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Bikegenoss Thomy Vetterli
«Wir müssen unsere Identität erschaffen»

Text: Thomas Werz
30.09.2021

Die Bikegenossen formieren sich

In der Zentralschweiz kümmert sich künftig die Bikegenossenschaft um die Weiterentwicklung des Bikesports. BORN hat sich dazu mit Produktmanager Thomy Vetterli über die Ziele der Bikegenossenschaft unterhalten. Für dihn steht fest: Die Zentralschweiz müsse nicht andere Destinationen kopieren, sondern einen eigenen Weg für das regionale mountainbiken finden.
Thomi, ihr habt Anfang Juni den Bikegenoss gegründet. Was darf man sich darunter vorstellen?
Grundsätzlich ging es uns darum, die ganze Community vom Bikeclub bis zum individuellen Biker, Veloshops, Gastro, Hotels hinter uns zu bringen. Daher der Genossenschaftsgedanke. Uns geht es darum, gemeinsam die Zentralschweiz als Bike-Destination zu entwickeln und nach vorne zu bringen. Wir möchten aus touristischer Sicht jeden Gastgeber zum Bikegenoss machen. Wichtig ist, dass sich jeder als Genosse fühlen kann, der in der Zentralschweiz als Biker unterwegs ist. Das Signal nach innen ist für uns jedoch wichtiger als eine grosse Kampagne nach aussen. Der Genossenschaftsgedanke steht im Vordergrund.

Wo sind denn die Bikegenossen aktiv?
Es betrifft alle zentralschweizer Kantone. Im Kanton Luzern vom hintersten Entlebuch und Marbachegg bis auf Andermatt in Uri. Oder auch weiter nördlich verbinden wir das Napf-Gebiet bis nach Einsiedeln und den Zürichsee.

Hast du das Gefühl, dass bei euch in der Zentralschweiz in den vergangenen Jahren zu wenig passiert ist?
Ja natürlich, da haben wir grossen Nachholbedarf. Vor allem, wenn man es von der Infrastruktur-Seite betrachtet. Der Nachteil der Zentralschweiz ist die kleinräumige Struktur. Es sind kleine Kantone und dennoch hat jeder seine Regeln, Gesetze und Ansichten. Das ist die grosse Herausforderung, alle unter einen Mantel zu bringen.

Was aber wichtig ist, wenn man eine übergeordnete Infrastruktur mit gleichen Regeln schaffen möchte.
Ja, das ist schon richtig. Wir können sicher von den Kantonen profitieren, die bisher schon viele positive Sachen umgesetzt haben. Aber ich glaube, dass wir unsere eigene Identität schaffen müssen. Es geht nicht darum, andere Sachen zu kopieren, sondern in der Zentralschweiz einen eigenen Weg im Bereich Mountainbike finden.

Du sagst, es geht vor allem um die Struktur nach innen. Wie lange hat es denn gedauert, bis die Genossen unter einem Hut waren?
Drei Jahre. Jetzt sind wir in der Politik und bei den Fachstellen gut verankert, da haben wir viel Energie investiert. Zudem haben wir die gesamte touristische Wertschöpfungskette, die Hotellerie, die Bikeguides und die Bikeshops einbezogen. Um den Mountainbikesport im Bereich Naherholung und Freizeit zu entwickeln. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit dem Bikegenoss primär nach aussen strahlen müssen. Wir sind noch nicht das neue Bike-Tourismus-Mekka. Für uns geht es in der ersten Phase darum, für uns Zentralschweizer optimale Bedingungen zu schaffen, damit sich hier etwas entwicklen kann. Alles andere kommt dann von allein. Da haben wir Visionen, die sind aber zehn bis 15 Jahre (mittel- und langfristig) in die Zukunft gerichtet.


«in unserer genossenschaft Jede und jeder willkommen.
Ziel ist, dass sich eine breite Community bildet.»

Thomy Vetterli,
Produktmananger Bikeregion Zentralschweiz

Bikegenoss Thomy Vetterli «Wir müssen unsere Identität erschaffen»
In der Zentralchweiz kommt Bewegung in die Organisation der Mountainbiker. Die Bikegenossinnen und -genossen setzen auf auf die lokale Community, um gemeinsam Bedingungen zu schaffen, dass sich der Mountainbikesport weiter entwickeln kann.

Mit Demut und einem klaren Ziel Schritt für Schritt weiter

Aber ihr wollt nicht nur für euch bessere Bedingungen schaffen, sondern hofft schon darauf, dass sich auch sonst Biker für einen Besuch in der Zentralschweiz entscheiden?
Ja sicher, das ist natürlich das Ziel kurz-, mittel- und langfristig. Wir haben jedoch eine hohe Bevölkerungsdichte und dadurch auch viele Biker. Hier ist das primäre Ziel, dass die nicht jedes Wochenende oder alle Ferien ausserkantonal zum Biken gehen, sondern auch mal ein Weekend in der Region zu Hause verbringen. Im Moment findet das nicht statt.

