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Bosch EMTB-ABS: Schwabenland Connection

Text: Florian Storch
14.09.2022
Das ABS-Bremssystem hält nun auch beim E-MTB Einzug. Mit dem als Gemeinschaftswerk entwickelten Bremsassistenten wollen E-Platz-hirsch Bosch und der Bremsenspezialist Magura die Sicherheit beim E-Biken steigern. 
E-MTBs schieben nicht nur bergauf an, sondern wegen ihres höheren Gewichts auch bergab. Ein gefühlvolles Anbremsen, loser Schotter oder ein punktgenaues Verzögern in ruppiger Steilabfahrt setzen eine gesunde Portion Feingefühl am Bremshebel voraus. Hier setzt das neue Anti-Blockier-System an, das in einer Kooperation von Bosch mit dem Bremsenspezialisten Magura entwickelt wurde. Völlig neu ist dieser Ansatz freilich nicht. Bereits 2018 hatte Bosch ein ABS vorgestellt, das jedoch bei Veloherstellern wie Radfahrenden kaum Anklang fand. Mit dem neuen Anlauf der Schwaben-Connection stehen die Chancen nun gut, dass sich dies ändern könnte. Die wesentliche Kritik am Erstlingswerk – die Steuereinheit sei zu klobig und zu schwer – haben die Entwickler offenbar ernst genommen. Das auf nur noch 800 Gramm abgespeckte und wesentlich kompaktere ABS-Steuerungsmodul findet auf der Innenseite der Gabel Platz.
Dank eines zusätzlichen Sensorrings an der Bremsscheibe wird ein drohendes Blockieren erkannt. Die Steuereinheit leitet dann die «Stotterbremsung» ein.
Foto: Magura
Bosch EMTB-ABS: Schwabenland Connection
Dank eines zusätzlichen Sensorrings an der Bremsscheibe wird ein drohendes Blockieren erkannt. Die Steuereinheit leitet dann die «Stotterbremsung» ein.
Die im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich geschrumpfte und nur noch 800 Gramm leichte ABS-Steuereinheit findet auf der Innenseite der Gabel Platz. 
Foto: Bosch
Bosch EMTB-ABS: Schwabenland Connection
Die im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich geschrumpfte und nur noch 800 Gramm leichte ABS-Steuereinheit findet auf der Innenseite der Gabel Platz. 

Das Bike-ABS im Detail

Zentraler Baustein des ABS-Systems ist die Steuereinheit, in der alle Fahrinformationen zusammengeführt und ständig ausgewertet werden. Dieser Controller wird mit Strom aus dem E-Bike-Akku gespeist, gibt sich dabei aber so verbrauchsarm, dass die Funktion auch bei einem komplett leeren Hauptakku stets gewährleistet ist. Die Fahrinformationen werden mit zwei Geschwindigkeitssensoren an den Laufrädern sowie mit speziellen, in die Bremsscheiben integrierten Sensorscheiben erfasst. Bei einer Schreckbremsung wertet die Sensorik die Umdrehungsgeschwindigkeit von Vorder- und Hinterrad sowie die anliegenden Bremsdrücke aus. Mithilfe dieser in Echtzeit erhobenen Daten reguliert der Controller den Bremsdruck so, dass Vorder- und Hinterrad ganz knapp nicht blockieren. Das Ergebnis ist eine kontrollierte «Stotterbremsung» mit verkürztem Bremsweg, bei der die Lenkbarkeit und Fahrstabilität des Bikes erhalten bleiben. Darüber hinaus greift das System bei einer Vollbremsung ein, um das Risiko eines ungewollt aufsteigenden Hinterrades zu reduzieren, und so einen unsanften Abstieg über den Lenker zu verhindern. 

Voraussetzung für eine solche Stotterbremsung ist ein im Verhältnis zu einer normalen Bremse deutlich erhöhtes Ölvolumen. Dafür hat Magura eigens die angepassten «MT C ABS» Bremskomponenten konstruiert. Einen hohen Entwicklungsaufwand verursachten vor allem die speziellen Bremsgeber. Prinzipbedingt führt ein grösserer Geberkolben mit höherem Ölvolumen unvermeidbar zu höheren Bedienkräften der Bremse. Für den Bremshebel der MT-C-ABS-Bremse entwickelte Magura daher eine neue Hebelkinematik, die eine wesentliche Reduktion der Hebelbedienkräfte bewirkt. Durch diesen Kniff lässt sich die Bremse zudem bei kurzem Hebelweg gut dosieren. Am E-MTB kommt die ABS-Bremse mit einem Zweifinger-Bremshebel zum Einsatz. Zudem wurden Modelle mit Zwei- oder Vierkolben-Bremssätteln und Bremsscheibengrössen zwischen 180 und 220 Millimetern Durchmesser aufgelegt.

Für jeden Einsatz optimiert

E-Bike ist natürlich nicht gleich E-Bike. Um in jedem Einsatzbereich und bei jedem Typ Velo die optimale Verzögerung zu ermöglichen, legt Bosch das E-Bike-ABS in vier speziell abgestimmten Varianten auf: Allroad, Touring, Cargo und, konzipiert für E-MTBs, die Trail-Variante. Hier wurde darauf geachtet, dass eine ausgeprägt dynamische Fahrweise weiterhin möglich bleibt. So greift das ABS in der Trail-Variante am wenigsten rigide ein, um etwa ein gewolltes Hinterradversetzen in Spitzkehren weiterhin zu ermöglichen. Laut Bosch profitieren daher unsichere Einsteiger ebenso vom Trail-ABS-System wie erfahrene Cracks. Die ersten mit ABS bestückten E-MTBs sollen bereits in diesem Sommer in die Shops rollen.

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