Julien Absalon und Filippo Colombo
Olympia um ein Jahr verschoben, andere Rennen ersatzlos gestrichen – Training nur unter Auflagen möglich: Die Corona-Pandemie hat den Mountainbike-Rennsport 2020 ordentlich durcheinandergewirbelt. Keine einfache Situation, wie der Schweizer U23-Weltcupsieger und jetzige Elite-Fahrer, Filippo Colombo, vom Team Absolute Absalon und sein Teamchef, XC-Weltcup-Rekordsieger Julien Absalon, erfahren mussten. Wie man trotzdem die Motivation hochhält, haben die beiden – ebenfalls coronabedingt – am Telefon verraten.
Absolute Absalon
Einfach die Zeit auf dem Bike geniessen: Normalerweise ist das für Filippo Colombo nicht unbedingt möglich. Die Corona-Phase hat er durchaus auch genossen.
Hallo Julien, wie organisiert man eigentlich eine MTB-Profi-Equipe während des Corona-Lockdowns von zu Hause aus?
Julien Absalon: Da ich das Team schon seit Beginn an von meinem Wohnsitz im Süden Frankreichs aus leite, war die wesentliche Veränderung infolge des Corona-Virus, dass wir plötzlich ohne Wettbewerbe waren. Viele Rennveranstaltungen waren ja erst einmal für einige Monate ausgesetzt.
Filippo, wann hast du deine Teamkollegen eigentlich das letzte Mal gesehen?
Filippo Colombo: Wir hatten zwei Wochen zusammen als Team in Südafrika, bei denen wir sehr gut zusammen funktioniert haben. Nun haben wir uns seit Ende Februar nicht mehr gesehen.
Julien, wie hast du es in den vergangenen Monaten geschafft, mit den Erwartungen von Sponsoren und Partnern umzugehen? Das war sicher nicht immer einfach.
Nein, diese Saison ist bedingt durch die Covid-19-Pandemie völlig verrückt. Bei einer Rennabsage checken wir den Kalender und gucken, was für Rennoptionen wir haben. Derzeit können wir erst recht spät sagen, ob ein Rennen final stattfindet. Events auf internationalem Niveau sind schwierig und eine echte Herausforderung, sich überhaupt darauf vorzubereiten. Als Teamleiter muss man die Sponsoren beruhigen können und versuchen, ihnen jenseits von Rennevents Sichtbarkeit zu verschaffen.
Dann war deine Rolle als Teammanager also besonders anspruchsvoll…
Klar, für mich als Teammanager ist es derzeit schwierig, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es für alle Fahrer schrecklich sein muss. Sie trainieren, ohne zu wissen, ob sie viele der Rennen überhaupt fahren können. Aber fährst du keine Rennen, ist es schwieriger, motiviert zu bleiben. So geht das nun schon über drei Monate. Aber mal sehen, wir werden wohl bald einige Rennen fahren. Dann zeigt sich, wer mental am fittesten ist. Vor allem mental ist es 2020 für die Athleten sehr hart.
Wie sah dein Leben respektive das deiner Partnerin, XC-Weltcup-Star Pauline Ferrand-Prévot, während der strikten Lockdown-Phase in Frankreich aus?
Wir sind, wie alle Franzosen, über mehr als acht Wochen quasi zu Hause eingesperrt gewesen, haben unser Los aber geduldig ertragen. Auch, weil wir gesund geblieben sind. Zudem hatten wir die Möglichkeit, auf dem Hometrainer in Form zu bleiben – vor allem Pauline hat das wahrgenommen.
Julien Absalon: Da ich das Team schon seit Beginn an von meinem Wohnsitz im Süden Frankreichs aus leite, war die wesentliche Veränderung infolge des Corona-Virus, dass wir plötzlich ohne Wettbewerbe waren. Viele Rennveranstaltungen waren ja erst einmal für einige Monate ausgesetzt.
Filippo, wann hast du deine Teamkollegen eigentlich das letzte Mal gesehen?
Filippo Colombo: Wir hatten zwei Wochen zusammen als Team in Südafrika, bei denen wir sehr gut zusammen funktioniert haben. Nun haben wir uns seit Ende Februar nicht mehr gesehen.
