Fahrwerks-Genie: Specialized Stumpjumper 15 Expert im Test

Kein Bike-Modell hat eine so lange Tradition wie das Specialized Stumpjumper. Als erstes industriell in Serie gefertigtes Mountainbike sorgte es 1981 für Furore und befeuerte die Erfolgsstory des Mountainbikens als Volkssport – damals noch als Hardtail mit Starrgabel. Federgabeln für Mountainbikes waren noch nicht erfunden, geschweige denn Hinterbaufederungen. Trotzdem setzte das Stumpjumper Massstäbe. Dieser Innovationsgeist weht auch 43 Jahre danach noch durch die kalifornische Bike-Schmiede rund um Gründer Mike Sinyard und prägt das Stumpjumper 15. Zur 15. Auflage hatte sich die Entwickler-Crew um Lead Engineer Jeff Bowers deutlich mehr vorgenommen als nur ein bisschen Modellpflege. In der Tat ist das Stumpjumper 15 vom Rahmen über das Fahrwerk bis hin zu den Komponenten und konstruktiven Details ein völlig neues Bike. Die asymmetrische Rahmenkonstruktion an der Dämpferaufnahme, die Unterscheidung in Stumpjumper und Stumpjumper Evo – alles Geschichte. Dafür setzen die Konstrukteure mehr denn je auf Vielseitigkeit.

Der Schlüssel dazu ist der zusammen mit Fox entwickelte und patentierte Flox Float Genie Dämpfer. Das Geniale daran: Er verbindet die Vorteile von Stahlfederdämpfern, wie sie im Downhill- oder Enduro-Rennsport zum Einsatz kommen, mit denen gängiger Luftfederdämpfer. Eine Stahlfeder findet sich im Genie nicht, stattdessen behelfen sich die Ingenieure mit einem Trick. Sie haben dem grossvolumigen Dämpfer zwei miteinander verbundene Luftkammern verpasst. Auf den ersten 70 Prozent der 145 Millimeter Federweg spricht der Dämpfer dank des satten Volumens fein an. Auf den finalen 30 Prozent des Federweges schliesst das «Genie Band» (ein interner Mechanismus) die Ventile der äusseren Luftkammer. Dadurch wird das Federverhalten progressiv härter. Zusätzlich lässt sich der Dämpfer mit internen Spacern, die sich ohne Werkzeug schnell montieren und demontieren lassen, an den individuellen Fahrstil und das Gelände anpassen. Ergebnis laut Specialized-internen Messungen: 57 Prozent mehr Traktion als mit herkömmlichen Luftdämpfern und 39 Prozent weniger schwere Durchschläge des Dämpfers. An der Front steht die Fox Float 36 Performance Elite Federgabel (150 Millimeter Federweg) mit neuer GripX2 der Heckfederung an Einstellmöglichkeiten in nichts nach. Individuell anpassbar sind auch die Tretlagerhöhe (7 mm) und der Lenkwinkel (flache 63 Grad bis 65,5 Grad).

Auf den Trails entpuppt sich das Stumpjumper 15 Expert so vielseitig, wie es die Konstruktionsdaten erhoffen lassen: draufsitzen und wohlfühlen. Zumindest in der steileren Geometrie-Einstellung klettert das Bike gut – nicht zuletzt dank des akzeptablen Gewichts von 14,5 Kilogramm. Über Wurzelpassagen bügelt es souverän. In roughem Felsterrain und bei Sprüngen reagiert der Hinterbau am Ende des Federwegs straff, und das Bike glänzt mit hoher Laufruhe. Dabei ist es wendig genug für schnelle Richtungswechsel. Flott zirkelt es durch enge Turns. Dank der kräftig zupackenden neuen Sram Maven Downhill-Bremsen hat man das «Stumpy» auch bei Vollgasritten jederzeit sicher im Griff. Summa summarum ist das neue Stumpjumper in positivstem Sinne auffällig unauffällig und glänzt durch einen enorm breiten Einsatzbereich von Flowtrails und Enduro-Einsätzen bis hin zu gelegentlichen Ausflügen in den Bikepark.