Elektro-Premiere
Wer ein E-Bike mit hochkarätigem Fahrwerk für harte Enduro-Strecken sucht, wird vom Yeti 160E nicht enttäuscht. Der durchzugsstarke Motor rundet das Paket noch zusätzlich ab.
«Was lange währt …!» Zum Start in die neue Bikesaison bringt Yeti sein erstes E-Mountainbike in die Shops. 170 Millimeter Federweg klingen nach satter Enduro-Action. Können Ausstattung und Fahreigenschaften des E T1 mit Yetis Kult-Image mithalten?
Kultschmiede genannt zu werden, kann auch eine Bürde sein. So scheint es auch bei der Entwicklung des ersten E-MTBs der legendären Bike-Schmiede aus Golden, Colorado, gewesen zu sein. Ganze fünf Jahre haben sich die Yeti-Ingenieure für die Entwicklung des Yeti 160E genommen. Schlichter Modellname, hochkarätiges Fahrwerk – was bislang für die Bio-Bikes aus dem Hause Yeti galt, sollte auch für den Elektro-Erstling die Maxime sein. «Wir mögen keine halben Sachen, also haben wir uns Zeit genommen», war aus dem Research & Development Departement zu hören. Die Reifezeit hat sich offenbar gelohnt. Yeti-typisch ist der Carbon-Rahmen mit schlichtem Design, fliessenden Formen und abgerundeten Kanten bis ins Detail hochwertig. Alle Kabel sind an den Rahmenöffnungen geklemmt. Da ist kein Scheppern und kein Klappern zu vernehmen – akustisch ist das 160E ein leiser Schleicher. Funktional, wenn auch angesichts des Preises nicht ganz standesgemäss, sind die Shimano XT-Schaltung und die DT Swiss EX 1700 Alu-Laufräder.
Neue Fahrwerkskonstruktion
Schwer ins Zeug geworfen haben sich die Yeti-Ingenieure dafür bei der Entwicklung des Fahrwerks. Auf den bewährten und prämierten Switch-Infinity-Hinterbau konnten sie nicht zurückgreifen. Der Motor liess im Tretlagerbereich nicht genügend Platz dafür. Die Lösung heisst «Sixfinity» – ein Sechsgelenk-Hinterbau mit zwei Streben, welche die Dämpferwippe direkt mit dem unteren Umlenkhebel verbinden. Die Testfahrten auf den Trails im Vinschgau machten schnell klar: Auch Sixfinity ist wieder ein Hightech-Fahrwerk. Bergauf klebt der Hinterbau ohne störendes Wippen mit viel Grip am Boden. Der steile Sitzwinkel und die langen Kettenstreben machen das 160E zu einer kletterfreudigen Bergziege, die auch vor steilsten Pfaden nicht kapituliert. Bergab bügelt das Bike souverän über gröbstes Terrain. Um das ganze Potenzial aus dem Fahrwerk herauszukitzeln, ist jedoch ein flottes Grundtempo nötig. Erst bei höheren Geschwindigkeiten lässt sich das Bike wirklich agil durch die Kurven zirkeln. Verspieltes Fahren mit Wheelies und Sprüngen fordert dem Piloten dagegen einiges an Power ab. Dafür liegt das für die Enduro World Series E entwickelte Bike auch bei Vollgasritten enorm ruhig auf dem Trail, und vermittelt dadurch viel Fahrsicherheit. Bei zögerlicher Fahrweise wirkt der Bolide mit üppigem Unterrohr und sehr breitem 800-Millimeter-Lenker allerdings etwas arg spurstabil.
HEBELWIRKUNG
Zwei seitliche Streben sind Teil des neuen Sixfinity-Hinterbaus mit Fox Float 2 Factory Dämpfer. Die Performance des Fahrwerks schliesst lückenlos an die des bewährten Yeti Infinity Fahrwerks an.
Zwei seitliche Streben sind Teil des neuen Sixfinity-Hinterbaus mit Fox Float 2 Factory Dämpfer. Die Performance des Fahrwerks schliesst lückenlos an die des bewährten Yeti Infinity Fahrwerks an.
SCHLEICHFAHRT
Saubere Arbeit: An den Ein- und Ausgängen verschraubte Züge sorgen dafür, dass am Yeti 160E auch bei wilden Ritten nichts klappert.
Saubere Arbeit: An den Ein- und Ausgängen verschraubte Züge sorgen dafür, dass am Yeti 160E auch bei wilden Ritten nichts klappert.