Julien, wie hast du es in den vergangenen Monaten geschafft, mit den Erwartungen von Sponsoren und Partnern umzugehen? Das war sicher nicht immer einfach.
Nein, diese Saison ist bedingt durch die Covid-19-Pandemie völlig verrückt. Bei einer Rennabsage checken wir den Kalender und gucken, was für Rennoptionen wir haben. Derzeit können wir erst recht spät sagen, ob ein Rennen final stattfindet. Events auf internationalem Niveau sind schwierig und eine echte Herausforderung, sich überhaupt darauf vorzubereiten. Als Teamleiter muss man die Sponsoren beruhigen können und versuchen, ihnen jenseits von Rennevents Sichtbarkeit zu verschaffen.
Dann war deine Rolle als Teammanager also besonders anspruchsvoll…
Klar, für mich als Teammanager ist es derzeit schwierig, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es für alle Fahrer schrecklich sein muss. Sie trainieren, ohne zu wissen, ob sie viele der Rennen überhaupt fahren können. Aber fährst du keine Rennen, ist es schwieriger, motiviert zu bleiben. So geht das nun schon über drei Monate. Aber mal sehen, wir werden wohl bald einige Rennen fahren. Dann zeigt sich, wer mental am fittesten ist. Vor allem mental ist es 2020 für die Athleten sehr hart.
Wie sah dein Leben respektive das deiner Partnerin, XC-Weltcup-Star Pauline Ferrand-Prévot, während der strikten Lockdown-Phase in Frankreich aus?
Wir sind, wie alle Franzosen, über mehr als acht Wochen quasi zu Hause eingesperrt gewesen, haben unser Los aber geduldig ertragen. Auch, weil wir gesund geblieben sind. Zudem hatten wir die Möglichkeit, auf dem Hometrainer in Form zu bleiben – vor allem Pauline hat das wahrgenommen.
Remy Vroonen
Was man sich als junger Fahrer von Teamchef Absalon abschauen kann? «Die Streckenbesichtigung mit Julien ist sehr gut», sagt Filippo Colombo.
«Wir versuchen jetzt,
möglichst viele Rennen zu fahren,
um zu wissen, wo man steht, und um
wieder Renntempo zu fahren.»
möglichst viele Rennen zu fahren,
um zu wissen, wo man steht, und um
wieder Renntempo zu fahren.»
Filippo Colombo
Filippo, wie hast du die Lockdown-Phase in der Schweiz erlebt? Auch du konntest ja zeitweise nur eingeschränkt trainieren?
Ja, vor allem am Anfang war die Situation verzwickt, da man nicht wusste, wie lange das alles andauern wird. Aber zumindest nach etwa einem Monat konnten wir nicht mehr nur allein trainieren. Für uns war das eine gute Motivation. Ich versuchte, mehr Spass auf dem Rad zu haben, und habe häufiger in die Strava-Bestenlisten geschaut, um mir ab und an einen KOM (King of mountain, die Redaktion) zu holen (lacht). Ich hatte Lust, zu biken, und hab‘ mir bewusst gemacht, wie schön es ist. Denn normalerweise können wir unsere Zeit auf dem Velo nicht unbedingt geniessen. Das war in der Lockdown-Phase anders. Zumindest draussen konnte ich immer trainieren. Ich bin viel mit Strassenfahrern gefahren, die bergauf einfach sehr stark sind. So habe ich die Corona-Phase durchaus auch sehr genossen.
Was rechnest du dir für die verspätete, sehr kompakte Rennsaison aus? Auf was legst du deinen Fokus?
Das ist aktuell schwierig zu sagen, man wird das bei den Rennen sehen. Ich würde sagen, dass ich insgesamt stärker bin. Für meine Zeiteinteilung waren die Corona-Wochen besser, weil ich flexibler war und mehr Zeit an der Uni Lugano verbracht habe. Trotzdem konnte sogar ich etwas mehr trainieren als sonst. Zu Saisonbeginn lief es gut, ich hatte das Gefühl, deutlich schneller als einige andere zu sein. Ich arbeite noch härter als im Vorjahr, mache Fortschritte. Für die WM in Leogang will ich mich natürlich qualifizieren – das ist mein grosses Saisonziel! Wir versuchen jetzt, möglichst viele Rennen zu fahren. Die braucht man jetzt auch, um zu wissen, wo man steht, und um wieder Renntempo zu fahren.
