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Spielplatz der Superlative
- Mountainbiken im Wallis

Text: Anna Weiss | Foto: Valais/Wallis Promotion
07.07.2021

das ganz grosse panorama

Die mächtigsten Bergmassive der Alpen. Die grössten Höhenunterschiede. Die meisten Sonnenstunden der Schweiz. Und das wohl dichteste und abwechslungsreichste Trailnetz. Als wäre das Wallis nicht ohnehin schon der Kanton der Superlative, beherbergt es 2025 nun auch noch eine Weltmeisterschaft, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt: In gleich sieben Mountainbike-Disziplinen geht’s um das Regenbogentrikot. 1500 Athleten aus über 60 Ländern werden die velophile Region während des sportlichen Kräftemessens kennenlernen.
Was die Jury der UCI wohl überzeugt hat? 
in Kooperation mit Valais/Wallis Promotion

Die groben Fakten sind schnell dargelegt: Vom Furkapass bis zum Genfersee säumen gut 1600 Kilometer offizielle Mountainbike-Wege das Tal der Rhone und seine Seitentäler. Sechs Bikeparks. 16 Pumptracks. 70 Bikehotels. Neun Bikeschulen. 85 Swiss Cycling Guides. Etwa 100 Bergbahnen, die Biker transportieren. Dazu bringen die Walliser bisher so einige Erfahrung in bikespezifischen Events mit, wie dem Pass’Portes du Soleil, Enduro Helveti’Cup Zinal, Verbier E-Bike Festival, IXS Downhill Cup Bellwald oder auch die ersten Schweizer Enduro World Series Rennen samt Traillove Festival in Zermatt. Mittlerweile ist zwar erwiesen, dass kleinere Events zumeist einen nachhaltigeren und positiveren Einfluss auf eine Region haben und Grossveranstaltungen sind nicht immer unumstritten. Tatsache ist aber, dass so eine Weltmeisterschaft meist jede Menge ungeahnter Energie freisetzt – in Form von Ressourcen und in Form von Begeisterung. Der Mountainbike-Sport kann davon, ähnlich wie der Klettersport von Olympia, nur profitieren. Schon jetzt, vier Jahre vor dem Grossereignis, passiert in Sachen Mountainbike-Entwicklung im Wallis jede Menge. Was Mountainbiker in Zukunft wohl erwarten können?
Die schneebedeckten Gipfeln im Rücken: Im Lötschental geht's auch mal entspannt über breitere Wege.
Foto: Valais/Wallis Promotion/Pascal Gertschen
Spielplatz der Superlative   - Mountainbiken im Wallis
Die schneebedeckten Gipfeln im Rücken: Im Lötschental geht's auch mal entspannt über breitere Wege.

Über den Tellerrand hinaus

Einer, der es wissen muss, ist Jan Oggier. Seit 2015 analysiert, konzipiert und organisiert der 37-jährige Betriebsökonom im Wallis so einiges rund ums Mountainbike. Als Projektmanager bei BikePlan, einem bikespezifischen Raumplanungsbüro, hat er mit seinen Teamkollegen in den vergangenen Jahren Masterpläne für zwölf Walliser Regionen verfasst. «Da war schon viel Fleissarbeit dabei», erzählt der gebürtige Turtmänner im Webcall. Im Hintergrund sind topografische Planungsskizzen einer Destination an einer Pinnwand zu erkennen. Just als er beginnt über die aktuellen Mountainbike-Pläne im Wallis zu sprechen, verselbstständigt sich auf Jans Laptop das Patagonia-Video «Dirt Magic: Downieville», eine Dokumentation über die Transformation einer sterbenden kalifornischen Minenstadt hin zu einem Mountainbike-Mekka. Man ahnt schnell: Jan lebt nicht nur das Mountainbiken, sondern er blickt auch über den Schweizer Tellerrand hinaus.

