Mit der neuen XTR M9200 bringt Shimano seine Top-Gruppe ins kabellose Zeitalter. Die neue Generation basiert auf einer vollständig neuen, drahtlosen Di2-Plattform, wurde für härteste Renneinsätze entwickelt – und bringt mit zahlreichen Detailverbesserungen, robusterem Design und hoher Ergonomie ein durchdachtes Gesamtpaket auf den Markt. Neben der neu aufgelegten Schaltung umfasst die Gruppe auch eine neue Bremse, einen Laufradsatz und eine Kurbelgarnitur – jeweils in Cross-Country und Enduro-Variante. Die BORN-Redaktion war beim Pressecamp in Alicante vor Ort und konnte das neue Setup bereits mehrere Tage auf den Trails testen.
Auf den Trails rund um Alicante getestet: Die neue Shimano XTR Gruppe überzeugt mit intuitivem Schaltverhalten und konstanter Bremspower.
Shimano XTR Di2 2.0 – Elektronische Schaltung ohne Kompromisse
Im Zentrum der neuen XTR M9200 steht ein komplett drahtloses Di2-Schaltsystem. Das Schaltwerk kommuniziert mit dem Shifter ohne Kabel, die Energieversorgung übernimmt ein 310 mAh Akku, der für rund 340 km Reichweite sorgen soll. Die Shimano Shadow ES-Technologie sorgt für ein besonders flaches, keilförmiges Profil des Schaltwerks. Kanten werden gezielt eliminiert – das mindert die Gefahr von Schäden durch Steine oder Äste. Kommt es doch zu einem Kontakt, greift die automatische Rückstellfunktion: Der Käfig rotiert durch die Aufhängung zurück in Ausgangsposition. Die neue Double-Spring-Stabilisierung ersetzt die herkömmliche Kupplung – mit mehr Kettenspannung, weniger Verschleiss und besserem Schutz bei Aufprall. Statt einer fest verschraubten Direktmontage bleibt Shimano beim Schaltauge: Dieses fungiert als Sollbruchstelle und ermöglicht die automatische Rückstellung des Schaltwerks bei einem Schlag – durchdacht und im Pannenfall praxisfreundlich.
Das Herzstück der neuen Shimano XTR Gruppe: Das völlig neue Di2-Schaltwerk.
Der Akku der aktuellen Di2-Schaltgruppe präsentiert sich in einer kantigen Bauform und wird von unten in das Schaltwerk eingeschoben. Ein Verriegelungsmechanismus mit Kunststoffabdeckung sorgt für sicheren Halt und erleichtert zugleich das Entnehmen und Einsetzen zum Laden. Shimano gibt eine Reichweite von rund 340 Kilometern an. Bevor der Akku vollständig entleert ist, gibt die Schaltung ein entsprechendes Signal. Ist der Akku leer, bleibt der zuletzt eingelegte Gang stehen. Nach etwa 20 Minuten Inaktivität versetzt sich das System automatisch in einen Energiesparmodus. Reaktiviert wird es ausschliesslich durch eine Schaltbetätigung, was verhindert, dass der Akku beispielsweise bei Autofahrten durch Erschütterungen unnötig Akkuladung verliert.
Das passende Ladegerät zum Di2-Akku ist im Lieferumfang selbstverständlich enthalten.
Zwei XTR Di2 Schaltwerke: Kabellos für MTBs, kabelgebunden fürs E-MTB
Die neue XTR Di2-Plattform bietet zwei klar getrennte Schaltwerksoptionen – je nach Einsatzbereich und Antriebssystem:
- RD-M9250 – das kabellose Schaltwerk für analoge Bikes
Dieses Schaltwerk ist vollständig drahtlos und ist in zwei Varianten erhältlich:
- SGS (Long Cage): für 12-fach-Kassetten mit 10–51 Zähnen
- GS (Mid Cage): für kompaktere 9–45T-Kassetten – für Setups mit kürzerem Käfig und mehr Bodenfreiheit
- RD-M9260 – das kabelgebundene E-MTB-Schaltwerk
Für E-MTBs bietet Shimano mit dem RD-M9260 eine eigene, kabelgebundene Version. Sie wird direkt vom E-Bike-Akku versorgt und muss daher nicht separat geladen werden. Erhältlich ist das RD-M9260 in zwei Ausführungen:
- RD-M926012 (12-fach) für Hyperglide+
- RD-M926011L (11-fach) für Linkglide – mit Fokus auf maximale Haltbarkeit
Das flache Schaltwerksdesign mit Shadow ES-Technologie schützt vor Schäden – die neue Double-Spring-Stabilisierung erhöht Kettenspannung und Haltbarkeit.
Individuelle Anpassbarkeit: Der neue XTR-Shifter
Beim neuen Shifter kommt Shimanos Rapid ES-Technologie zum Einsatz. Die Bedieneinheit erinnert an den taktilen Charakter mechanischer Schalthebel, erlaubt aber Single Click, Double Click oder Multi Shift (Haltefunktion) – frei programmierbar über die App. Auch die Schaltgeschwindigkeit lässt sich in Stufen konfigurieren. Unser Testeindruck nach dem Pressecamp war ein sehr schnelles, direktes Schaltverhalten in der schnellsten Konfigurationsstufe. Eine dritte Funktionstaste am Shifter lässt sich individuell belegen – etwa zur Steuerung von Fahrradcomputer, E-MTB-Funktionen oder Licht. Die Vier-Wege-Verstellung des Shifters erlaubt es, die Schaltwippen präzise an jede Handgrösse und ergonomische Vorliebe anzupassen. Einmal eingestellt findet so jeder die perfekte ergonomische Lösung. Im Test überzeugte vor allem die hochwertige Haptik, die feine Rasterung und der spürbare Bedienwiderstand – ungewolltes Schalten wird so effektiv verhindert. Ein weiteres Highlight: Das Schaltwerk lässt sich während der Fahrt über den Shifter kalibrieren – etwa nach einem Sturz oder wenn die Schaltung leicht verstellt ist. Das funktioniert zwar nicht mitten im Trail, spätestens aber auf der nächsten Forststrasse. Die für den Renneinsatz konzipierte Version spart auch im Alltagseinsatz potenzielle Standzeiten.