Ja, vor allem am Anfang war die Situation verzwickt, da man nicht wusste, wie lange das alles andauern wird. Aber zumindest nach etwa einem Monat konnten wir nicht mehr nur allein trainieren. Für uns war das eine gute Motivation. Ich versuchte, mehr Spass auf dem Rad zu haben, und habe häufiger in die Strava-Bestenlisten geschaut, um mir ab und an einen KOM (King of mountain, die Redaktion) zu holen (lacht). Ich hatte Lust, zu biken, und hab‘ mir bewusst gemacht, wie schön es ist. Denn normalerweise können wir unsere Zeit auf dem Velo nicht unbedingt geniessen. Das war in der Lockdown-Phase anders. Zumindest draussen konnte ich immer trainieren. Ich bin viel mit Strassenfahrern gefahren, die bergauf einfach sehr stark sind. So habe ich die Corona-Phase durchaus auch sehr genossen.
Was rechnest du dir für die verspätete, sehr kompakte Rennsaison aus? Auf was legst du deinen Fokus?
Das ist aktuell schwierig zu sagen, man wird das bei den Rennen sehen. Ich würde sagen, dass ich insgesamt stärker bin. Für meine Zeiteinteilung waren die Corona-Wochen besser, weil ich flexibler war und mehr Zeit an der Uni Lugano verbracht habe. Trotzdem konnte sogar ich etwas mehr trainieren als sonst. Zu Saisonbeginn lief es gut, ich hatte das Gefühl, deutlich schneller als einige andere zu sein. Ich arbeite noch härter als im Vorjahr, mache Fortschritte. Für die WM in Leogang will ich mich natürlich qualifizieren – das ist mein grosses Saisonziel! Wir versuchen jetzt, möglichst viele Rennen zu fahren. Die braucht man jetzt auch, um zu wissen, wo man steht, und um wieder Renntempo zu fahren.
Hoshi Yoshida
Essenzielle Erfolgszutaten à la Julien Absalon: Kampfgeist und volle Renn-hingabe. Nicht umsonst ist der Franzose zumindest bisher ungeschlagener XC-Worldcup-Rekordsieger.
Julien, gibt’s einen besonderen Trick, als Racer in dieser Situation motiviert zu bleiben?
(lacht) Der Schlüssel zur besten Motivation, also? Hmm, schwierig (lacht). Wir hoffen jetzt sehr auf ein paar gute Rennen und die Fahrer konzentrieren sich jetzt auf die nationalen Meisterschaften, wie die französische, Ende August. Danach sehen wir, ob wir im Herbst wirklich internationale Rennen fahren.
Wie stark unterscheidet sich denn deine Rolle als Teammanager von der des Fahrers?
Schon sehr stark, ich lerne immer wieder neu! Ich bin immer noch Teil des Teams, nur auf der anderen Seite des Streckenbands. Als XC-Rennfahrer war ich strikt auf mich und meine Leistung fokussiert. Nun kümmere ich mich um alles Organisatorische und jeden im Team. Als Teammanager ist es schwerer: Als Sportler war ich oft unter den Besten, jetzt muss ich vieles erst lernen. Das Teamgeschehen spielt sich nicht nur auf dem Rennkurs, sondern auch am Computer ab. Ich bleibe mit Teampartnern in Kontakt, koordiniere im Hintergrund. Es ist ein toller Teil des Jobs, auf den Rennstrecken zu sein; es macht mich glücklich. Insbesondere, wenn die Rennen gut für unsere Fahrer laufen.
Bleibt dir als Teammanager mehr Zeit zum ungezwungenen Biken?
Ich muss schon trainieren, um mein Körpergewicht zu halten und effizient zu sein. Ich fahre und trainiere aus Spass, weil ich das brauche und liebe. Ohne Trainingsplan, einfach, wann ich und womit ich will. Wenn ich Lust habe, mit dem E-MTB loszuziehen, mach ich das, oder ich dreh eine Runde mit Pauline.
Fahrtechnisch verfügen heutige XC-Racer über verblüffende Fähigkeiten. Lernen deine vier jungen Teamfahrer noch von dir?