«Schon seit 2015 hatten wir mit dem Projekt Bike Valais/Wallis die Vision, eine Mountainbike-Route durch den kompletten Kanton zu planen», erzählt er. Nach der Masterplanung von mehr als zehn Regionen durch das Planungsbüro stellte sich das Vorhaben jedoch recht schnell als nicht attraktiv heraus. «Der Ansatz des ‹The one which fits them all› ist einfach nicht mehr zeitgemäss», sagt er. Zu fragmentiert sei die Zielgruppe der Mountainbiker, zu unterschiedlich entsprechend ihre Bedürfnisse. Und: «Dazu kommen jeweils die Besonderheiten der einzelnen Walliser Regionen, die wir ja betonen und nicht etwa kaschieren wollen. Hätten wir nur eine Route durchs Wallis planen können, wäre eine 08/15-Strecke mit hohen Forst- und Flurstrassen-Anteilen herausgekommen.» Er grinst verschmitzt. «Zum Glück konnten wir die kantonalen Entscheidungsträger vom Mehrwert unterschiedlich ausgeprägter Routen überzeugen.»

Denn im Wallis  setzen Tourismus und Behörden auf ein zukunftsgerichtetes und qualitativ hochwertiges Bike-Angebot. So wurde bereits im Dezember 2016 eine kantonale Bike-Strategie verabschiedet. Mit dem Ziel, Mountainbikern qualitativ hochwertige und ausgeschilderte Routen anzubieten, die den Erwartungen des Marktes entsprechen. Sprich: attraktive Singletrails.
«Jedes Mal, wenn ich über den Furkapass ins Wallis fahre, kommt es mir vor, als hätte jemand die Berge plötzlich hochskaliert.» 

Jan Oggier

Jan Oggier ist Projektleiter beim bikespezifischen Planungsbüro BikePlan. Der gebürtige Walliser und sein Team analysieren seit geraumer Zeit das Bike-Potenzial des Wallis. Dabei kommt ihm nicht nur sein betriebswirtschaftlicher Hintergrund, sondern auch seine Ausbildung zum zertifizierten Swiss Cycling Guide zugute: Schliesslich gibt es nichts Besseres, als Augen und Ohren nah an der Szene und den Bedürfnissen der Kunden zu haben.
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Trails, Trails, Trails

Während Jan über seine Arbeit erzählt, schweifen wir immer wieder ab, weil ich meiner eigenen Begeisterung Ausdruck verleihen muss. Mit zwei Freunden habe ich im vergangenen Jahr einen Mountainbike-Roadtrip durch das Wallis unternommen. Die Erinnerungen haben sich fest eingebrannt. Oberhalb von Grächen Frühstück in Gesellschaft von Steinböcken und Gämsen. Urige kleine Bergbahnen. Philosophische Gespräche im Hotpot mit 4000er-Blick auf der Moosalp. Zu viele Drinks im Belle-Époque-Hotel. Ein fantastisches Abendessen mit dem Head Shaper des Bikepark Champéry-Morgins. Und dazwischen: Trails, Trails, Trails. So abwechslungsreich, lang und vielschichtig wie fast nirgends sonst. Auf Gletscherschliff, über Blockhalden, durch Trockenwiesen, auf federndem Waldboden, durch Spitzkehren und über natürliche Hindernisse, durch Bäche, über Kuhweiden und durch Rebberge. «Da haben wir mit unseren grossen Höhenunterschieden und der guten Transportinfrastruktur natürlich schon einen riesigen Standortvorteil», sagt Jan und lacht. Dazu kommt ein extrem dichtes Wegenetz, welches das etwa 160 Kilometer lange Rhonetal und seine Seitentäler erschliesst. Viele werden sehr selten begangen oder befahren. «Wir müssen nur sehr wenig komplett neu bauen, sondern können mit vergleichsweise kleinem Aufwand bestehende Wege nutzbar machen. Das ist uns auch wichtig. Wir leben in und mit der Natur, unsere Ressourcen sind begrenzt.» Es sei nicht das Ziel, möglichst viele Flowtrails in die Gegend zu pflanzen, erklärt der Fachmann. «Oft vergessen Touristiker, dass ein Trail alleine noch kein Angebot darstellt, das auch Wertschöpfung generiert. Eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert deutlich mehr Beschäftigung mit dem Thema – hat aber dann auch das Potenzial auf entsprechenden Impact.»
Im Val d'Anniviers schlängelt sich der Trail südlich von St. Luc durch das Hochtal unterhalb des Le Toûno.
Foto: Valais/Wallis Promotion/Pascal Gertschen
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Im Val d'Anniviers schlängelt sich der Trail südlich von St. Luc durch das Hochtal unterhalb des Le Toûno.
Ein knappes Jahr dauert es zumeist, bis eine komplette Region, wie etwa das Lötschental, hinsichtlich ihres Mountainbike-Potenzials analysiert ist und ein Masterplan erstellt werden kann. Vorab gibt es viele Überlegungen auf strategischer Ebene: Welche Bereiche sind sensibel, welche geschützt? Auf welchen Wegen ist die Nutzungsintensität bereits hoch?  Welche Aufstiegsanlagen, welche Infrastruktur und welche Services für Biker sind bereits vorhanden? Aus diesen raumplanerischen Analysen entstehe ein erstes Grobkonzept, das dann sämtlichen Interessengruppen einer Region vor- und zur Diskussion gestellt werde. «Pro Region kannst du mit bis zu 40 Gemeinden mit jeweils vier bis sechs Interessengruppen rechnen: Alp- und Jägerschaften, Naturschutz, kantonale Stellen, die lokale Bikeszene und so weiter. Oft geht es dabei durchaus heiss zur Sache», schmunzelt er.

