Was ein Käse!
Freddy Hunziker galt als eines der erfolgversprechendsten Nachwuchstalente im Schweizer Downhill-Sport. Auf dem Sprungbrett zum Profisport stürzte er im Trainingscamp in Neuseeland heftig und zog sich eine komplizierte Fraktur zu. Aber auch ohne Regenbogen-Trikot ist er in aller Munde.
Freddy Hunziker wird in der Mitte der 1990er-Jahre im Berner Oberland in eine mountainbikeverrückte Familie hineingeboren. Seit frühesten Kindesbeinen dreht sich alles um Stollenreifen. Wie so viele andere Jungs hat auch er nur einen Traum: Mountainbike-Profi. Bald stellen sich erste Erfolge ein und er führt die Rangliste in seiner Kategorie meistens an. Der Traum scheint Formen anzunehmen, bis ihm 2009 an einem Europacup-Rennen in der Nacht vor dem Rennen sein Downhill-Bike gestohlen wird. Er nimmt allen Mut zusammen und bittet Claudio Caluori, damals Teamchef von «Scott 11», ihm aus der Patsche zu helfen.
Ein Sturz mit Folgen
Mit dem geliehenen Bike geht Freddy an den Start und gewinnt. Kurz darauf bietet ihm «Scott 11» seinen ersten Vertrag als Weltcup-Fahrer an. Um sich optimal auf die neue Saison vorzubereiten, reist er im zarten Alter von 15 Jahren ins Trainingscamp nach Neuseeland. Dort passiert dieser verhängnisvolle Sturz, der schlussendlich sein Leben verändern sollte. Für Erwachsene ist ein offener Oberschenkelbruch eine gravierende Verletzung. Für einen Teenie, der sich noch im Wachstum befindet, ist er aber fatal. Freddys rechtes Bein wächst nicht mehr weiter, bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr beläuft sich der Unterschied auf 55 Millimeter zum gesunden Bein. Um den «aus den Fugen geratenen Körper» wieder ins Lot zu bringen, entscheidet sich Freddy zu einer Operation. Dafür wird ihm sein Oberschenkel nochmals gebrochen. Mittels eines motorisierten Dornes gelingt es den Ärzten, die Beine innerhalb von acht Wochen aneinander anzugleichen. Sein nächstes Ziel: so schnell wie möglich zurück aufs Bike. Damit das gelingt, setzt sich Freddy intensiv mit seiner Ernährung auseinander. «Ich wollte meinem Körper die besten Voraussetzungen bieten, um in kürzester Zeit gesund zu werden. Dabei habe ich auf eine pflanzenbasierte Diät umgestellt», erinnert er sich. Und er fühlte sich schnell besser. «Mir ging ein Licht auf», fügt er an. Von diesem Effekt selbst ein wenig überrascht, liest er sich weiter in das Thema ein. Nach wie vor hat er den Traum, es zurück an die Spitze zu schaffen, und als das Bein verheilt ist, kniet sich Freddy voll in sein Training hinein. Doch irgendwie ist das «Feeling» nicht mehr dasselbe wie vor der Operation. Die Resultate an den ersten Rennen sind nicht schlecht – aber das Feuer für den Spitzensport ist erloschen.
Freddy bei der Arbeit: Qualitätscheck des «Soft-White».
Freddy bei der Arbeit: Qualitätscheck des «Soft-White».
Via Tutorials zum Unternehmer
Dafür lodert es an anderer Stelle umso intensiver. «Bei der neuen Ernährung habe ich nichts vermisst. Im Gegenteil, ich hatte mehr Energie und strotzte nur so vor Tatendrang. Einfach nicht mehr für den Rennsport», blickt er zurück. Er habe den Käse vermisst und deshalb schon während der Reha-Zeit in der Küche und mit YouTube-Videos angefangen, an Alternativen zu Greyerzer und Tilsiter zu tüfteln. Er ist vom Marktpotenzial überzeugt, und aus den kläglichen Versuchen entstehen bald geniessbare Produkte. Die Idee der kommerziellen Produktion setzt sich in Freddys Kopf fest. Zusammen mit seiner Partnerin Alice wagt er den Schritt und beginnt ab 2015 – notabene als Autodidakt –, mit Cashew-Nüssen als Basis, vegane Käsealternativen herzustellen. Bereits im Jahr 2017 gewinnt «New Roots» mit seinem Camembert einen ersten Award. Von da an geht es ganz schnell – und die heimische Küche wird zu eng.
Einmal Biker, immer Biker!
Heute sind die Produkte von Freddy und Alice nicht mehr bloss in innovativen Bioläden, sondern auch bei Schweizer Grossverteilern und im europäischen Ausland erhältlich. «Wir können es manchmal selber nicht ganz glauben, aber die schlaflosen Nächte scheinen sich zu lohnen,» sagt Freddy, zufrieden aus dem Fenster schauend. «Heute sind wir 25 Mitarbeitende und längerfristig wollen wir alle gängigen Kuhmilch-Produkte durch eine Alternative ersetzen können.» Zwar jagt er keine Konkurrenten mehr auf den DH-Tracks dieser Welt, aber die Faszination fürs Mountainbike ist bei Freddy nach wie vor ungebrochen. So verbringt er jede freie Minute auf den Trails rund um Thun. Und ab und zu blitze auch wieder der Wettkampfgeist auf. Dann wolle er es seinen Freunden schon zeigen, dass er es nach wie vor draufhabe.
«Ich wurde zwar sehr schnell gesund, aber mein primäres Interesse galt nicht mehr der Jagd nach Sekundenbruchteilen.»
Pflanzlicher Käse
Pflanzlicher Käse ist viel weniger ressourcenintensiv als herkömmlicher Käse aus (Kuh-)Milch. Beim pflanzlichen Käse werden für ein Kilogramm 500 Gramm Cashew-Nüsse und 500 Milliliter Wasser benötigt. Bei herkömmlichem Käse hingegen benötigt der Käser für ein Kilogramm zehn Liter Milch. Um diese zehn Liter «herzustellen», trinkt die Kuh gut 600 Liter Wasser und da sind die Ressourcen für ihr Futtermittel nicht eingerechnet. Die Nüsse wachsen auch nicht ohne Wasser, das ist schon klar, aber das Beispiel soll einen kleinen Einblick in die Grössenverhältnisse geben.
Das ganze Käse-Sortiment gibt es unter: newroots.ch
Das ganze Käse-Sortiment gibt es unter: newroots.ch
Freddy Hunziker in Short:
Was fährst du aktuell für ein Bike?
Trek Slash
Alter
28
Birkenstock oder Crocs?
Kann mit beidem nichts anfangen.
Sommer oder Winter?
Sommer. Die Abwechslung macht es jedoch aus.
Pain au chocolat oder Reiswaffeln?
Pain au Chocolat
Wenn du ein Superheld wärst …
Fliegen fänd’ ich cool. Oder Armut und Elend bekämpfen zu können, wäre eine schöne Superkraft.
Greyerzer oder Vacherin?
New Roots Greyerzer. Soon to be launched ;)
Bei «New Roots» gibt es nicht nur pflanzlichen Käse, sondern auch Joghurt, Crème fraîche und Fondue aus Cashewkernen.