Nun, manchmal erkläre ich ihnen, dass man als guter Fahrer schnell sein muss, es im Rennen aber noch wichtiger ist, schnell und sicher unterwegs zu sein. Und, dass in manchen Situationen eine bestimmte Linie letztlich schneller als eine andere ist, weil sie dir weniger Energie raubt, die du im Rennen wieder nutzen kannst. Das erkläre ich insbesondere den U23-Fahrern, weil sie die Downhills immer mit 100 Prozent fahren (lacht). Immer 100 Prozent zu fahren, ist aber nicht die beste Option, du musst dich schliesslich immer wieder erholen. Wenn du das schaffst, kannst du am nächsten Anstieg umso härter pushen. Es geht darum, ein Rennen taktisch zu fahren.
(lacht) Der Schlüssel zur besten Motivation, also? Hmm, schwierig (lacht). Wir hoffen jetzt sehr auf ein paar gute Rennen und die Fahrer konzentrieren sich jetzt auf die nationalen Meisterschaften, wie die französische, Ende August. Danach sehen wir, ob wir im Herbst wirklich internationale Rennen fahren.
Wie stark unterscheidet sich denn deine Rolle als Teammanager von der des Fahrers?
Schon sehr stark, ich lerne immer wieder neu! Ich bin immer noch Teil des Teams, nur auf der anderen Seite des Streckenbands. Als XC-Rennfahrer war ich strikt auf mich und meine Leistung fokussiert. Nun kümmere ich mich um alles Organisatorische und jeden im Team. Als Teammanager ist es schwerer: Als Sportler war ich oft unter den Besten, jetzt muss ich vieles erst lernen. Das Teamgeschehen spielt sich nicht nur auf dem Rennkurs, sondern auch am Computer ab. Ich bleibe mit Teampartnern in Kontakt, koordiniere im Hintergrund. Es ist ein toller Teil des Jobs, auf den Rennstrecken zu sein; es macht mich glücklich. Insbesondere, wenn die Rennen gut für unsere Fahrer laufen.
Bleibt dir als Teammanager mehr Zeit zum ungezwungenen Biken?
Ich muss schon trainieren, um mein Körpergewicht zu halten und effizient zu sein. Ich fahre und trainiere aus Spass, weil ich das brauche und liebe. Ohne Trainingsplan, einfach, wann ich und womit ich will. Wenn ich Lust habe, mit dem E-MTB loszuziehen, mach ich das, oder ich dreh eine Runde mit Pauline.
Fahrtechnisch verfügen heutige XC-Racer über verblüffende Fähigkeiten. Lernen deine vier jungen Teamfahrer noch von dir?
Nun, manchmal erkläre ich ihnen, dass man als guter Fahrer schnell sein muss, es im Rennen aber noch wichtiger ist, schnell und sicher unterwegs zu sein. Und, dass in manchen Situationen eine bestimmte Linie letztlich schneller als eine andere ist, weil sie dir weniger Energie raubt, die du im Rennen wieder nutzen kannst. Das erkläre ich insbesondere den U23-Fahrern, weil sie die Downhills immer mit 100 Prozent fahren (lacht). Immer 100 Prozent zu fahren, ist aber nicht die beste Option, du musst dich schliesslich immer wieder erholen. Wenn du das schaffst, kannst du am nächsten Anstieg umso härter pushen. Es geht darum, ein Rennen taktisch zu fahren.
«Ich habe versucht, mehr Spass auf dem Rad zu haben, und häufiger in die Strava-Bestenlisten geschaut, um mir ab und an einen KOM zu holen.»
Filippo Colombo
Hoshi Yoshida
Filippo, was nimmst du beispielsweise als jüngerer Fahrer von Julien mit?
Die Streckenbesichtigung etwa ist mit Julien sehr gut – das ist immer ein Spass bei den Rennen.
Heutige XC-Rennkurse sind technisch sehr anspruchsvoll. Fährst du regelmässig schwierige Downhills, um dich für diese zu wappnen?
Die Fahrtechnik ist sehr wichtig. Leider habe ich nicht immer die Chance, mit jemandem auf meinem Level Fahrtechnik zu trainieren, aber zweimal die Woche steht das definitiv auf dem Plan. Ansonsten verliert man im Rennen bergab zu viel Zeit.