5 gute Gründe für Bike-Trips ins Wallis      

  • klimaneutrale Anreise durch enge Taktung und Abstimmung der  öffentlichen Verkehrsmittel aufeinander
  • spontane Tourenplanung durch hervorragende Beschilderung möglich
  • maximal viele Tiefenmeter durch Einbezug der Bergbahnen und Postauto-Linien mit Biketransport
  • beeindruckendes Panorama mit den höchsten Bergen der Alpen
  • hervorragende Trail-Infrastruktur  
Enstpannt über Waldwege bei Crans-Montana. Das Bergdorf hoch über dem Rhonetal ist 2021 Gastgeber der Enduro World Series.
Foto: Valais/Wallis Promotion/David Carlier
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Enstpannt über Waldwege bei Crans-Montana. Das Bergdorf hoch über dem Rhonetal ist 2021 Gastgeber der Enduro World Series.

Ein Traumjob?

Jans anschliessender «Traumjob»: Nach dieser «informellen Vorprüfung» mit dem Team bis zu 300 Kilometer Wege einer Region abzufahren und fotografisch und geografisch zu erfassen. Doch das relativiert sich etwas, wenn man ihn sein komplettes Aufgabenspektrum schildern hört. Hier braucht er vor allem eines: Ausdauer. Nicht nur, um die Strecke abzufahren. Partizipative Prozesse wie die Erstellung eines Mountainbike-Masterplans sind nun mal kein Spaziergang, sondern ein Marathon, bei dem es darum geht, mit viel Kraft und Begeisterungsfähigkeit und ausgehandelten Kompromissen den Plan in die Tat umzusetzen.
Den Fokus alleine auf die Trails zu richten, wäre im Wallis viel zu schade. Man würde ja glatt das 4000er-Panorama, wie hier mit Bishorn und Weisshorn, verpassen.
Foto: Valais/Wallis Promotion/David Carlier
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Den Fokus alleine auf die Trails zu richten, wäre im Wallis viel zu schade. Man würde ja glatt das 4000er-Panorama, wie hier mit Bishorn und Weisshorn, verpassen.

Akzeptanz durch Qualität

«Die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Wegenetz, also eines, das von den Nutzern akzeptiert wird, ist seine Qualität. Besser, man hat vorerst keine als eine schlechte, unattraktive Route. Aber faire Kompromisse sind Teil des Deals», sieht Jan das ganz pragmatisch. «Denn wir alle haben unsere Motive, uns in der Bergwelt zu bewegen. Schlussendlich ist so ein Masterplan ein Konsenspapier. Doch eigentlich kann man die Menschen recht gut begeistern und sie auffordern, eine gemeinsame Vision zu entwickeln.»