Bewährter Shimano-Antrieb
Eine per Flip-Chip verstellbare Geometrie bietet das Yeti 160E nicht. Doch ganz auf mechanisches Fahrwerks-Tuning müssen Besitzer des Elektro-Yeti nicht verzichten. Mit einem Flip-Chip an der Dämpferaufnahme oberhalb des Tretlagers lässt sich die Progression variieren. Die Einstellungen sehen Progressionsraten von 25, 30 und 35 Prozent vor. Keine Experimente macht Yeti beim Antrieb. Der ist ein bewährter Standard von Shimano. Der EP8 entwickelt mit 85 Nm auch auf steilen Passagen ordentlich Schub. Der 630-Wh-Akku spielt zwar in puncto Reichweite nicht mehr in der ersten Liga. Dafür hält er das Gesamtgewicht knapp unter 23 Kilogramm.
VOLLSCHUTZ
Gummi-Protektoren an den Kettenstreben oben und unten vermeiden Kratzer am Carbon und verhindern ebenfalls lästige Fahrgeräusche.
Gummi-Protektoren an den Kettenstreben oben und unten vermeiden Kratzer am Carbon und verhindern ebenfalls lästige Fahrgeräusche.
BÜGELMASCHINE
Auf den Einsatz an E-MTBs abgestimmt ist die Fox Factory 38 Grip2 E-Tune Federgabel. Mit 170 Millimetern sehr effektiv ausgenutzten Federwegs und hoher Stefigkeit macht sie das Yeti 160E zu einer Bügelmaschine für raues Terrain.
Auf den Einsatz an E-MTBs abgestimmt ist die Fox Factory 38 Grip2 E-Tune Federgabel. Mit 170 Millimetern sehr effektiv ausgenutzten Federwegs und hoher Stefigkeit macht sie das Yeti 160E zu einer Bügelmaschine für raues Terrain.
SIXFINITY HINTERBAU
Yetis neuer Sixfinity Hinterbau basiert auf einer Sechsgelenker-Konstruktion mit zwei zusätzlichen Streben. Sie verbinden den unteren Umlenkhebel mit der Dämpferwippe am Sitzrohr. Dadurch rotiert der Sixfinity Hinterbau zunächst aufwärts, und sorgt damit für maximale Effzienz beim Pedalieren, bis er am Wendepunkt seine Richtung ändert. Ab dem mittleren Einfederungsbereich bewegt er sich nach unten, gibt so das komplette Potenzial des Hinterbaus frei, wobei zugleich Antriebseinflüsse aufs Fahrwerk verringert werden.
Yetis neuer Sixfinity Hinterbau basiert auf einer Sechsgelenker-Konstruktion mit zwei zusätzlichen Streben. Sie verbinden den unteren Umlenkhebel mit der Dämpferwippe am Sitzrohr. Dadurch rotiert der Sixfinity Hinterbau zunächst aufwärts, und sorgt damit für maximale Effzienz beim Pedalieren, bis er am Wendepunkt seine Richtung ändert. Ab dem mittleren Einfederungsbereich bewegt er sich nach unten, gibt so das komplette Potenzial des Hinterbaus frei, wobei zugleich Antriebseinflüsse aufs Fahrwerk verringert werden.
Tobias Luitz
Tester und Enduro-Fahrer
Tester und Enduro-Fahrer
«Dank des durchzugsstarken Motors geht mit dem Yeti 160E bergauf die Post ab. Bergab arbeitet das Fahrwerk enorm effektiv und bügelt beinahe wie ein Motorrad über die Trails – erste Sahne! Für verspieltes Fahren eignet sich die wuchtige Maschine aber weniger. Das Fahrwerk wird erst bei höherem Tempo wirklich agil.»
Yeti 160E T1
Spezifikationen
Preis | 12490 CHF |
Grössen | S,M,L,XL |
Material | Carbon |
Motor | Shimano EP8 |
Akku | Shimano 630 Wh Internal Battery |
Federgabel | Fox Factory 38, Grip2, E-Tune |
Dämpfer | Fox Factory Float X2 |
Schaltung | Shimano XT |
Schalthebel | Shimano XT |
Kurbel | Shimano EM900 34T, 160 mm |
Bremsen | Sram Code RSC |
Laufräder | DT Swiss EX1700, 30 mm |
Reifen | v: Maxxis Assegai 2.5 Exo+ h: Minion DHRII 2.4 DD |
Lenker | Yeti Carbon 35x800 mm E-Bike |
Vorbau | Race Face Turbine R 35x50 mm |
Stütze | Sram Reverb AXS |
Sattel | WTB Silverado |
Website | www.yeticycles.com |
Geometrie & Daten
(Grösse M)
1 Lenkwinkel | 64.5° |
2 Sitzwinkel | 78° |
3 Kettenstrebe | 446 mm |
4 Radstand | 1239.7 mm |
5 Tretlager Höhe | 350 mm |
6 Sitzstrebe | 410 mm |
7 Oberrohr (horiz.) | 591.8 mm |
8 Steuerrohr | 98.3 mm |
9 Reach | 460 mm |
10 Stack | 620 mm |
Federweg vorn | 170 mm |
Federweg hinten | 160 mm |
Gewicht | 22.5 kg |