ich verstehe mich mit vielen Leuten gut, die ruhiger sind als ich. Vielleicht weil ich dann auch ruhiger werde (lacht). Ich habe sehr viele männliche Kollegen, die so sind wie Luca. Oder mein Vater, der ist auch eher ruhig und gar nicht extrovertiert und mit ihm verstehe ich mich auch supergut. Ich geniesse es total, wenn etwas los ist, aber es tut mir auch gut, mit Menschen zusammen zu sein, die ruhiger sind.
Welche Erkenntnisse nehmt ihr, Luca und du, aus dem Einblick in die Disziplin des jeweils anderen mit?
Wir sind beide sehr glücklich mit unseren eigenen Disziplinen. Aber es ist natürlich cool, so einen Einblick in die andere Sportart zu erhalten. Wir können uns austauschen, denn am Ende ist es immer noch Mountainbiken, und oftmals sind ja auch die gleichen Leute involviert. Für mein Training ist es super, mit Luca zu fahren – ich kann ihm bei der Abfahrt ungefähr für eine halbe Kurve folgen (Iacht). Wenn ich mit einem Cross-Country-Fahrer fahre, kann ich bei fast jedem am Hinterrad dranbleiben, egal, wie gut er ist. Da hat jeder ungefähr den gleichen Fahrstil. Aber mit einem Downhill-Fahrer zu fahren, selbst wenn der auf einem Cross-Country-Rad unterwegs ist – das ist eine komplett andere Fahrweise! Die fahren die Kurven so rund, mit viel Schwung, und kommen mit mehr Speed raus, als sie reingehen. Die Linien, die sie fahren – nicht unbedingt waghalsig, aber so schön flüssig. Die behalten das Momentum … das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man das noch nie gesehen hat (lacht). Ich habe da wirklich null Chancen, irgendwie mitzuhalten. Da kann ich schon noch unheimlich viel lernen. Wenn ich bei einem Cross-Country-Rennen je so runterfahren würde, könnte ich noch einiges mehr an Zeit rausholen.
Trek Bikes
In Bike-Magazinen vermisst Jolanda Neff oft die Nähe zu den Menschen. Die möchte sie auch mit ihrer Video-Serie Jolandaland herstellen und zeigen, warum ihr Sport ihr so viel Freude macht.
Du hast einmal sogar aus Spass an einem Downhill-Rennen teilgenommen ...
Also, ich habe nicht vor, Downhill-Rennen zu fahren (lacht), das war wirklich eine sehr spontane Entscheidung. Ich hatte nur ein Enduro-Bike, aber dachte: Wenn ich schon da bin, kann ich auch gleich mitmachen. Ich hatte nicht mal die vorgeschriebenen Schoner mit. Am Ende habe ich mir welche von einem Kollegen von Luca geliehen und sie waren mir viel zu gross. Bis ich im Ziel war, hingen sie an meinen Fussknöcheln …
Du hast mal in einem Interview gesagt, dass du dir sehr gut vorstellen könntest, noch während der Karriere eine Familie zu gründen. Ist das aktuell ein Thema für dich?
Ein Thema in dem Sinn schon, dass zum Beispiel Lizzie Deignan, die für Trek-Segafredo auf der Strasse fährt ist, vor einigen Jahren Mutter geworden ist. Es gibt tatsächlich nicht viele Frauen bisher, die diesen Weg wählen, weil es einfach ein unheimliches Mass an Organisation erfordert: Der Mann muss voll dahinterstehen, ebenso das Team und die Sponsoren, und alles muss zusammenpassen. Ich finde das extrem inspirierend, wenn Frauen das schaffen und auch weiterhin Top-Resultate erreichen. Ich wünsche mir eine Familie, aber ich habe keine konkreten Pläne und auch noch Zeit (lacht). Aber ich finde das einfach sehr beeindruckend, wie Frauen das meistern.