Julien, wie ist das Training als XC-Fahrer heutzutage gewichtet? 50 Prozent Ausdauer- und 50 Prozent Fahrtechniktraining?
Das hängt vom Fahrer und der Jahreszeit ab. Zu Jahresanfang trainieren die Jungs überwiegend Ausdauer, später fahren sie verstärkt Mountainbike, dann liegt der Fokus auch mehr auf dem Fahrtechniktraining. Auf jeden Fall muss man als XC-Rennfahrer mehr Zeit in sein Fahrtechniktraining investieren als früher – die XC-Weltcup-Rennen sind viel technischer geworden. Früher war es möglich, 60 Prozent auf dem Rennvelo und 40 Prozent auf dem Bike zu trainieren – jetzt ist´s umgekehrt. Die meisten Sportler trainieren heute überwiegend auf dem Bike, weil die Trainingsansprüche so spezifisch geworden sind.
Wenn du den heutigen XC-Wettbewerb mit dem deiner Anfangszeit als Profi vergleichst: Ist die Leistungsdichte heute noch heftiger?
Definitiv. Sieht man sich die vergangenen zwei bis drei Jahre an, waren zwei Fahrer vor allen anderen: Nino Schurter und Mathieu van der Poel. Das übrige Podium ist meist ziemlich offen, etwa zehn bis 15 Fahrer können aufs Podium fahren. Das macht es spannend!
Das setzt eine perfekte Vorbereitung seitens der Fahrer voraus?
Absolut. Zumal die Zeitabstände zwischen allen Athleten denkbar gering sind. Ob sie entscheidend gewinnen oder verlieren, hängt oft nur von 20 oder 30 Sekunden ab – damit kann das Resultat schon total anders aussehen. Man kann als Führender im Rennen recht schnell zehn Positionen verlieren – und umgekehrt durchaus zehn Plätze gut machen.
Die Streckenbesichtigung etwa ist mit Julien sehr gut – das ist immer ein Spass bei den Rennen.
Heutige XC-Rennkurse sind technisch sehr anspruchsvoll. Fährst du regelmässig schwierige Downhills, um dich für diese zu wappnen?
Die Fahrtechnik ist sehr wichtig. Leider habe ich nicht immer die Chance, mit jemandem auf meinem Level Fahrtechnik zu trainieren, aber zweimal die Woche steht das definitiv auf dem Plan. Ansonsten verliert man im Rennen bergab zu viel Zeit.
Julien, wie ist das Training als XC-Fahrer heutzutage gewichtet? 50 Prozent Ausdauer- und 50 Prozent Fahrtechniktraining?
Das hängt vom Fahrer und der Jahreszeit ab. Zu Jahresanfang trainieren die Jungs überwiegend Ausdauer, später fahren sie verstärkt Mountainbike, dann liegt der Fokus auch mehr auf dem Fahrtechniktraining. Auf jeden Fall muss man als XC-Rennfahrer mehr Zeit in sein Fahrtechniktraining investieren als früher – die XC-Weltcup-Rennen sind viel technischer geworden. Früher war es möglich, 60 Prozent auf dem Rennvelo und 40 Prozent auf dem Bike zu trainieren – jetzt ist´s umgekehrt. Die meisten Sportler trainieren heute überwiegend auf dem Bike, weil die Trainingsansprüche so spezifisch geworden sind.
Wenn du den heutigen XC-Wettbewerb mit dem deiner Anfangszeit als Profi vergleichst: Ist die Leistungsdichte heute noch heftiger?
Definitiv. Sieht man sich die vergangenen zwei bis drei Jahre an, waren zwei Fahrer vor allen anderen: Nino Schurter und Mathieu van der Poel. Das übrige Podium ist meist ziemlich offen, etwa zehn bis 15 Fahrer können aufs Podium fahren. Das macht es spannend!
Das setzt eine perfekte Vorbereitung seitens der Fahrer voraus?
Absolut. Zumal die Zeitabstände zwischen allen Athleten denkbar gering sind. Ob sie entscheidend gewinnen oder verlieren, hängt oft nur von 20 oder 30 Sekunden ab – damit kann das Resultat schon total anders aussehen. Man kann als Führender im Rennen recht schnell zehn Positionen verlieren – und umgekehrt durchaus zehn Plätze gut machen.
