Sie bekommen kein Geld, doch ohne ihren Einsatz wären wir um einiges ärmer: die zahlreichen Ehrenamtlichen. Sie trainieren den Nachwuchs, bringen Geflüchtete aufs Velo, machen sich für ein legales Trailangebot stark. Während sie selbst im Hintergrund bleiben, profitieren viele von ihrem Engagement. Vier Menschen erzählen, wofür sie sich einsetzen und was sie dabei antreibt.
Angefangen hat alles im Schweizer Alpenclub. «Wie’s halt so geht, wenn man nicht aufs Maul sitzen kann», sagt René Schenker. «Da wird man schnell mal in den Vorstand integriert.» René ist aber keiner, der bloss redet, sondern auch macht: Da er selbst häufig in den Bergen ist, absolviert er die Ausbildung zum Tourenleiter. Rund 35 Jahre ist das her. Schon damals wird heiss diskutiert: Alpen, Alpenclub und Mountainbiken – passt das zusammen? René beschliesst, sich selbst ein Urteil zu bilden: «Jetzt gehen wir einfach mal Bergsteigen mit dem Bike», ordnet er an. Für ihn war das der Grundstein zum Mountainbiken und eine Rückkehr zum Ursprung. In seiner Jugend, als noch niemand von Mountainbikes sprach, fuhr René Rennvelo – doch war es weniger die Strasse, die ihn reizte, als das Gelände und das Radquer.
RENÉ SCHENKER
LEITER & MITBEGRÜNDER VON «TRAILNET NORDWESTSCHWEIZ»
IN SHORT
ALTER & WOHNORT
69, Itingen
BERUF
ehemals Eidg. Dipl. Sanitärinstallateur
DREI WÖRTER, DIE DU MIT MOUNTAINBIKEN VERBINDEST
Natur, Erholung, Abenteuer
LIEBLINGS-BIKESPOT
meine Hometrails, Alta Rezia
BESTE ART, ABZUSCHALTEN
auf Ski oder mit den Grosskindern unterwegs
AUF DAS KANN ICH SCHWER VERZICHTEN
ein gutes Stück Fleisch
DAFÜR HABE ICH WENIG VERSTÄNDNIS
intolerante Menschen, Nörgler
LEBENSMOTTO
Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.
69, Itingen
BERUF
ehemals Eidg. Dipl. Sanitärinstallateur
DREI WÖRTER, DIE DU MIT MOUNTAINBIKEN VERBINDEST
Natur, Erholung, Abenteuer
LIEBLINGS-BIKESPOT
meine Hometrails, Alta Rezia
BESTE ART, ABZUSCHALTEN
auf Ski oder mit den Grosskindern unterwegs
AUF DAS KANN ICH SCHWER VERZICHTEN
ein gutes Stück Fleisch
DAFÜR HABE ICH WENIG VERSTÄNDNIS
intolerante Menschen, Nörgler
LEBENSMOTTO
Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.
NUR KEINE LANGEWEILE
Fünfzehn Jahre ist René im Vorstand der SAC Sektion Basel-Land aktiv, bis er mit 50 beschliesst, sich etwas zurückzuziehen und Verantwortung abzugeben. «Allerdings wurde mir da schnell ein wenig langweilig», erzählt er mit einem Schmunzeln. Also tritt er dem Veloclub Reinach bei – und das Geschehen nimmt seinen Lauf: Schon in seinem zweiten Jahr im Club übernimmt er die Organisation der Rennstrecke des MTB Events. Das Event wächst schnell, nimmt Dimensionen an, die den Umzug auf ein neues Gelände erfordern. Es wird in Muttenz gefunden. Allerdings muss die Rennstrecke jedes Jahr nach dem Rennen geschlossen und im Jahr darauf wieder freigelegt werden. Ebenso wollen jedes Jahr aufs Neue die notwendigen Bewilligungen eingeholt sein. Ein umständliches Prozedere. «Ich habe dann vorgeschlagen, eine permanente Strecke einzurichten», berichtet René. Und so sei er dann «da reingerutscht».