Mit Trois Mois hast du eine eigene Zeitschrift ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand während der Erholungszeit nach meinem Unfall. Ich durfte ja keinen Sport machen und war mehr oder weniger ans Sofa gefesselt. Irgendwann wurde es mir ein wenig langweilig … und so habe ich einfach mal begonnen, zu schreiben. Eigentlich einen Newsletter für meine Sponsoren, aber dann dachte ich, wenn ich den schon schreibe, könnte ich ihn auch für andere zugänglich machen. Es ging mir nicht darum, Geld zu verdienen. Ich hatte die Idee, die Einnahmen der Stiftung Greenhope zu spenden, bei der ich Botschafterin bin und die krebskranke Kinder und Familien unterstützt. Das war für mich eine Win-win-Situation. Und am Ende hatte ich wirklich diese Zeitschrift und sehr viel Freude daran. Letzte Woche (Anfang Februar 2021, Anm. d. Red.) erschien die vierte Ausgabe. Aber jetzt habe ich schweren Herzens entschieden, sie nicht weiterzuführen, weil es einfach mit sehr, sehr viel Aufwand verbunden ist. Ich habe alles selbst gemacht: alle Texte geschrieben, das Layout gemacht, den Druck und Versand organisiert. Dank Corona hat es perfekt gepasst, weil wir keine Rennen hatten. Aber irgendwann habe ich fast mehr Zeit mit der Zeitschrift als mit meinem Training verbracht. Das geht dann nicht mehr ganz auf.
Immer wieder wird Printprodukten der Tod vorhergesagt. Warum hast du dich dennoch (auch) für das Medium Magazin entschieden? Es gibt ja ausserdem noch die Video-Serie Jolandaland … Welche Stärken haben für dich die unterschiedlichen Medien?
Ich mag Printprodukte unheimlich gerne, ich lese jeden Tag die Zeitung, lese gerne Zeitschriften. Ich geniesse es, dazusitzen und etwas zu lesen, das nicht online ist. Es ist einfach ein komplett anderes Erlebnis, als etwas durchzuscrollen und dann ploppt vielleicht noch eine E-Mail auf oder kommt ein Anruf rein ... Daher wollte ich unbedingt ein Printprodukt haben. Es gibt das Magazin auch nicht online, das wollte ich nicht. Der Unterschied zur Video-Serie ist natürlich ganz klar die Reichweite, die ist nicht vergleichbar. Etwas online zu lesen, fände ich nicht cool, aber einen Film zu schauen, das geht ja nur online. Das kommt gut an und erreicht unglaublich viele Leute. Für mich ist es schon ein nicht zu unterschätzender Aufwand, aber doch weniger als mit der Zeitschrift. Und für die Sponsoren ist es auch attraktiver, wenn sie wissen, wie viele Leute ein Video anschauen, als wenn sie wissen, sie haben jetzt eine Seite in meiner Zeitschrift (lacht).
Also, ich habe nicht vor, Downhill-Rennen zu fahren (lacht), das war wirklich eine sehr spontane Entscheidung. Ich hatte nur ein Enduro-Bike, aber dachte: Wenn ich schon da bin, kann ich auch gleich mitmachen. Ich hatte nicht mal die vorgeschriebenen Schoner mit. Am Ende habe ich mir welche von einem Kollegen von Luca geliehen und sie waren mir viel zu gross. Bis ich im Ziel war, hingen sie an meinen Fussknöcheln …
Du hast mal in einem Interview gesagt, dass du dir sehr gut vorstellen könntest, noch während der Karriere eine Familie zu gründen. Ist das aktuell ein Thema für dich?
Ein Thema in dem Sinn schon, dass zum Beispiel Lizzie Deignan, die für Trek-Segafredo auf der Strasse fährt ist, vor einigen Jahren Mutter geworden ist. Es gibt tatsächlich nicht viele Frauen bisher, die diesen Weg wählen, weil es einfach ein unheimliches Mass an Organisation erfordert: Der Mann muss voll dahinterstehen, ebenso das Team und die Sponsoren, und alles muss zusammenpassen. Ich finde das extrem inspirierend, wenn Frauen das schaffen und auch weiterhin Top-Resultate erreichen. Ich wünsche mir eine Familie, aber ich habe keine konkreten Pläne und auch noch Zeit (lacht). Aber ich finde das einfach sehr beeindruckend, wie Frauen das meistern.