Neuer XTR-Shifter: Ergonomisch anpassbar und programmierbar.
Bremsen: Bessere Dosierbarkeit, weniger Kraftaufwand
Mit der neuen XTR-Bremsplattform zeigt Shimano, dass Bremsperformance und Stabilität wichtiger als Gewichtsoptimierung sind. Wir haben die überarbeitete 4-Kolben Enduro Bremse (BR-M9220/BL-M9220) getestet – mit durchweg überzeugenden Ergebnissen. Der Drehpunkt des Hebels liegt näher am Lenker und das neue Hebeldesign sorgt für eine natürliche Fingerposition sowie eine optimierte Kraftübertragung. Das Bremsverhalten lässt sich fein dosieren und bleibt konstant – sowohl bei leichtem Anbremsen vor einer Kurve als auch bei einer maximalen Bremsung. Das neue Mineralöl mit reduzierter Viskosität bringt ein konstanteres Bremsverhalten bei Kälte, der Entlüftungsprozess bleibt jedoch unverändert und lässt sich mit dem bekannten Entlüftungskit von Shimano durchführen. Lediglich die Flüssigkeit ist neu. Besonders erwähnenswert: Die neuen Beläge sind minimal breiter, ihre Schraubenaufnahme wurde überarbeitet – häufig kritisierte Klappergeräusche gehören dadurch der Vergangenheit an.
Auch in hitzigen Abfahrten sorgt das Bremssystem für präzise Dosierung und zuverlässige Verzögerung.
Die Hebel selbst wirken deutlich steifer und robuster als beim Vorgänger – Shimano fokussierte sich hier bewusst auf Haltbarkeit und Ergonomie, nicht auf Gewichtsoptimierung – und genau das ist sehr gut gelungen. Auch die neue Griffweitenverstellung per Alu-Rändelschraube überzeugt mit edler Optik und präziser Funktion.
Der neue XTR-Hebel liegt näher am Lenker, bietet verbesserte Ergonomie und erlaubt fein dosierbare Bremskraft bei reduziertem Kraftaufwand
Der überarbeitete 4-Kolben-Bremssattel der XTR M9220 liefert standfeste Performance – mit optimierten Belägen und leiserem Lauf.
Kurbeln: abgestimmt auf den Einsatzzweck
Bei den Kurbeln stehen zwei Varianten zur Auswahl:
- Die XC-Version (FC-M9200) mit 168 mm Q-Faktor, Hollowtech II-Konstruktion und Fokus auf geringes Gewicht. Erhältlich in 160, 165, 170 und 175 mm Länge.
- Die Trail-/Enduro-Kurbel (FC-M9220) mit verstärktem Design und Q-Faktor von 176 mm – mehr Stabilität für grobe Enduro-Einsätze. Erhältlich in 165, 170 und 175 mm Länge
Shimano bleibt bei Aluminium als Material und ermöglicht volle Kompatibilität mit bestehenden Kettenblättern.
Shimano XTR-Kurbeln: Zwei Varianten für Cross-Country und Enduro mit neuem Design und höherer Stabilität.
Carbon-Laufräder & Naben
Shimano ergänzt die neue XTR M9200-Gruppe um zwei Laufradsätze aus Carbon – abgestimmt auf den jeweiligen Einsatzzweck:
- WH-M9200 (XC) setzt auf minimales Gewicht: 29-Zoll-Felge mit Hakenprofil, 29,6 mm Innenweite, 24 Titanspeichen und einem Freilauf mit 3,5° Eingriffswinkel.
- WH-M9220 (Trail/Enduro) zielt auf maximale Stabilität: Hookless-Felge mit 30 mm Innenweite, 28 Edelstahlspeichen – robuster und widerstandsfähiger gegen Durchschläge.
Beide Laufradsätze basieren auf den überarbeiteten M9210-Naben, die mit verbesserten Dichtungen, leichtgängigen Lagern und einem direkt ansprechenden Freilaufsystem ausgestattet sind. Im Praxistest überzeugte das Enduro-Setup mit hoher Steifigkeit und präzisem Kurvenverhalten.
Carbon-Laufräder: Überzeugten im Test durch steifes, direktes Ansprechverhalten.
Fazit
Was Shimano hier auf die Beine gestellt hat, ist weniger eine Weiterentwicklung, sondern eine konsequent neue Plattform. Die Kombination aus kabelloser Technologie, fein abgestimmter Ergonomie, robustem Aufbau und aktuell konkurrenzloser Schaltgeschwindigkeit macht die XTR Di2 M9200 zu einem echten Werkzeug für den Renneinsatz. In der Praxis überzeugt die Gruppe mit einem sehr intuitiven Fahrerlebnis, das sich ganz auf die Strecke konzentrieren lässt – und genau darauf kommt es an.