Craig Kolesky
Vorausschauender Blick, geduckte Körperhaltung, satter Druck auf dem Vorderrad – Julien Absalon weiss, wie man möglichst viel Tempo aus Kurven mitnimmt.
Craig Kolesky
Der Schweizer Filippo Colombo, 2019 XCO-Vizeweltmeister in der U23-Klasse, zählt zur neuen Fahrergeneration, die auch bergab auf Topniveau glänzt.
Filippo, bereitest du dich gezielt auf einzelne Weltcup-Rennen oder die Abfahrten vor?
Auf die Downhills nicht so wirklich; wir wissen ja nicht, wie das dieses Jahr wird, welche Rennen wir final fahren. Ich checke gern, wie lange die Uphills bei einem Race sind, um in dieser Zeit entsprechende Anstiege im Training zu simulieren.
Wie schafft ihr es als Fahrer, eure Racebikes immer perfekt auf die unterschiedlichen Rennkurse abzustimmen?
Wir haben die Möglichkeit, den Vorort-Rennservice von SR Suntour bei jedem Weltcuprennen zu nutzen. Ein Grund-Set-up auf dem Trainingsbike haben wir erarbeitet, aber auf dem Racebike tunen wir das natürlich, wie den Reifendruck, noch vor Ort für den jeweiligen Kurs.
Du warst ja schon als Teamfahrer im ehemaligen BMC Racing Team auf dem Fourstroke erfolgreich, hast das Bike ausdrücklich gelobt. War es dir für deine Teamwahl 2020 wichtig, welches Velo du fährst?
Das war schon so, ja. Ich hatte Ende 2019 gute Möglichkeiten, für andere Teams zu fahren, wollte aber sehr gern bei BMC bleiben, weil ich das Bike als sehr gut empfinde und das wichtig ist. Als das Angebot von Julien und BMC kam, hab ich mich gleich dafür entschieden.
Bist du in die Entwicklung der Bikes involviert?
Ich persönlich nicht, aber wir geben als Fahrer unsere Rückmeldung zu den Bikes. Das Fourstroke-Racefully ist meiner Meinung eines der besten XC-Rennvelos und absolut siegfähig. Für die modernen Weltcup-Strecken ist das Fourstroke ein top Allrounder und deswegen unser Bike der Wahl. In Albstadt könnte aber auch das Hardtail eine Option sein.
Auf die Downhills nicht so wirklich; wir wissen ja nicht, wie das dieses Jahr wird, welche Rennen wir final fahren. Ich checke gern, wie lange die Uphills bei einem Race sind, um in dieser Zeit entsprechende Anstiege im Training zu simulieren.
Wie schafft ihr es als Fahrer, eure Racebikes immer perfekt auf die unterschiedlichen Rennkurse abzustimmen?
Wir haben die Möglichkeit, den Vorort-Rennservice von SR Suntour bei jedem Weltcuprennen zu nutzen. Ein Grund-Set-up auf dem Trainingsbike haben wir erarbeitet, aber auf dem Racebike tunen wir das natürlich, wie den Reifendruck, noch vor Ort für den jeweiligen Kurs.
Du warst ja schon als Teamfahrer im ehemaligen BMC Racing Team auf dem Fourstroke erfolgreich, hast das Bike ausdrücklich gelobt. War es dir für deine Teamwahl 2020 wichtig, welches Velo du fährst?
Das war schon so, ja. Ich hatte Ende 2019 gute Möglichkeiten, für andere Teams zu fahren, wollte aber sehr gern bei BMC bleiben, weil ich das Bike als sehr gut empfinde und das wichtig ist. Als das Angebot von Julien und BMC kam, hab ich mich gleich dafür entschieden.
Bist du in die Entwicklung der Bikes involviert?
Ich persönlich nicht, aber wir geben als Fahrer unsere Rückmeldung zu den Bikes. Das Fourstroke-Racefully ist meiner Meinung eines der besten XC-Rennvelos und absolut siegfähig. Für die modernen Weltcup-Strecken ist das Fourstroke ein top Allrounder und deswegen unser Bike der Wahl. In Albstadt könnte aber auch das Hardtail eine Option sein.