Mit Trois Mois hast du eine eigene Zeitschrift ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand während der Erholungszeit nach meinem Unfall. Ich durfte ja keinen Sport machen und war mehr oder weniger ans Sofa gefesselt. Irgendwann wurde es mir ein wenig langweilig … und so habe ich einfach mal begonnen, zu schreiben. Eigentlich einen Newsletter für meine Sponsoren, aber dann dachte ich, wenn ich den schon schreibe, könnte ich ihn auch für andere zugänglich machen. Es ging mir nicht darum, Geld zu verdienen. Ich hatte die Idee, die Einnahmen der Stiftung Greenhope zu spenden, bei der ich Botschafterin bin und die krebskranke Kinder und Familien unterstützt. Das war für mich eine Win-win-Situation. Und am Ende hatte ich wirklich diese Zeitschrift und sehr viel Freude daran. Letzte Woche (Anfang Februar 2021, Anm. d. Red.) erschien die vierte Ausgabe. Aber jetzt habe ich schweren Herzens entschieden, sie nicht weiterzuführen, weil es einfach mit sehr, sehr viel Aufwand verbunden ist. Ich habe alles selbst gemacht: alle Texte geschrieben, das Layout gemacht, den Druck und Versand organisiert. Dank Corona hat es perfekt gepasst, weil wir keine Rennen hatten. Aber irgendwann habe ich fast mehr Zeit mit der Zeitschrift als mit meinem Training verbracht. Das geht dann nicht mehr ganz auf.
Immer wieder wird Printprodukten der Tod vorhergesagt. Warum hast du dich dennoch (auch) für das Medium Magazin entschieden? Es gibt ja ausserdem noch die Video-Serie Jolandaland … Welche Stärken haben für dich die unterschiedlichen Medien?
Ich mag Printprodukte unheimlich gerne, ich lese jeden Tag die Zeitung, lese gerne Zeitschriften. Ich geniesse es, dazusitzen und etwas zu lesen, das nicht online ist. Es ist einfach ein komplett anderes Erlebnis, als etwas durchzuscrollen und dann ploppt vielleicht noch eine E-Mail auf oder kommt ein Anruf rein ... Daher wollte ich unbedingt ein Printprodukt haben. Es gibt das Magazin auch nicht online, das wollte ich nicht. Der Unterschied zur Video-Serie ist natürlich ganz klar die Reichweite, die ist nicht vergleichbar. Etwas online zu lesen, fände ich nicht cool, aber einen Film zu schauen, das geht ja nur online. Das kommt gut an und erreicht unglaublich viele Leute. Für mich ist es schon ein nicht zu unterschätzender Aufwand, aber doch weniger als mit der Zeitschrift. Und für die Sponsoren ist es auch attraktiver, wenn sie wissen, wie viele Leute ein Video anschauen, als wenn sie wissen, sie haben jetzt eine Seite in meiner Zeitschrift (lacht).
«Oft wird nicht der Mensch gezeigt,
nur über ein Resultat gesprochen und
knallhart geurteilt.»
nur über ein Resultat gesprochen und
knallhart geurteilt.»
Was vermisst du bei den Bike-Magazinen, das du mit Trois Mois ausfüllst oder anders machst?
Oft vermisse ich die Nähe zu den Menschen, zu den Sportlern. Ich finde, wir haben so viele beeindruckende und bewundernswerte Sportlerinnen und Sportler in der Schweiz … nicht nur in der Schweiz, überall auf der Welt. Zum Beispiel Yana Belomoina aus der Ukraine. Was sie für Hürden überwinden muss, um zu den Rennen zu kommen, mit Visa und Reisen, auch ohne Corona. Welche Voraussetzung sie hat, wie sie lebt, wie sie trainiert … all diese Geschichten. Ich finde, diese Menschen werden viel zu wenig porträtiert und gezeigt. Oft geht es um die Besten, aber auch bei denen wird meist nicht der Mensch dahinter gezeigt, nur über ein Resultat gesprochen und knallhart geurteilt. Mit meinem Magazin wollte ich nicht nur News, sondern mehr den Hintergrund beleuchten. Ich fände es einfach cool, wenn es mehr um den Menschen geht und wie er das macht. Etwas, das man noch nicht gelesen hat, ein etwas anderer Blickwinkel.
Und Jolandaland, hattest du auch die Idee dazu?
