Mars-Technik
«Man muss nicht mehr auf den Mars, um überirdischen Fahrspass zu erleben. Mit dem Transalpes e1 geht das nun auch in den Alpen.» Diese selbstbewusste Aussage von Transalpes-Inhaber Michel Juhasz ist nicht nur Werbung für das neue E-Moutainbike der Bikemanufaktur aus dem Säuliamt, einem ländlich geprägten Bezirk 20 Kilometer ausserhalb von Zürich. Juhasz assoziiert dies auch mit dem neuen Motorenlieferanten Maxon, dem Schweizer Elektromotorenproduzenten, der mit der Bestückung des Mars-Rovers internationale Anerkennung erlangte.
Diese Neuigkeiten lösen gute Erinnerungen an eine abenteuerliche Tour mit dem E-MTB-Erstling Transalpes e+ aus. Im Winter 2017 hatte sich der Autor mit dem damaligen Transalpes-Geschäftsführer Stefan Gruber zu einer E-Bike-Tour über die Rigi aufgemacht. Auf schneebedeckten Trails hoch, wo man als Biker normalerweise runterfährt: Von Arth über den Polenweg auf die Seebodenalp und von da auf dem steilen Wanderweg direkt auf die Rigi. Gruber pilotierte das Transalpes e+ mit dem deutschen Brose-Antrieb – das leichte e+ gab sich keine Blösse. Es überzeugte durch Wendigkeit, machte sowohl bergauf als auch bergab eine gute Figur und benötigte dabei verblüffend wenig Energie. Dennoch wurde es zwischenzeitlich ruhig um den Transalpes-Stromer. «Bei der Zusammenarbeit mit dem Motorenlieferanten hat die letzte Konsequenz gefehlt. Die wäre aber nötig gewesen, um das e+ weiterzuentwickeln», erklärt Juhasz. Ihn störte vor allem das relativ hohe Gewicht von mehr als 20 Kilo, die das e+ wog. Deshalb schaute sich Juhasz nach einem neuen Motorenlieferanten um und stiess bei Maxon beziehungsweise bei deren Geschäftsführer Eugen Elmiger, einem bekennenden E-Bike-Fan, auf offene Ohren. «Unsere Wurzeln liegen klar beim muskelgetriebenen Mountainbike. Diesem Erbe wollen wir mit dem E1 künftig noch deutlicher nachleben», sagt Juhasz. Maxon habe sich mit dem neuen Bikedrive Air als idealer Partner angeboten. Der leichte, kompakte und leise Zentralantrieb, der in der Schweiz hergestellt wird, sei die perfekte Ergänzung für das neue E1, so Juhasz. Durch die enge Zusammenarbeit habe der Motor samt Akku fast unsichtbar in den neuen Carbonrahmen des E1 integriert werden können.
«Man muss nicht mehr auf den Mars, um überirdischen Fahrspass zu erleben.»
«UNSER QUALITÄTSANSPRUCH IST NICHT VERHANDELBAR»
Die Entwicklung der Mars-Antriebe war natürlich kein Kinderspiel und nahm mehrere Jahre in Anspruch. Was ich damit meinte, ist: Die Rahmenbedingungen auf dem Mars sind relativ klar. Ein Mountainbike-Antrieb dagegen wird bei allen Wetter- und Temperaturbedingungen auf jedem Terrain von den unterschiedlichsten Leuten gefahren. Da ein Pflichtenheft zu definieren, damit der Antrieb hält und möglichst vielen Leuten Spass macht, ist eine echte Herausforderung.
Durchs Band positiv. «Endlich mal kein Panzer», war ein oft gehörtes Lob, denn E-Bikes wiegen mit herkömmlichen Zentralantrieben heute meist deutlich mehr als 20 Kilo. Mit dem Bikedrive Air
dagegen sind Gesamtgewichte beim Mountainbike um 15,5 Kilo möglich. Beim Rennrad sind`s sogar nur 10,5 Kilo.