«Das Rennfahrersein vermissen?
Nein, alles hat seine Zeit und ich habe unglaublichen Spass dabei, meine Teamfahrer zu begleiten.»
Nein, alles hat seine Zeit und ich habe unglaublichen Spass dabei, meine Teamfahrer zu begleiten.»
Julien Absalon
Hoshi Yoshida
Julien, du bist deutlich älter als deine vier Teamfahrer. Wie gestaltet sich da die Atmosphäre? Helfen sie dir, in deiner Position locker zu bleiben?
Ja, schon. Ich denke, wir helfen einander und jeder lernt vom anderen. Es war zudem immer wichtig, eine gute, positive Atmosphäre im Team zu schaffen, und als ich mich dazu entschieden habe, mit den jetzigen vier Fahrern zusammenzuarbeiten, fiel die Wahl natürlich aufgrund ihrer Ergebnisse auf sie – aber auch aufgrund ihrer Persönlichkeit. Sie sind sowohl auf als auch neben dem Bike feine Kerle.
Ist es für ein Profi-Rennteam essenziell, eine «Gentlemen»-Zone zu sein?
Richtig. Auch deshalb, weil wir als Team während der Saison – die momentan nicht normal stattfinden kann – viele Tage zusammen auf den Rennen verbringen. Nicht nur die Fahrer und ich, sondern unser komplettes, zehnköpfiges Team. Eine Gruppe, für die eine gute Atmosphäre untereinander genauso wichtig ist wie für die Sportler. Wenn du den ganzen Tag mit deinen Teammitgliedern verbringst und du vom Kopf her locker bist, bringst du bessere Leistungen.
Ja, schon. Ich denke, wir helfen einander und jeder lernt vom anderen. Es war zudem immer wichtig, eine gute, positive Atmosphäre im Team zu schaffen, und als ich mich dazu entschieden habe, mit den jetzigen vier Fahrern zusammenzuarbeiten, fiel die Wahl natürlich aufgrund ihrer Ergebnisse auf sie – aber auch aufgrund ihrer Persönlichkeit. Sie sind sowohl auf als auch neben dem Bike feine Kerle.
Ist es für ein Profi-Rennteam essenziell, eine «Gentlemen»-Zone zu sein?
Richtig. Auch deshalb, weil wir als Team während der Saison – die momentan nicht normal stattfinden kann – viele Tage zusammen auf den Rennen verbringen. Nicht nur die Fahrer und ich, sondern unser komplettes, zehnköpfiges Team. Eine Gruppe, für die eine gute Atmosphäre untereinander genauso wichtig ist wie für die Sportler. Wenn du den ganzen Tag mit deinen Teammitgliedern verbringst und du vom Kopf her locker bist, bringst du bessere Leistungen.
Paul Foulonneau
Infolge der Corona-Pandemie und etlichen Rennabsagen hatte Filippo Colombo (v.) bisher kaum Möglichkeiten, sich mit der Konkurrenz zu messen. Während des Lockdowns trainierte der Tessiner mit Strassenfahrern.
Schnelles Quartett: Absolute Absalon
Die beiden französischen XCO-Fahrer in der Elite-Klasse, Jordan Sarrou und Titouan Carod formieren gemeinsam mit U23-Racer Mathis Azzaro (Frankreich) und dem Schweizer Filippo Colombo (22) 2020 das Cross-Country-Profiteam Absolute Absalon. Nomen est omen, hat es der Doppel-Olympiasieger und fünffache Weltmeister im Mountainbike-XCO, Julien Absalon (39), 2018 als Teammanager mit dem Ziel gegründet, aufstrebende Fahrer im XC-Sport unter seiner Leitung zu fördern und sie so an die internationale Spitze heranzuführen. Neben der professionellen Teamstruktur soll dabei auch Absalons grosser Erfahrungsschatz aus der eigenen, 20-jährigen Karriere helfen. Als Inspirationsquell dienende Erfolge bietet die Vita Absalon zuhauf. Zusätzlich zu obigen Siegen gewann Absalon sieben Mal den XCO-Gesamtweltcup, zudem wurde der Franzose (privat mit der mehrfachen Radsport-Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot liiert) mehrfacher französischer Meister im XCO.
