Im Test: Bergstrom ATV C969R | BORN Mountainbike Magazin

Siegerbike mit doppelwumms

Bergstrom startet mit dem extra durchzugsstarken Bosch CX-Race Motor in die Saison. Im letzten Jahr verhalf dieser heisse Antrieb bereits diversen Pro-Ridern zu einem Platz auf dem Podest. Doch was bringt die satte Portion Extra-Power des ATV C 969 R Hobby-Bikern?

Der Bosch CX Race Antrieb im ATV C 969 R bietet viel Wumms, will aber beherrscht sein. Eine Trail-Rakete für routinierte Fahrtechniker und Racer, die es im Uphill wissen wollen.

Drei Worldcup-Siege, Zweiter in der Worldcup-Gesamtwertung, Dritter bei der E-MTB WM in Les Gets – 2022 war das Jahr von Joris Ryf. Kein Schweizer E-Biker strahlt derzeit heller am Rennsporthimmel als er. Dabei hatte Joris ein Ass im Ärmel – den Antrieb seines damaligen Bikes. Auch wenn es mit 24,1 Kilogramm nicht zu den leichtesten Modellen zählt, ist das Bergstrom ATV C 969 R eine Power-Waffe, mit der Podestplätze jederzeit in Reichweite sind. Dessen Herzstück ist der neue, in limitierter Auflage verfügbare Bosch Performance CX Race Limited Edition Motor. «Der Race-Modus ist ein spürbarer Vorteil», bestätigt Joris. Zum Zeitpunkt des BORN-Tests in Finale Ligure war Bergstrom der einzige Schweizer Hersteller, der den Antrieb mit Super-Turbo im Programm hatte.

Heissblüter mit brachialem Vortrieb

Das «Race» im Modellnamen ist keine Übertreibung. Der Race-Modus des Motors ist nichts für Kaffeefahrten. Ähnlich wie bei einem Rennwagen ist eine Portion Fahrkönnen nötig, um die 17 Prozent Extrapower zu zähmen. 400 Watt maximale Motorleistung machen ordentlich Dampf. Statt der vom herkömmlichen Bosch CX Antrieb gewohnten Unterstützung von 340 Prozent steuert die Race Version das Vierfache der eingesetzten Pedalkraft bei. Dabei reagiert der Motor sehr direkt, und fährt die Unterstützung auch nicht sofort voll herunter, wenn der Druck am Pedal nachlässt. Der Nachlauf ist deutlich spürbar, was das Bergstrom ATV C 969 R antriebstechnisch zu einem Heissblüter macht. Dabei sind sensible Füsschen gefragt und ein wacher Umgang mit Bremse und Schaltung. Auf steilen Anstiegen und beim Beschleunigen aus engen Kurven heraus empfiehlt es sich, den Körperschwerpunkt aktiv nach vorne zu verlagern. So vermeidet man, dass einem bei kräftigen Antritten der Gaul mit steigendem Vorderrad durchgeht. Mit ein wenig Gewöhnung ist der Race-Antrieb eine Macht, und entschärft selbst verblockte Uphills. Per App-Tuning lässt sich der Race-Modus notfalls auch etwas entschärfen. Der grosse 750-Wh-Akku macht Sinn, denn im Race-Modus ist der Vollgas-Stromer kein Energiesparer.

GUT ABGESTIMMT
Der Hinterbau am ATV C 969 R funktioniert zuverlässig und ausgewogen. Statt mit dem DT-Swiss Dämpfer des Testbikes kommt das E-Race-Velo in der Serie mit einem RockShox Select+ Dämpfer.

ÜBERSICHTLICH
Immer im Blick: klare Einstellungsangaben an der DT Swiss F535 One 150 Federgabel. Zur Regulierung des Luftdrucks muss die Abdeckung etwas umständlich per Mini-Tool entfernt werden.