Fünfzehn Jahre ist René im Vorstand der SAC Sektion Basel-Land aktiv, bis er mit 50 beschliesst, sich etwas zurückzuziehen und Verantwortung abzugeben. «Allerdings wurde mir da schnell ein wenig langweilig», erzählt er mit einem Schmunzeln. Also tritt er dem Veloclub Reinach bei – und das Geschehen nimmt seinen Lauf: Schon in seinem zweiten Jahr im Club übernimmt er die Organisation der Rennstrecke des MTB Events. Das Event wächst schnell, nimmt Dimensionen an, die den Umzug auf ein neues Gelände erfordern. Es wird in Muttenz gefunden. Allerdings muss die Rennstrecke jedes Jahr nach dem Rennen geschlossen und im Jahr darauf wieder freigelegt werden. Ebenso wollen jedes Jahr aufs Neue die notwendigen Bewilligungen eingeholt sein. Ein umständliches Prozedere. «Ich habe dann vorgeschlagen, eine permanente Strecke einzurichten», berichtet René. Und so sei er dann «da reingerutscht».
Am Gempen entsteht das erste Teilstück, das 2012 offiziell eröffnet wird. Schnell steht eine Vereinsgründung im Raum. Nach dem Vorbild von «Trailnet Bern», dem Verein, der drei Jahre früher zur Legalisierung des Gurten-Trails ins Leben gerufen wurde, gründet René «Trailnet Nordwestschweiz». «Mein Sohn hat damals eine Weiterbildung in Bern gemacht und war fast täglich am Gurten. Er hat mich auf das Modell aufmerksam gemacht», berichtet René. Heute besteht Trailnet Schweiz aus vier weitgehend unabhängig agierenden Regionen und einem Zentralvorstand. Ihr Ziel: attraktive, legale und nachhaltige Mountainbike-Angebote voranzubringen. «Angefangen habe ich als One-Man-Show», sagt René. Aber er findet sehr schnell Mitstreiter. «Mir war es immer besonders wichtig, die Jungen zu beteiligen, die zuvor wild im Wald gebaut haben.» Das ist es auch, was ihn bei seiner ehrenamtlichen Arbeit am stärksten motiviert: die Jugend zum Sport zu bringen und sie dafür zu begeistern, selbst aktiv zu werden. «Ich habe damals einige Jugendliche kennengelernt, die irgendwo illegal bauten. Mittlerweile sind sie Streckenchefs bei Trailnet.» Darauf ist er stolz. Auch weil er weiss, dass sie das, was er angestossen hat, fortführen und weiterentwickeln werden. «Ich gehöre nicht zu denen, die behaupten, die Jugend von heute mache nichts mehr. Im Gegenteil: Ich bin überzeugt, dass es sehr viele junge Menschen gibt, die wertvolle Arbeit leisten. Aber man muss sie auch machen lassen!» Das wiederum ist aus seiner Sicht ein Problem der älteren Generation.
Oftmals bleibt die Zeit, um selbst aufs Bike zu steigen, auf der Strecke. Umso schöner ist es, dann einen Trail fahren zu können, dessen Entstehung man selbst angestossen hat.
«ICH BIN ÜBERZEUGT, DASS SEHR VIELE JUNGE MENSCHEN EINE GANZ TOLLE ARBEIT MACHEN. ABER MAN MUSS SIE AUCH MACHEN LASSEN!»