Das war die Idee meines Sponsors Buff. Ich wollte das erst gar nicht, weil ich immer dachte, es sei so viel Aufwand. Dann habe ich gesagt, wenn, dann nur mit einem Filmemacher, der es so zeigen kann, wie ich das möchte. Es gibt viele Filme, wo alles so dramatisch ist. «Ach, der ist so stark! Und wie er trainiert! Und alles so beeindruckend!» So etwas wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte rüberbringen, warum ich meinen Sport mache, wie viel Spass es macht. Und dass es unterhaltsam, fröhlich und lustig ist. Der Filmer, der seit über zehn Jahren im Team von Luca filmt, der hat immer total coole Ideen. Nur dank ihm oder weil Luca mir von ihm erzählt hat, konnte ich mir die Serie vorstellen – und so ist sie dann zustande gekommen.
Wenn es etwas Gutes gibt, das wir aus der Corona-Zeit mitnehmen – was könnte das deiner Meinung nach sein?
Gute Frage. Ich freue mich echt wahnsinnig drauf, wenn alles wieder normal ist, wenn alles wieder vorwärts geht. Aber wenn wir etwas mitnehmen können, dann vielleicht, dass Bewegung guttut, dass man sich gerade jetzt, wo man mehr oder weniger zu Hause bleiben muss, bewegt und schaut, dass man gesund bleibt, so gut man kann ... Und, so banal es tönt, dass wir das Beste aus jeder Situation machen müssen. Wir müssen nach uns und unseren Freunden schauen und die Ohren steifhalten – es wird wieder besser!
Oft vermisse ich die Nähe zu den Menschen, zu den Sportlern. Ich finde, wir haben so viele beeindruckende und bewundernswerte Sportlerinnen und Sportler in der Schweiz … nicht nur in der Schweiz, überall auf der Welt. Zum Beispiel Yana Belomoina aus der Ukraine. Was sie für Hürden überwinden muss, um zu den Rennen zu kommen, mit Visa und Reisen, auch ohne Corona. Welche Voraussetzung sie hat, wie sie lebt, wie sie trainiert … all diese Geschichten. Ich finde, diese Menschen werden viel zu wenig porträtiert und gezeigt. Oft geht es um die Besten, aber auch bei denen wird meist nicht der Mensch dahinter gezeigt, nur über ein Resultat gesprochen und knallhart geurteilt. Mit meinem Magazin wollte ich nicht nur News, sondern mehr den Hintergrund beleuchten. Ich fände es einfach cool, wenn es mehr um den Menschen geht und wie er das macht. Etwas, das man noch nicht gelesen hat, ein etwas anderer Blickwinkel.
Und Jolandaland, hattest du auch die Idee dazu?
Das war die Idee meines Sponsors Buff. Ich wollte das erst gar nicht, weil ich immer dachte, es sei so viel Aufwand. Dann habe ich gesagt, wenn, dann nur mit einem Filmemacher, der es so zeigen kann, wie ich das möchte. Es gibt viele Filme, wo alles so dramatisch ist. «Ach, der ist so stark! Und wie er trainiert! Und alles so beeindruckend!» So etwas wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte rüberbringen, warum ich meinen Sport mache, wie viel Spass es macht. Und dass es unterhaltsam, fröhlich und lustig ist. Der Filmer, der seit über zehn Jahren im Team von Luca filmt, der hat immer total coole Ideen. Nur dank ihm oder weil Luca mir von ihm erzählt hat, konnte ich mir die Serie vorstellen – und so ist sie dann zustande gekommen.
Wenn es etwas Gutes gibt, das wir aus der Corona-Zeit mitnehmen – was könnte das deiner Meinung nach sein?
Gute Frage. Ich freue mich echt wahnsinnig drauf, wenn alles wieder normal ist, wenn alles wieder vorwärts geht. Aber wenn wir etwas mitnehmen können, dann vielleicht, dass Bewegung guttut, dass man sich gerade jetzt, wo man mehr oder weniger zu Hause bleiben muss, bewegt und schaut, dass man gesund bleibt, so gut man kann ... Und, so banal es tönt, dass wir das Beste aus jeder Situation machen müssen. Wir müssen nach uns und unseren Freunden schauen und die Ohren steifhalten – es wird wieder besser!