Die IMBA setzt mit dem neuen Slogan #getinvolved auf das Engagement der Biker. Bedeutet auch für euch: Engagiert euch Genossen, lasst uns zusammen was erreichen?
Unbedingt. In manchen Kantonen funktioniert das schon länger und in anderen wird das ganz neu in Angriff genommen, da bildet sich die Community gerade erst. Auch als Ansprechpartner gegenüber der Politik, um so den Druck schrittweise zu erhöhen, ist das wichtig. In der Zentralschweiz gehen wir davon aus, dass zwischen acht und zehn Prozent der Bevölkerung regelmässig auf dem Bike sind. Wir sind da, wir brauchen auch Platz.

Wie wird man denn Bikegenoss oder -genossin?
Die Tür ist für alle offen. Jede und jeder ist willkommen in unserer Genossenschaft. Ziel ist, dass sich eine breite Community bildet. Und in Zukunft auch der Bündner sagt, wenn ich in die Zentralschweiz gehe, bin ich auch ein Bikegenoss und Teil davon. Das gehört beim Mountainbiken auch ein bisschen dazu, dass man Teil der Community ist. Alles in allem sind wir gerade 150 Gastgeber und somit offizielle Genossen. Aber es sind rund 500 Menschen, die sich hier teils schon seit zehn Jahren engagieren, um das Thema voranzubringen. Denen haben wir alle einen Brief geschrieben und uns für ihren Einsatz bedankt.

Was sind eure nächsten Schritte?
Das grosse Ziel ist, dass wir uns nächstes Jahr alle endlich treffen und austauschen können, dass die erste Genossenschaftsversammlung stattfindet. Und dass wir alle unterstützen können, die sich engagieren möchten. Wir sind sehr gut unterwegs und haben langfristige Ziele. Ich glaube, wichtig ist, dass jetzt der Austausch gefördert wird und wir den Genossenschaftsgedanken nach innen leben und die jeweiligen Bedürfnisse erkennen. Das wird in den nächsten zwei Jahren enorm wichtig. Mit Demut und einem klaren Ziel kommen wir so Schritt für Schritt weiter.

Thomy Vetterli – erster Bikegenoss

48 Jahre, aus Wolfenschiessen ist seit fünf Jahren wieder aktiv auf dem Bike – und das nach einer Pause von 15 Jahren. Seit 13 Jahren ist er politisch aktiv im Gemeinderat als Vizepräsident, zuständig für Sport, Tourismus/Freizeit und 200 km Wanderwege (Entwicklung, Bau und Unterhalt). Er ist aktiver Jäger und Wintermensch. Als Produktmanager vertritt er die Bikeregion Zentralschweiz. Diese wurde im Juni offiziell als Bikegenossenschaft gegründet. Es geht hier jedoch nicht um eine juristische Person, sondern um ein Lebensgefühl.

Der Bikegenoss und die Bikegenossin sollen identitätsstiftend wirken und entstanden aus dem Projekt «Mountainbike Zentralschweiz», das seit drei Jahren läuft und zum Ziel hat, den Mountainbike-Sport in den zentralschweizer Kantonen zu fördern und gemeinsam mit den verantwortlichen Akteuren in der Politik und den Gemeinden legale Angebote zu schaffen. Passend zur Landschaft der Zentralschweiz kokettiert der Markenname auch mit dem geschichtlichen Erbe der Vierwaldstättersee-Region.

Weitere Infos zum Bikegenoss gibt es unter bikegenoss.ch

IMBA Schweiz – get involved

Auf nationaler Ebene setzt sich die IMBA für alle Belange der Schweizer Mountainbiker ein, generiert Inhalte für die unterschiedlichen Stakeholder, schafft als Ansprechpartner Verständnis bei Behörden und anderen Interessengruppen und hilft der Community, sich besser zu organisieren. Und das mit wenig Ressourcen und ohne gesicherte Finanzierung. Bis jetzt wurde die IMBA Schweiz von ihren Sponsoren und wenigen Mitgliedern getragen. Um auf eine stabile Grundlage zu kommen, ist die IMBA auf die Mountainbike-Basis angewiesen. Eine Gönnerschaft für private Personen und die Mitgliedschaft für Organisationen und Unternehmen ist im Aufbau. Ihr wollt die IMBA Schweiz unterstützen? Alle Infos: imbaschweiz.ch/get-involved
Bikegenoss Thomy Vetterli «Wir müssen unsere Identität erschaffen»

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