Die Equipe Absolute Absalon ersetzt seit Jahresanfang das dank zahlreicher internationaler Siege prominent gewordene BMC Racing Team. Die Kooperation zwischen BMC und Absalons Team ist eng. Zusammen arbeitet man auch an neuen Bikes. Im Zuge der Teamerweiterung holte Teamleiter und Mentor Absalon 2020 die vormaligen BMC-Teamfahrer Filippo Colombo und Titouan Carod in sein Team. Colombo setzte 2019 mit seinem ersten Weltcupsieg in der U23-Klasse im deutschen Albstadt sowie Silber bei der U23-WM in Mont Saint-Anne (Kanada) ein Ausrufezeichen – vor seinem diesjährigen Wechsel in die Elite-Klasse.
Die Equipe Absolute Absalon ersetzt seit Jahresanfang das dank zahlreicher internationaler Siege prominent gewordene BMC Racing Team. Die Kooperation zwischen BMC und Absalons Team ist eng. Zusammen arbeitet man auch an neuen Bikes. Im Zuge der Teamerweiterung holte Teamleiter und Mentor Absalon 2020 die vormaligen BMC-Teamfahrer Filippo Colombo und Titouan Carod in sein Team. Colombo setzte 2019 mit seinem ersten Weltcupsieg in der U23-Klasse im deutschen Albstadt sowie Silber bei der U23-WM in Mont Saint-Anne (Kanada) ein Ausrufezeichen – vor seinem diesjährigen Wechsel in die Elite-Klasse.
Pfeilschnelles 29“-XC-Racefully: BMC Fourstroke 01
Mit luftigen 10 Kilo tänzelt der exklusive Rennaufbau des für 2020 neu entwickelten 29er-Racefullys Fourstroke 01 leichtfüssig über fiese Rennkurse. Das voll austrainierte Fundament des Arbeitsgeräts von Absolute-Absalon-Teamfahrer Filippo Colombo bildet das noble 2,65-Kilo-Carbonchassis. Verblüffend leicht, zumal sich das Gewicht inklusive Vorbau und der konsequent integrierten, leichten BMC-Variostütze mit 90 mm Absenkung versteht. Dabei ist Colombo mit dem gleichen Rahmen unterwegs, der in den drei Fourstroke-01-Serienmodellen Verwendung findet. Wie der Normalfahrer am Fourstroke 01 One, schalten auch Colombo & Co. an ihren Racebikes blitzschnell per Sram-12-fach-Funkschaltung.
Während der auf hohe Antriebseffizienz getrimmte VPP-Hinterbau wie in der Serie 100 mm Federweg liefert, arbeiten an der Suntour-Gabel des Colombo-Racebikes 110 mm. Am Fourstroke 01 mit progressiver XC-Geometrie fährt Filippo Colombo einen 90-mm-Vorbau mit -20°-Neigung, um trotz der durch die 29er bedingten höheren Front ein tiefes Lenkerniveau für noch mehr Druck bergauf erreichen. Die Material-Zukunft im Weltcup? «Wir werden verstärkt Elektronik am Bike sehen, etwa an der Federung. Ein Projekt, an dem wir mit SR Suntour schon arbeiten», verrät Julien Absalon.
Während der auf hohe Antriebseffizienz getrimmte VPP-Hinterbau wie in der Serie 100 mm Federweg liefert, arbeiten an der Suntour-Gabel des Colombo-Racebikes 110 mm. Am Fourstroke 01 mit progressiver XC-Geometrie fährt Filippo Colombo einen 90-mm-Vorbau mit -20°-Neigung, um trotz der durch die 29er bedingten höheren Front ein tiefes Lenkerniveau für noch mehr Druck bergauf erreichen. Die Material-Zukunft im Weltcup? «Wir werden verstärkt Elektronik am Bike sehen, etwa an der Federung. Ein Projekt, an dem wir mit SR Suntour schon arbeiten», verrät Julien Absalon.
Arbeitsgerät von Absolute-Absalon-Teamfahrer Filippo Colombo: das für 2020 neu entwickelte 29er-Racefully Fourstroke 01
Starkes Team: 2018 gründete Julien Absalon das Cross-Country-Profiteam Absolute Absalon. Sein Ziel: talentierte Fahrer im XC-Sport an die internationale Spitze führen.