Das gesamte Antriebssystem bestehend aus Getriebemotor mit Freilauf, Batterie-Management-System (BMS), und Einzelteilen. Die Akkus haben wir nur für die Prototypen selbst gepackt. Das wird künftig eine Firma in Europa für uns machen. Es wird ein nachhaltiges Swiss-Made-Produkt.
Den Kontakt hat Roland Abächerli hergestellt, der bereits die Entwicklung des Bikedrive-MX25-Nabenmotors zusammen mit dem früheren Mountainbike-Downhill-Weltmeister und Crosscountry-
Europameister Albert Iten mitgeprägt hat. Transalpes-Inhaber Michel Juhasz musste nicht lange vom neuen Bikedrive Air überzeugt werden. Per Handschlag haben wir die Zusammenarbeit besiegelt.
Der ganze Motor-Getriebe-Antrieb stammt von Maxon. Das Getriebe kommt aus unserem Werk in Süddeutschland.
«ICH SCHÄTZE, DASS MAN BEI UNSEREM MITTELANTRIEB NOCH 200 BIS 300 GRAMM
EINSPAREN KÖNNTE.»
EINSPAREN KÖNNTE.»
Die Grundmaterialien wie Magnete und andere Rohstoffe kommen aus dem Ausland, weil wir in der Schweiz keine eigenen Vorkommen haben. Wir spüren gewisse Verzögerungen vor allem
bei den Elektronikkomponenten; ebenso bei den Kunststoffen, die wir aus Asien beziehen. Aber wir haben grosse, gut gefüllte Lager für die strategisch wichtigen Ausgangsprodukt.
2021 werden es 250 Stück sein. Nächstes Jahr wollen wir mindestens 500 produzieren. Ab 2023 haben wir eine Kapazität für bis zu 12’000 Einheiten jährlich.
Nein, denn dieser Markt ist gut besetzt. Wir wollen im Leichtbau bleiben, auch wenn wir so nicht ganz die Drehmomentfülle bieten können, die unsere Mitbewerber versprechen. Unsere Leistungsangaben sind dafür eher konservativ. Die 30 Nm Dauernenndrehmonent, die wir für den Bikedrive Air versprechen, werden selbst in einem Carbonrahmen mit fehlender Wärmeableitung erreicht. In einem Alurahmen mit guter Wärmeableitung sind`s sogar 40 Nm – und das erst noch fast vollkommen geräuschlos.
Ich schätze, dass man bei unserem Mittelantrieb noch 200 bis 300 Gramm einsparen könnte. Irgendwann steigt der Preis jedoch exponentiell, wenn man beispielsweise mit leichteren Materialien wie Titan arbeitet. Zudem wollen wir möglichst keine Kompromisse in der Haltbarkeit eingehen. Wir haben einen Qualitätsanspruch, der nicht verhandelbar ist. So, wiebei unseren Produkten in der Medizinalbranche oder beim Mars-Rover der Nasa.
Eine Million Franken reicht nicht ganz. Wir können die Investitionen jedoch teilen mit anderen hausinternen Entwicklungsplattformen für den Markt der Intralogistik, der stark am Boomen ist.
Das war die sich verändernde Marktsituation. Wir waren lange Zeit der Ansicht, dass ein Nabenmotor das Nonplusultra für einen E-Bike-Antrieb ist, denn wir wollten nicht in die gleiche Richtung wie das Gros unserer Mitbewerber. Als sich abzeichnete, dass die Nachfrage nach Leichtantrieben steigt, wussten wir: Das ist auch unser Ding.
Das ärgert mich sehr. Wir haben Zeit, Marktanteile und Kunden verloren, weil wir nicht geliefert haben. Mit dem Bikedrive Air soll sich das nun aber ändern.
Es hat am mutigen Entscheid zugunsten des Produkts gefehlt. Nun liegt dieser vor und wir sind sehr zuversichtlich, dass unser Leichtantrieb Erfolg haben wird.
Sehr interessiert. Wir stehen bereits in Kontakt mit weiteren namhaften Fahrradherstellern.