Ziel sei es, mit dem Angebot «Valais Bike» bis 2022 zehn qualitative Allmountain-Etappen zu schaffen. Diese ermöglichen ambitionierten Bikern das Wallis auf Trails zu durchqueren, ohne sich um das Organisatorische kümmern zu müssen. Auf abwechslungsreichen Tagesetappen wechselt man mehrmals von den sonnenverwöhnten Südhängen der Berner und Waadtländer Alpen über die Rhone hinweg auf die Nordhänge der Walliser Alpen mit ihren mächtigen Gletschern und durchkreuzt dabei von den kargen Gipfelbereichen bis in die üppigen Rebberge mehrere Vegetationszonen. So gelangt man mit Unterstützung von Bergbahnen und Postautos von Leukerbad über Unterbäch, Grächen und Brig.
«dieses Glücksgefühl, irgendwo ganz weit oben zu stehen und zu wissen: du hast jetzt annähernd 2000 Tiefenmeter vor dir.»

Highlights en masse

In schneller Folge schildert Jan den Routenverlauf mit den dazugehörigen Highlights, die wohl jedem Mountainbiker das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Meine Notizen lesen sich hinterher wie das Anforderungsprofil eines perfekten Bike-Urlaubs: Phänomenales Viertausender-Panorama. Hochplateaus voller Alpenblumen. Föhrentrails. Relaxen im Thermalwasser. Frisch gebackenes Roggenbrot. Alpenrosen. Spitzkehren. Gämsen und Steinböcke. Suonen. Bergseen. Stockalperschloss. Enduroparadies. Rebberge. Altehrwürdige Hotels. Gletscher. Geraniengeschmückte Holzhäuser. Ratternd springt das Kopfkino an. Nur mühsam unterdrücke ich den Impuls, zum Smartphone zu greifen und direkt an meine Freunde zu schreiben: «Im Juni schon was vor?» Jan liest scheinbar meine Gedanken – oder interpretiert mein entrücktes Lächeln einfach nur richtig. «Komm‘ vorbei! Denn neben diesen drei Etappen von «Valais Bike» gibt es sieben weitere. Sie sind noch top secret und werden offiziell erst Mitte 2021 oder 2022 vorgestellt.»

Mit einem zertifizierten Swiss Cycling Guide könnte ich sie aber schon 2021 entdecken ... Doch neben dieser Route hat Jan noch weitere Highlights in petto. «Das Wallis ist wirklich ein Spielplatz der Superlative. Das ist nämlich das Allerbeste an meinem Job: Durch ihn habe ich meinen eigenen Kanton nochmal ganz anders und viel intensiver kennengelernt.»

Valais Bike - Etappentour

Gut organisiert auf den schönsten Trails durchs Wallis. Die Etappentour «Valais Bike» führt in vier Etappen «self guided» über die besten Singletrails des Oberwallis. 
In dem buchbaren Angebot für CHF 629.– sind folgende Leistungen enthalten:

  • 3 Übernachtungen im Bikehotel mit Frühstück und Gepäcktransport
  • Alle Seilbahn-Transfers
  • Roadbook und GPS-Daten
  • Eintritt ins Thermalbad in Leukerbad

Alle Infos: wallis.ch/valaisbike

Details

Tag 1: Ankunft in Leukerbad
Eintritt in das Thermalbad Walliser Alpentherme & Spa

Tag 2: Leukerbad – Unterbäch:
Distanz: 32,5 km
Höhendifferenz: ↑ 505 m
 
Tag 3: Unterbäch – Grächen:
Distanz: 32,6 km
Höhendifferenz: ↑1107 m

Tag 4: Grächen – Brig:
Distanz: 48,7 km
Höhendifferenz: ↑ 1075 m

Tagestouren im Wallis

Häxutrail Bike Belalp
Flowgefühle auf dem Häxutrail: Auf sechs Kilometern Länge geht’s in Kurven und mit kleinen Sprüngen auf dem neu gestalteten Trail durch Wald und Lichtungen von der Belalp hinab nach Blatten.

Chällerflüe Bike Leukerbad
Bei dieser 18 Kilometer langen Allmountain-Tour ist Schwindelfreiheit bei der Querung einer Felswand gefragt. Die Belohnung: 1110 Höhenmeter Singletrails der Extraklasse vom Panoramabalkon bis hinab ins Weindorf Varen. 

Jeizibärg Bike
Flow und Steine für Liebhaber naturbelassener Trails in schöner Landschaft. Die 25 Kilometer lange Route beinhaltet ausserdem exklusive Viertausenderblicke.

Alle Touren, Angebote und  Übernachtungsmöglichkeiten auch auf: 
wallis.ch/mountainbike

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