Perfekt für harte Uphills

Weniger kompromisslos als der Antrieb, der sich in den Modi Eco und Tour freilich weit zahmer gibt, entpuppen sich Fahrwerk und Geometrie des Bikes. Die Sitzposition ist ausgewogen, sodass sich das Bike auch als Trail-Tourer einsetzen lässt. Auf gemässigten Trails fühlt sich das Fahrwerk am wohlsten. Hohes Tempo auf rauen, verblockten Kursen steckt der Hinterbau mit RockShox Select+ Dämpfer gut weg, doch fehlt etwas Pop. Das liegt hauptsächlich an der DT Swiss F 535 One 150 Federgabel, die in Sachen Performance nicht ganz mit dem Hinterbau mithält. Dafür liegt das Bike auf flowigen Passagen satt und ruhig – und lädt dann ein, Gas zu geben. Für steile Downhills wünschten sich die Testfahrer hinten eine grössere Bremsscheibe als die verbauten 180 Millimeter der Sram DB8. Das ATV C 969 R ist nicht das einzige Modell in der Bergstrom Kollektion mit dem Bosch CX Race Motor. Die Veloentwickler aus St. Gallen bieten auch einige Modelle der AXV-Linie und der XCV-Serie mit dem Extra-Boost an.

SUPER STABIL
Auf dem Testbike waren DT Swiss Laufräder montiert. In der Serie kommt das ATV C 969 R mit den super stabilen Mavic E-Deemax 29 Felgen. Für Grip sorgt der Klassiker Onza Porcupine in 2.6 Zoll Breite.

ZUPACKEND
Die DB8 Vierkolben-Scheibenbremsen von Sram sind auch anspruchsvollen Strecken gewachsen. Schwere Fahrer, die lange Downhills lieben, sollten die 180-Millimeter-Scheibe am Heck upgraden.

Bosch Performance CX Race Limited Edition
Boschs neuer Performance CX Race Antrieb bietet nicht nur eine spürbare Portion Extra-Power. Er ist auch fast 200 Gramm leichter als die herkömmliche Performance CX Version. Er ermöglicht eine extrem schnelle Beschleunigung mit einem Drehmoment von maximal 85 Nm. Die beim Pedalieren eingesetzte Kraft wird unmittelbar in Vortrieb umgesetzt. Auch bei sehr hohen Trittfrequenzen lässt die hohe Unterstützung nicht nach.

FLORIAN DITTERT
Liebt Enduro-Touren und knackige Uphills

«Antriebstechnisch ist das Bergstrom ATV C 969 R eine krasse Maschine. Der Motor spricht aggressiv an. Der deutlich spürbare Nachlauf hat mich anfangs überrascht: Man muss wissen, wie man damit umgeht – dafür ist eine entsprechend ausgefeilte Fahrtechnik nötig. Durch sein Fahrwerk ist das Bike auch als vielseitiger Tourer einsetzbar.»

Im Test: Bergstrom ATV C969R

Spezifikationen

Preis	9999 CHF
Grössen	S,M,L
Material	Carbon
Motor	Bosch CX Race
Akku	Bosch 750 Wh
Federgabel	DT Swiss F535 one, 150mm
Dämpfer	RockShox DLX RT
Schaltung	Shimano XT 12fach
Schalthebel	Shimano SLX 12fach
Kurbel	FSA CK-320, 165mm
Bremsen	Sram DB8 200/180mm
Laufräder	DT Swiss H1900 Spline 29", 30mm
Reifen	Onza Porcupine 29"x2.6"
Lenker	Satori Horizon Bow Di2 780mm
Vorbau	Satori Viper 45mm
Stütze	Crank Brothers Highline, 100mm
Sattel	Ergon SMA 20
Website	bergstrom.bike

Geometrie & Daten (Grösse L)

1 Lenkwinkel	65°
2 Sitzwinkel	76.1°
3 Kettenstrebe	465 mm
4 Radstand	1270 mm
5 Tretlager Höhe	k.A. mm
6 Sitzstrebe	480 mm
7 Oberrohr (horiz.)	625 mm
8 Steuerrohr	125 mm
9 Reach	470 mm
10 Stack	631 mm
Federweg vorn	150 mm
Federweg hinten	150 mm
Gewicht	25 kg