DEM BIKER EIN GESICHT GEBEN
Insgesamt sei der Sport auf einem guten Weg zu mehr Ansehen in der Gesellschaft, findet er. Allerdings käme er jetzt auch in Dimensionen, wo eben nicht mehr alles ehrenamtlich stemmbar sei und es auch mehr finanzielle Möglichkeiten bräuchte. «Wir müssen uns stärker professionalisieren. Wir müssen es irgendwie schaffen, die unterschiedlichen Spielarten des Mountainbikens zu vereinen: Dieses Gegeneinander der Disziplinen, oder von E-Biker und Bio-Biker, das habe ich nie verstanden.» René ist heute selbst auf dem E-Bike unterwegs. «Was gibt es Schöneres, als mit Leuten allen Alters unterwegs zu sein?», fragt er. «Das hält mich jung!»
Gleichzeitig müssten gute Konzepte entwickelt werden, um Brennpunkträume zu entlasten. Abgesehen von der Arbeit an den Strecken ist daher auch viel Kommunikation und Lobbyarbeit gefragt. «Man muss dem Biker ein Gesicht geben!», lautet Renés Credo. «Sobald man persönlich miteinander redet, lösen sich die Knoten. Vorher bist du nur Teil einer undefinierten Masse, gegen die kann man wettern! Aber wenn es ein Gesicht gibt, sieht das plötzlich ganz anders aus.» Vielleicht ist er auch deshalb noch drei Jahre Gesicht im Vorstand der IMBA Schweiz gewesen. «Da bin ich jetzt zurückgetreten», sagt er. «Schon mal ein Posten weniger.» Aber er sei noch im Beirat, schiebt er hinterher.
Beruf, Privatleben und alle Ehrenämter zu verbinden, das ist nicht immer einfach. In der Vergangenheit kam ihm seine Tätigkeit im Aussendienst entgegen, da er sich die Zeit frei hatte einteilen können. Was so manche Nachtschicht nach sich zog – «mal fürs Geschäft, mal für den Verein». Die Zeit, um auch selbst auf das Mountainbike zu steigen, blieb da öfter auf der Strecke. «Immer musste noch irgendein Positionspapier fertig werden», erzählt er. Mittlerweile ist René im Ruhestand, nächstes Jahr wird er 70. Da will er dann auch im Verein etwas kürzertreten. Der Plan ist, wieder häufiger in die Pedale zu treten und Zeit mit der Familie zu verbringen. Wenn ihm dann nur nicht wieder ein bisschen langweilig wird …
Gleichzeitig müssten gute Konzepte entwickelt werden, um Brennpunkträume zu entlasten. Abgesehen von der Arbeit an den Strecken ist daher auch viel Kommunikation und Lobbyarbeit gefragt. «Man muss dem Biker ein Gesicht geben!», lautet Renés Credo. «Sobald man persönlich miteinander redet, lösen sich die Knoten. Vorher bist du nur Teil einer undefinierten Masse, gegen die kann man wettern! Aber wenn es ein Gesicht gibt, sieht das plötzlich ganz anders aus.» Vielleicht ist er auch deshalb noch drei Jahre Gesicht im Vorstand der IMBA Schweiz gewesen. «Da bin ich jetzt zurückgetreten», sagt er. «Schon mal ein Posten weniger.» Aber er sei noch im Beirat, schiebt er hinterher.
Beruf, Privatleben und alle Ehrenämter zu verbinden, das ist nicht immer einfach. In der Vergangenheit kam ihm seine Tätigkeit im Aussendienst entgegen, da er sich die Zeit frei hatte einteilen können. Was so manche Nachtschicht nach sich zog – «mal fürs Geschäft, mal für den Verein». Die Zeit, um auch selbst auf das Mountainbike zu steigen, blieb da öfter auf der Strecke. «Immer musste noch irgendein Positionspapier fertig werden», erzählt er. Mittlerweile ist René im Ruhestand, nächstes Jahr wird er 70. Da will er dann auch im Verein etwas kürzertreten. Der Plan ist, wieder häufiger in die Pedale zu treten und Zeit mit der Familie zu verbringen. Wenn ihm dann nur nicht wieder ein bisschen langweilig wird …